Frage an Willfried Maier von Claudia H. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrter Willfried Maier,
vielen dank für Ihre Antwort. Ich habe dazu noch ein paar Fragen.
Ich will einfach wissen, wieviel öffentliche Gelder direkt oder indirekt in das Hotelprojekt fließen und was im Gegenzug an Einnahmen erwartet wird. Mich interessiert z. B. im Zusammenhang mit den Polizeieinsätzen an der Sternschanze nicht nur wie diese zustande gekommen sind oder begründet werden, sondern eben auch wieviel das Ganze kostet.
Ich habe die Steuerabschreibungsmöglichkeiten und Denkmalschutzgelder erwähnt, um Sie darauf hinzuweisen, das diese Fördermittel in die Berechnung meiner Meinung nach einbezogen werden müssen. Nun haben Sie mir erklärt, was Sie grundsätzlich von solchen Abschreibungsmöglichkeiten und Denkmalschutzgeldern halten. Das ist zwar schön zu erfahren, aber eigentlich wollte ich mehr wissen, nämlich, ob sich die Investition für die Stadt lohnt. Dazu sagten Sie, Sie könnten das nicht beurteilen. Vielleicht können Sie mir aber AnsprechpartnerInnen nennen, die mit der Materie befasst sind und bei denen ich Näheres über die Förderung des Projekts und der Messe durch die Stadt Hamburg erfahren kann. Mich interessieren dabei ausschließlich die realen Kosten in Euro und Cent und die Prognosen für die erwarteten Einnahmen. Zu der erwähnten Förderung kommt noch eine Förderung durch die HWF hinzu, an der die Stadt Hamburg Gesellschafterin ist.
Eine grobe Aufschlüsselung der Kosten in z. B. "Denkmalschutz", "Steuerabschreibung", "Polizei", "Wirtschaftsförderung" und der erwarteten Einnahmen in z.B. "abgeführte Steuern von Mövenpick bis zum Zeitpunkt der Kostendeckung", "Ausgaben der Hotelbesucher im Viertel pro Jahr", etc. wäre hilfreich.
Mir ist sehr daran gelegen, dass die Diskussion um den Schanzenturm auf der Grundlage von Fakten -wie der Finanzplanung- stattfinden kann. Bitte hören Sie sich mal um. Sie wissen sicher besser als ich, wo die entsprechenden Personen zu finden sind und finden sie schneller.
Dass das Hotel im Zusammenhang mit der Neuen Messe entstehen soll, ist mir bekannt. Gerade deshalb hege ich u.a. Zweifel an der Rentabilität des Projekts. Ist der Markt für Messen und Kongresse nicht schon übersättigt in Deutschland?
Zum 15-jährigen Verfall des Turms, den Sie als Argument für den jetzigen Umbau hernehmen: Der Besitzer des Turms hätte dafür längst haftbar gemacht werden können. Bei stürmischem Wetter fielen und fallen messerscharfe Dachschindeln in den Park. Und das nicht nur innerhalb des Zauns. Die PolizistInnen, die dort teils unbehelmt bei jedem Wetter Wache stehen, sind dadurch jetzt besonders gefährdet. Auch eine Strafanzeige im letzen Jahr auf der Lerchenwache hat an diesem Zustand nichts geändert.
Sie schrieben, dass Denkmalschutzgelder Hamburgs Zahllast in den Länderfinanzausgleich mindern. Was heißt das denn?
Bis bald,
Claudia Herbst
Sehr geehrte Claudia Herbst,
ich fürchte, der Konkretisierungsgrad, den Sie wünschen, ist hinsichtlich einer öffentlichen Kosten- und Nutzenrechnung nicht herzustellen. Hinsichtlich der Abschreibungen ist er auch nicht sinnvoll. Abschreibungen sind auf jede Investition möglich. Sie sollen die Wertminderung der Investition im Laufe der Jahre ausgleichen, dürfen deshalb als Kosten den Erlösen einer Investition gegenübergestellt werden und mindern dadurch den zu versteuernden Gewinn. Dabei handelt es sich also im Prinzip überhaupt nicht um ein Steuergeschenk, sondern um ein ökonomisch vernünftiges Verfahren, Gewinne zu ermitteln. Die Abschreibungssätze für Gebäude sind nicht von Hamburg festgelegt, sondern durch Bundesgesetze und gelten unabhängig vom Einzelfall.
Auch beim Denkmalschutz handelt es sich nicht um eine spezielle Hamburger Förderung, sondern um Bundesregelungen im Steuerrecht. Auch diese mindern die Steuerschuld desjenigen, der denkmalgeschützte Gebäude wieder herrichtet und nutzt. Diese Minderung geht zu Lasten des Bundes und der Stadt, weil beide sich diese Steuereinnahmen teilen. Der Länderfinanzausgleich spielt insofern dabei eine Rolle als sinkende Hamburger Steuereinnahmen unsere Zahllast in den Länderfinanzausgleich verringern. Die Größenordnung dieser Bewegungen im konkreten Fall ist aber kaum zu ermitteln. Ich will aber gerne eine Kleine Anfrage an den Senat richten und dabei um Schätzgrößen bitten. Eine Förderung durch die HWF kann ich auch zu erfragen versuchen. Noch schwieriger ist eine Ermittlung sog. Umwegrentabilitäten hinsichtlich des wirtshaftlichen Nutzens einer Investition für den Gesamtwirtschaftskreislauf einer Stadt. Es gibt dafür keine zuverlässige Schätzungen.
Was nun den Sinn einer Messeerneuerung überhaupt angeht, so bleibt auch da natürlich Vieles im Risiko. Dennoch bin ich dafür und zwar mit einigen plausiblen Gründen: Hamburg ist die zweitgrößte Stadt der Republik, das wirtschaftliche Zentrum in Norddeutschland. Das spricht dafür, dass hier ein Messepotential existiert, das wir ja auch bisher mit der alten Messe haben nutzen können. Allerdings droht dieses Potential verloren zu gehen, weil die alte Messe zu klein und zu unmodern geworden ist. Deswegen muss die Erweiterung und Modernisierung sein.
Was schließlich die Polizeikosten angeht, müßte man wohl auf die dauerhaften Überwachungskosten während der Bauphase abheben. Auch danach will ich gerne fragen. Anlaßbezogene Kosten wie z.B. den Einsatz bei Demonstrationen kann man nur für den einzelnen Fall abfragen. Ich bin aber grundsätzlich der Meinung, dass die rechtmäßige Durchsetzung eines begründeten Rechtsanspruchs im Prinzip nicht durch Kostenargumente in Frage gestellt werden kann.
Ein Kleine Anfrage kann ich in der kommenden Woche auf den Weg bringen. Die Antwort des Senats erreicht mich dann eine gute Woche später.
Für eigene Nachfragen empfehle ich Ihnen den Bezirk und den dortigen Wirtschaftsbeauftragten. Ansonsten die Wirtschaftsbehörde. Aber da gehen Sie vermutlich dornenvolle Wege durch den Dschungel der Zusändigkeiten.
Mit freundlichem Gruß
Willfried Maier