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Frage von Günter B. •

Frage an Werner Kruck von Günter B. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Dr. Kruck,

in Ihrer Eigenschaft als Lehrer: warum schneidet Deutschland Ihrer Meinung nach bei Pisa so schlecht ab?

Mit freundlichen Grüßen
Günter Braun

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Sehr geehrter Herr Braun,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich hoffe, Sie erwarten von mir nicht zu viel in diesem Punkt, denn ich arbeite zwar seit 3 Jahren als Lehrer im Angestelltenverhältnis an einer öffentlichen Schule, bin aber von Beruf Sozialwissenschaftler und Ökonom.

Als problematisch erlebe ich vor allem zwei Umstände. Die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt beschädigt die Arbeitsmoral bei den Jugendlichen wie vermutlich auch bei vielen Eltern. Das schulische Lernen erscheint sinnlos, weil es an motivierenden Perspektiven mangelt. Wenn wir den Schülern die Motivation zurückgeben wollten, müssten wir uns als Lehrer intensiv mit Motivationen und Perspektiven befassen. Mindestens 10%, vielleicht sogar 20% der Zeit müsste in die Herstellung der Lernbereitschaft investiert werden. Der Lehrplan wird den heutigen demotivierenden Gegebenheiten aber nicht angepasst und die Lehrer sind selber nicht ausgebildet, um die schwierige gesamtgesellschaftliche Lage sozialpädagogisch sinnvoll zu verarbeiten.

Der andere auffällige Punkt ist die vielfach misslungene Integration der Ausländerkinder. Hier müsste die wesentliche gesellschaftliche Arbeit im Alter zwischen 2 und 5 Jahren geleistet werden, also in der Fase des Spracherwerbs. Was da in jungen Jahren versäumt wird, lässt sich später kaum noch reparieren. Doch gegenwärtig hat man eher Geld für gescheiterte 15jährige denn für die kindliche Frühförderung.

Wenn wir von Pisa reden, dann stellt sich uns eigentlich nicht das Problem, dass wir keine guten Schulen hätten in Deutschland. Nehmen Sie zum Beispiel die Odenwald-Schule in Heppenheim. Das Wissen, wie man gute Schule zu organisieren hätte, ist vorhanden. Allerdings ist die Odenwald-Schule eine Privatschule und kostet 25.000 EUR pro Jahr (mit Internat). Damit will ich sagen, vieles ist eben eine Frage des Geldes. Und da erscheint Schule für die "Kostenträger" eben als "Kostenfaktor" und nicht als Investition. Wie sollte ein Landkreis Schule auch als Investition begreifen, wenn es durch hoch qualifizierte Schüler anschließend nicht auch zu Mehreinnahmen des Landkreises kommt. Investives Denken findet nur statt, wo ein Verzicht oder eine Anstrengung heute zu Früchten in der Zukunft führt.

Als dritten Punkt möchte ich anführen, dass die Schulen in Preußen der Erziehung des idealen Untertanen dienten und dieser Ansatz weltweit Verbreitung gefunden hat. Mir ist dazu leider nur ein Buch in englischer Sprache bekannt von John Taylor Gatto, How public education cripples our kids, and why. Was man dazu hier ausführen könnte, wäre bereits wieder Inhalt eines eigenen Buches.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Werner Kruck