Frage an Wolf Bauer von Detlef S. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Hr. Dr. Wolf Bauer,
ich habe die letzten Tage im Radio gehört, das die BRD bis 2010
420 Millionen in Afghanistan stecken möchte. Meine Frage ist nun: Im Bundestag wird die ganze Zeit darüber gestritten, das wir Einsparungen machen müssen, und den Bürger keine Steuererleichterungen zugestehen können. Ist der Staat nicht verpflichtet in erster Linie seinen Volk zu dienen, bevor das Geld ins Ausland geht. Ich habe großes Verständnis dafür, das man diesen Ländern hilft, aber man sollte erstmal vor der eignen Haustüre kehren.
So wie ich gibt es viele Arbeitnehmer, die eine 40STD Woche absolvieren und am Ende des Monats kaum noch mit ihrem Geld auskommen. Wenn ich bedenke was bei uns in Deutschland alles geschlossen wird, weil angeblich das Geld fehlt, dann muß ich mir wirklich die Frage stellen: Warum gehen 420MillionenEuro nach Afghanistan. Wann lernt Die Bundesregierung entlich das auch die Innenpolitik wichtig ist, es bringt nichts nach außen hin gut da zu stehen, wenn es im eigenen Land den meisten Mitmenschen schlecht geht.
Mit freundlichen Grüßen
Detlef Sonnenberg
Sehr geehrter Herr Sonnenberg,
unseren Wohlstand und allgemein hohen Lebensstandard können wir nur beibehalten, wenn unsere exportorientierte Wirtschaft auf dem Weltmarkt Absatzmärkte findet, auf denen sie Ihre Produkte verkaufen kann. Die Entwicklung der Weltwirtschaft kann jedoch durch viele Einflüsse, die auch Auswirkungen auf unser Leben haben, erschüttert werden -- beispielsweise durch Anschläge terroristischer Netzwerke wie am 11. September 2001. Um diese Form des Terrorismus zu bekämpfen, ist vieles notwendig:
§ die Verfolgung der Drahtzieher solcher Anschläge,
§ das Austrocknen von Ausbildungs- und Rückzugsgebieten
§ oder das Aufzeigen von Perspektiven für die ärmsten
Bevölkerungsschichten, um dem Terrorismus den Nährboden für
Rekrutierungen zu entziehen -- und das nicht nur in Afghanistan.
Ich glaube, unser Engagement -- sowohl in finanzieller als auch in personeller Hinsicht -- ist ein vergleichsweise geringer Preis, den wir bezahlen, um wohlhabend, frei und verhältnismäßig sicher zu sein.
Unabhängig davon ist es für mich als Politiker der Christlich Demokratischen Union auch eine moralische Verpflichtung, die afghanische Bevölkerung nach all dem Leid, das ihr widerfahren ist, nicht im Stich zu lassen.
Darüber hinaus teile ich Ihre Einschätzung, dass die meisten Bürger Deutschlands in Armut leben, nicht. Ich bin mir bewusst, dass viele Bürger Schwierigkeiten damit haben, ihr Auskommen zu sichern -- aber sowohl bei internationalen als auch europäischen Vergleichen der Lebensstandards brauchen wir uns nicht zu verstecken. Kaum ein Land bietet einen vergleichsweise ähnlich hohen Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten wie Deutschland. Damit ist die Politik nicht aus der Verantwortung entlassen, Existenzängste aufzufangen und auch weiterhin für die Chancengleichheit aller Bürger Sorge zu tragen -- im Gegenteil. Aber manchmal empfinde ich -- gerade in meiner Eigenschaft als Entwicklungspolitiker - die Vergleiche und Relationen, die in der Debatte über Armut angeführt werden, leicht absurd.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Wolf Bauer