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Frage von Ursula P. •

Frage an Wolf Bauer von Ursula P. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Dr. Bauer,

viele Menschen sind wie ich besorgt darüber, dass inzwischen immer mehr "Genfood" auf unseren Tellern landet, die von der Mehrheit der Menschen auch abgelehnt wird.

Nun sollen in Rostock Kartoffeln unter verschiedenen Aspekten genmanipuliert werden.

Ich kann es gar nicht fassen, dass Grundnahrungsmittel gentechnisch verändert werden! Da solche Veränderungen nie mehr zurück zu holen sind, möchte ich gerne wissen, wie Sie dazu stehen, damit ich meine Wahlentscheidung entsprechend treffen kann - denn dies ist eine für mich eminent wichtige Weichenstellung!

Weiterhin möchte ich gerne wissen, wie Sie zur Ampelkennzeichnung bei Nahrungsmitteln stehen. Werden Sie den Wünschen der Nahrungsmittelindustrie nachkommen, die Inhalte NICHT so einfach und eingängig zu kennzeichnen oder werden Sie den Bürgern helfen, die Inhaltsstoffe LEICHT zu erkennen?

Mit freundlichen Grüßen

Ursula Platz-Dumas

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Platz-Dumas,

seit Jahren werden in die EU Ölsaaten und eiweißhaltige Futtermittel eingeführt, weil der Selbstversorgungsgrad der EU bei diesen Produkten bei nur etwa 35 % liegt. 2007 erreichten diese Importe ca. 40 Mio. Tonnen, zum einen Sojaschrot mit 22 Mio. Tonnen, zum anderen 15 Mio. Tonnen Sojabohnen sowie 2,6 Mio. Tonnen Maiskleberfutter. Ein Großteil dieser Futtermittel - vor allem Sojaschrot und Maiskleberfutter - stammen von gentechnisch veränderten Pflanzen. 2007 lag der Anteil gentechnisch veränderter Sojabohnen an der gesamten Anbaufläche in den USA bei fast 90 %, in Argentinien nahe zu 100 % und in Brasilien rund 50 %. So kommen natürlich auch gentechnisch veränderte Futtermittel nach Deutschland, die Soja-Einfuhr beläuft sich auf rund 4 Mio. Tonnen jährlich.

Die derzeitige Kennzeichnungsregelung dient nicht der Aufklärung des Verbrauchers, sondern führt ihn in die Irre. Nachdem alles, was durch den Tiermagen gegangen ist, nicht gekennzeichnet werden braucht, ebenso wenig wie gentechnisch veränderten Enzyme, meint ein Großteil der Bevölkerung, dass er mit Gentechnik noch nicht in Berührung gekommen ist. Experten der Lebensmittelbranche dagegen stellen fest, dass bei konsequenter Kennzeichnung 80 % unserer Lebensmittel als gentechnisch verändert auszuzeichnen wären.

Auch hier sind Lebensmittel gentechnisch verändert. So werden gentechnisch modifiziertes Soja-Lecithin für die Weiterverarbeitung zu Schokolade, Emulgatoren und Vitamin E aus gv-Soja und Speiseöl aus genetisch verändertem Mais oder Raps hergestellt. Weitere Möglichkeiten finden sich bei der Herstellung von Futtermitteln, Backwaren oder umweltschonender Waschmittel. Zur Herstellung von Käse braucht man das im Magen säugender Kälber entstehende Lab bzw. das darin enthaltende Chymosin. Es wäre illusorisch, wollte man die benötigte Menge an Chymosin heute auf diese Art und Weise gewinnen, deshalb wird es weltweit gentechnisch erzeugt.

Mit der Novellierung des Gentechnikgesetzes ist auf Betreiben des Koalitionspartners die Möglichkeit geschaffen worden, ein Lebensmittel mit der Angabe „ohne Gentechnik“ zu bezeichnen. Während die vom damaligen Bundesgesundheitsminister Seehofer 1998 eingeführte Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ so gefasst war, dass das Lebensmittel absolut gentechnikfrei hergestellt werden musste, gibt es für die jetzt geschaffene Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ folgende Schlupflöcher: Bei Lebensmitteln dürfen entsprechend der EU-Ökoverordnung nur gentechnisch verändert Zusatzstoffe enthalten sein, wenn gentechnikfreie Zusatzstoffe am Markt nicht verfügbar sind. Bei Futtermitteln können ohne diese Beschränkungen gentechnisch veränderte Zusatzstoffe eingesetzt werden. Außerdem gibt es die Regelung, dass Tiere, deren Fleisch als Lebensmittel in den Handel gebracht wird, einen Teil ihrer Lebenszeit mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert werden durften. Trotzdem darf das Fleisch dann als „gentechnikfrei“ bezeichnet werden. Etwaige Änderungen an der Kennzeichnungspflicht obliegen den zuständigen Fachpolitikern im Ausschuss für Ernährung, Verbraucherschutz und Landwirtschaft.

Bei Ihrer Wahlentscheidung kann ich Ihnen leider nicht helfen – ich werde für eine weitere Legislaturperiode nicht mehr kandidieren.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Wolf Bauer