Frage an Winfried Hermann von Ingo N. bezüglich Verkehr
Vielen Dank für Ihre Informative Antwort.
Interessant, dass Besserverdienende zwar überproportional Steuern zahlen dürfen, aber nur unterproportional absetzen dürfen sollen.
Die von Ihnen favorisierte Firmenwagenregelung sieht auf den ersten Blick geeignet aus, den angestrebten Zielen näher zu kommen. Allerdings ist sie auch sehr kompliziert, wo doch unser Steuersystem sowieso schon zu kompliziert ist. Dazu müsste sie auch noch regelmässig angepasst werden. Wir wollen doch nicht auf dem Stand der Technik stehenbleiben. Natürlich kann ich auch noch nicht erkennen, wo hier Fahrzeuge mit einer größeren Nutzleistung, wie mehr Sitze oder größerem Kofferaum, in die Rechnung eingehen. Ich sehe immer noch die alternativen zwei Kleinwagen, statt des einen großen. Oder der gebrauchte aber alte Spritschlucker privat.
Zu Ihrem Ziel die Elektromobilität zu fördern hätte ich dann auch noch eine Bitte. Sicherlich hat sich nach dem Ende meines Studiums der Fahrzeugtechnik vor knapp 10 Jahren sehr viel getan. Damals galt die Elektromobilität unter Fachleuten noch nicht unbedingt als Umweltfrendlich. Der Primärenergieeinsatz war derzeit ohne Wäremekraftkoppelung ähnlich eines Fahrzeuges mit Verbrennungsmotor. Kommt bei der Berechnung dem Verbrennungsmotor die Wärmekraftkopplung zugute (Heizleistung im Winter), verschlechtert sich die Situation für den Elektrowagen noch weiter.
Lediglich im direkten Umfeld des Fahrzeuges wäre die Luft sauberer.
Können Sie einen oder zwei Links auf Wissenschaftliche Dokumente aufzeigen, in denen die Umweltfreundlichkeit von Elektromobilen aufgezeigt wird? Da wir derzeit noch Kohle verbrennen, um unseren Strombedarf (ohne Elektromobile) decken zu können, sehe ich nicht, wo sich hier eine Verbesserung ergeben könnte.
Um dem ganzen einen Sinn zu geben, würde ich nur solche Fahrzeuge betrachten, die nicht in Konkurrenz zum Fahrrad stehen, sondern als Alternative zum Auto mit Verbrennungsmotor, 5 Sitzplätzen und Kofferaum nutzbar sind.
Sehr geehrter Herr Nolden,
danke für Ihre Nachfragen.
Es vergeht derzeit kaum eine Woche, in der nicht ein großer Automobilhersteller neue Pläne für Elektroautos ankündigt. Aus der Vergangenheit sind wir jedoch gewarnt, dass der Verweis auf eine klimafreundliche automobile Zukunft den Herstellern häufig als Vorwand diente, um in der Gegenwart keine effizienteren Autos anzubieten. Wir wollen, dass sich dies ändert.
*Elektroautos und vor allem Plug-In-Hybride sind technisch ausgereift für eine Massenfertigung.* Wir müssen durch Zuschüsse dafür sorgen, dass sich ein Markt für diese Fahrzeuge entwickelt, die gerade in den Anfangsjahren deutlich teurer sein werden als konventionelle Fahrzeuge.
Elektromobilität löst nicht alle Verkehrsprobleme. Vor allem wird es dauern, bis sie sich durchgesetzt hat. Sie ist nur ein Baustein grüner Verkehrs- und Mobilitätspolitik. Die Senkung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren bleibt daher auf mittlere Sicht der weitaus wichtigste Beitrag zum Klimaschutz bei Fahrzeugen. Denn Verbrennungsmotoren werden noch über Jahre die dominierende Antriebsform bleiben. Es bleibt weiterhin eine ebenso wichtige Aufgabe einer integrierten und nachhaltigen Mobilitätspolitik, unnötige Transporte zu vermeiden und Auto- und Lkw-Verkehr auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu verlagern.
Für die dritte Säule einer ökologischen Verkehrspolitik, die verträgliche Gestaltung des motorisierten Verkehrs, bietet die Elektromobilität eine viel versprechende Zukunftsoption für eine weitgehend emissionsfreie Mobilität. Elektroautos mit Ökostrom erfüllen die Anforderungen an grüne Autos. Denn die Vorteile der Elektromobilität liegen auf der Hand: Sie sorgt durch lokal emissionsfreie und leise Antriebe für eine Verbesserung der Umweltbedingungen, insbesondere in den Städten und löst durch die Verwendung erneuerbarer Energien die Abhängigkeit vom Öl. Dadurch schafft sie eine langfristig bezahlbare individuelle Mobilität während der Ölpreis aufgrund der begrenzten Ölvorräte mittel- und langfristig weiter stark ansteigen wird. Auch bietet sie hervorragende Chancen, erneuerbare Energien intelligent zu nutzen. Die Batterien könnten insbesondere in Zeiten von Überschussstrom aus Wind und Sonne geladen werden. In einem zweiten Schritt könnte Strom aus den Batterien eingespeist werden, wenn die Nachfrage besonders groß ist. Dabei erfordert der Übergang zur postfossilen, erneuerbaren Elektromobilität keinen abrupten Systemwechsel, sondern erlaubt für einen Übergangszeitraum die parallele Optimierung des Neuen (Elektroantrieb) mit dem Alten (Verbrennungsmotor) in Hybriden und Plug-In-Hybriden. Letztlich bieten jedoch nur echte Nullemissionsfahrzeuge eine klimapolitisch akzeptable Perspektive für die sich abzeichnende Massenmotorisierung in den Entwicklungs- und Schwellenländern, die nach Prognosen zu einer Verdopplung der weltweiten Automobilflotte auf über zwei Milliarden Fahrzeuge bis 2030 führen wird.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat gezeigt, wie in Deutschland ein Markt für Zukunftsindustrien geschaffen werden kann. Die Branche der erneuerbaren Energien hat viele international führende deutsche Unternehmen hervorgebracht und 250.000 Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen. Wir stehen jetzt vor der Entscheidung, ob wir diesen Erfolg bei der Elektromobilität wiederholen wollen und die deutsche Automobilindustrie dabei führend positionieren, oder ob wir zuschauen, wie andere Staaten diesen Zukunftsmarkt für sich besetzen.
Die Ökobilanz von Elektromobilität ist auch beim derzeitigen deutschen Strommix schon besser als selbst effiziente Verbrennungsmotoren. Mit Kraftwärmekopplung und vor allem mit Strom aus erneuerbaren Energien wird sie noch besser, bzw. Elektroautos werden zu echten Nullemissionsautos, siehe dazu auch:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26669/1.html
http://www.fraunhofer.de/presse/presseinformationen/2009/06/Presseinformation18062009Elektromobilitt.jsp
Mit freundlichen Grüßen,
Winfried Hermann