Frage an Winfried Hermann von Werner M. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Hermann,
schon vor ca. 30 Jahren kamen Ideen auf, verschiedene Verkehrsmittel viel stärker miteinander zu vernetzen. Daraus ist bekantlich bisher kaum etwas Relevates erwachsen.
Können Sie zusagen, sich ideologiefrei dem Thema zu widmen und auch dem Individualverkehr mit dem Pkw einen berechtigten Platz einzuräumen?
Trauen Sie sich, entgegen grüner Träumereien, an Einfallstraßen größerer Städte - wie Heilbronn - Pendler-Parkhäuser zu errichten, wo diese vom Auto auf ein Zweirad umsteigen können (eigen oder mit Flatrate gemietet, mit oder ohne E-Motor-Unterstützung)? Damit würden die Lärm- und Feinstaub-Belastung in der betreffenden Stadt drastisch zurückgehen, ohne den Verkehr auf 40 zu drosseln.
Warum gibt es auf Bahnstreckem keine einfache Verlade-Möglichkeit von Fahrrädern wie bei der Stuttgarter Zahnradbahn nach Degerloch hoch?
Wenn das Fördern des Radverkehrs gelingt: Sind schon Konzepte in der Schublade, um Parkmöglichkeiten vor Zentren und Einzelhandelsgeschäften sauber, schön, zweckäßig und elegant zu gestalten?
Sehr geehrter Herr Marquardt,
besten Dank für Ihre Anfrage per Abgeordneten-Watch. Diese hat bei mir allerdings auch einige Fragen ausgelöst.
Was heißt denn für Sie, dem Individualverkehr mit dem PKW einen berechtigten Platz einzuräumen? Derzeit sind in der BR Deutschland 47 Millionen PKW zugelassen – viele davon völlig überdimensionierte SUV. Das ist mehr als ein um ein vielfach größeres Flächenland wie Argentinien überhaupt Einwohner hat. Würden Sie sagen, diese Menge wäre der berechtigte Platz für PKW in unserem Land? Angesichts der Dauerstaus auf unseren Straßen sehe ich das nicht so.
Und angesichts der Tatsache, dass der Verkehr 20% zum CO2-Ausstoß in Deutschland beiträgt (Baden-Württemberg sogar über 30%), halte ich einen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel für dringend geboten. Der Verkehr in Deutschland ist auch der Sektor, der seit 1990 keine Reduktion des CO2-Ausstoßes zu verzeichnen hat, vielmehr ist dieser Ausstoß seither sogar gestiegen.
Den Bau von Pendler-Parkhäusern am Rande der Städte halte ich für einen Aspekt, der Erleichterung im Verkehrs- und CO2-Bereich schaffen kann. Aber „erträumen“ Sie sich nicht zu viel von dieser Maßnahme. Wenn z. B. 20 000 PKW pro Tag das Gewerbegebiet Vaihingen/Möhringen am Südrand von Stuttgart anfahren – wie viele Parkhäuser werden Sie da wohl brauchen? Meine Antwort ist daher der vom Verkehrsministerium mitfinanziert Ausbau des Bahnhofs Stuttgart-Vaihingen zum Regionalbahnhof, damit mehr Menschen vom Auto auf die Schiene umsteigen können.
Bei der Fahrradmitnahme sind Sie glaube ich nicht mehr ganz auf dem aktuellen Stand. Die von mir in den letzten Jahren ausgeschriebenen Bahnverkehre im Land enthalten als Qualitätskriterium die großzügige Mitnahme von Fahrrädern.
Konzepte für Parkmöglichkeiten für Fahrräder vor Einkaufszentren oder Einzelhandelsgeschäften liegen nicht nur in der Schublade, sondern werden von den Kommunen mit finanzieller Unterstützung des Verkehrsministeriums bereits seit längerem umgesetzt – z. B. Fahrradparkhäuser u. ä.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Winfried Hermann