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Frage von Lisa N. •

Frage an Willi Brase von Lisa N. bezüglich Jugend

Sehr geehrter Herr Brase.

Unsere Kinder werden ärmer, sind schlecht in der Schule und neigen immer mehr zu Gewalt.
Dass eine Kindergartenpflicht oder zumindest die Garantie eines Kindergartenplatzes hier grundlegene Probleme mindern kann, wird Ihnen eine 12. Klasse im Pädagogikunterricht innerhalb weniger Stunden darlegen können. Warum schafft Politik diese Erkenntnis nicht, oder warum wird nichts getan?

Kinder aus sozial schwachen Familien oder aus Einwandererfamilien kommen oft aus Kostengründen nicht in den Kindergarten. Die daraus resultierenden Nachteile, damit meine ich soziale und sprachliche Defizite, können in den 4 Jahren Grundschule in aller Regel nicht behoben werden. Dann heißt es für viele Kinder, die vielleicht nur etwas früher mit Gleichaltrigen hätten spielen müssen, ab auf die Hauptschule.
Diese Schulform ist seit geraumer Zeit ein Sammelbecken für perspektivlose "Hartz IV-Kinder", Gewalt und ein geringes Bildungsniveau sind für sie normal. Eine bereits diskutierte Auflösung der Hauptschulen halte ich für völlig sinnlos, da sich das Problem so nur verlagert. Ich selbst wohne gegenüber einer Hauptschule, und beobachte täglich, wie die Kinder miteinander umgehen. Diese Entwicklung macht mich traurig und ich verstehe nicht, warum der Kindergarten in Deutschland nicht längst ein Teil des Bildungssystems ist - wie in anderen Ländern, in denen auch die Grundschule länger als 4 Jahre dauert.
In Deutschland sind Kindergärten leider noch immer als "Verwahrungsstätten" angesehen, in die berufstätige Eltern ihre Kinder "abschieben". Dass die Kleinen dort schon wichtige Dinge spielend lernen und den Kontakt zu anderen oft ein Leben lang schätzen, findet kaum Beachtung.

Gibt es eine Diskussion zu diesem Thema und wenn ja, wie geht es weiter?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Neumann,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Entgegen der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung ist -- laut der Studie "Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt" des Bundesministeriums des Inneren und des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen e. V. von 2009 -- die Jugendgewalt seit 1998 gesunken oder zumindest nicht angestiegen. Die landläufige
Meinung, Jugendgewalt nehme zu, ist auch dem erhöhten Anzeigeverhalten der Gewaltopfer bei Körperverletzungsdelikten geschuldet.

Dennoch stimme ich Ihnen absolut zu, dass jedes Kind die Möglichkeit haben sollte, einen Kindergartenplatz zu erhalten. Mit dem Kinderförderungsgesetz wurde ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz geschaffen. Die SPD hat maßgeblich um diesen Rechtsanspruch gekämpft. Denn nur ein Rechtsanspruch gewährt Eltern die
Sicherheit, auch tatsächlich einen Betreuungsplatz für ihr Kind zu bekommen. Bis 2013 werden Bund, Länder und Kommunen den Ausbau der Kinderbetreuung für Kinder unter drei Jahren mit bis zu 12 Milliarden Euro fördern.

Diese Maßnahme ist wichtig, meiner Meinung nach aber noch nicht ausreichend. Nur die Beitragsfreiheit für Kindertagesstätten gewährleistet, dass auch Kinder aus materiell schlechter gestellten Familien einen Kindergartenplatz in Anspruch nehmen können und somit keine Bildungsdefizite entstehen. Die SPD fordert im Entwurf ihres neuen Regierungsprogramms, dass der Besuch einer Kindestagesstätte vollständig gebührenfrei gestaltet wird. Ich kann dies nur voll unterstützen.

Auch zum Thema Hauptschule gebe ich Ihnen recht: Das heute bestehende Schulsystem ist -- wie auch Pisa gezeigt hat -- nicht zukunftsträchtig. Die SPD Nordrhein-Westfalen hat sich für eine Gemeinschaftsschule bis zur zehnten Klasse ausgesprochen. Die Gemeinschaftsschule fungiert nicht nur als integratives System, bei dem alle Kinder gleiche Bildungschancen, sondern auch eine individuelle Förderung erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Willi Brase