Frage an Winfried Hermann von Wolfram Christoph E. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Hermann,
Als Vielfahrer stelle ich mir immer wieder die Frage (die ich hiermit an Sie weitergebe): "Wer ist dafür verantwortlich, wann die 4. Spur zwischen Echterdingen und Kreuz Stuttgart auf der A8 freigegeben wird?" Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft diese Spur gesperrt ist, obwohl sich der Verkehr staut. Und dann wieder, offen, obwohl die Verkehrsdichte nicht hoch ist. Auf meine klare Frage nach der Verantwortlichkeit erhoffe ich mir ein klare Antwort von Ihnen.
Sehr geehrter Herr E.,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich im Folgenden gerne beantworte.
Im Bereich von Stuttgart haben die Staus auf den Autobahnen insgesamt eher zugenommen. Dieser Trend ist durch die allgemeine Verkehrssteigerung und durch die wachsende Anzahl von Baumaßnahmen (einschließlich Tagesbaustellen zur Unterhaltung) bedingt. Insoweit ist auch in den kommenden Jahren vermutlich nicht mit einer rückläufigen Entwicklung zu rechnen, da notwendige Infrastrukturverbesserungen (aktuell Ausbau der A8 zwischen AD Leonberg und AK Stuttgart) trotz flankierender Maßnahmen wie der Verlagerung der Baustellenaktivität in die Nacht weitere Verkehrsbehinderungen mit sich bringen werden.
Die temporäre Seitenstreifenfreigabe (TSF) an der A8 zwischen AS Möhringen und AK Stuttgart bewirkt nachweislich eine Verbesserung der Verkehrsqualität. Um dies zu quantifizieren, wird derzeit eine wissenschaftliche Untersuchung von der Universität Stuttgart durchgeführt. Die qualitative Verbesserung kann bereits aus den Rückmeldungen der Autofahrer abgeleitet werden. Entweder gibt es Lob für die Freigabe des Seitenstreifens oder Kritik, wenn er trotz hohen Verkehrsaufkommens gesperrt bleibt. Beide Meldungen bescheinigen der TSF grundsätzlich eine positive verkehrliche Wirkung.
Für eine Seitenstreifenfreigabe müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein. Zum Einen eine hohe Verkehrsbelastung und zum Anderen die Hindernisfreiheit auf dem Seitenstreifen. In Fahrtrichtung Karlsruhe ist an allen Werktagen, in Fahrtrichtung München von Montag bis Donnerstag, eine Seitenstreifenfreigabe zu vorgegebenen Uhrzeiten eingestellt. Eine Anforderung aus verkehrlichen Gründen (unabhängig von der Uhrzeit) wird an den zugehörigen Messquerschnitten im betroffenen Abschnitt ermittelt. Nach einer Anforderung (zeitlich und/oder verkehrlich) überprüft ein Operator in der Verkehrsrechnerzentrale des Landes die Hindernisfreiheit auf dem Seitenstreifen. Dies kann je nach Verkehrsaufkommen und Wetterlage bis zu 15 Minuten dauern. Bei einem schnellen Anstieg der Verkehrsstärke in den Morgenstunden kann es hierdurch zu einer verspäteten Freigabe des Seitenstreifens kommen. Bei Hindernissen auf dem Seitenstreifen oder, wie in letzter Zeit sehr häufig, bei Fahrzeugen in den Nothaltebuchten erfolgt keine Freigabe.
Bei der zur Zeit noch vorherrschenden morgendlichen Dunkelheit ist die Prüfung auf Hindernisfreiheit zusätzlich erschwert. Auch deshalb kann es zu einer verspäteten Freigabe in den Morgenstunden kommen. Versuche mit Infrarotkameras und Infrarotscheinwerfen führten zu keiner befriedigenden Lösung. Eine Ausleuchtung des Seitenstreifens während des Scanvorgangs wurde wegen möglicher Blendung von Verkehrsteilnehmern verworfen. Versuche mit Wärmebildkameras erscheinen vielversprechend und werden weiter verfolgt.
Hinsichtlich der Verkehrsbelastungen wird auf die Internetseite der Straßenverkehrszentrale verwiesen: http://www.svz-bw.de
Mit freundlichen Grüßen
Winfried Hermann