Frage an Werner Hoyer von Ralf O. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Hoyer,
Ist es überhaupt möglich, in Afghanistan hearts und minds der afghanischen Bauern zu gewinnen, wenn die NATO sich als Stütze des Feudalismus erweist-sei es in Afghanistan oder in Pakistan.Der Feudalismus radikalisiert doch den politischen Islam und verhindert jeglichen gesellschaftlichen Fortschritt.
Wäre es nicht sinnvoller, eine islamomarxistische Theologie der Befreiung unter den verschuldeten Bauern zu initiieren, die für eine Landreform auch mit der Waffe kämpft und die konkrete Perspektive von Schulderlaß, Besitz eines Stückes Landes und staatlichem Starhilfekredit hat?Großgrundbesitzer und Feudalherren könnten ja entschädigt oder an aufzubauenden Genossenschaften oder Industrien beteiligt werden (siehe japanische Landreform unter den Meijis).
Inwieweit hat die NATO-Strategie eine Landreform Afghanistans vorgesehen, die Überwindung des Feudalismus oder welche wirtschafspolitischen Zielvorstellungen hat sie?Oder ist ein moderater Feudalismus ohne Al Kaida, aber mit gemäßigten Taliban und Scharia die NATO-Zielvorstellung.Werden die Wiederaufbauteams, Entwicklungshelfer und Soldaten für eine systematische Landreform eingesetzt oder sind das verstreute Einzelprojekte ohne roten Faden.Was nutzt es, wie Obama jetzt vorschlägt eine 400 000 starke afghanische Armee errichten zu wollen, wenn sie keine Perpsektive hat.Eine für eine Landreform kämpfende Armee mit einer derartigen Vision hätte hingegen Unterstützung bei der Bevölkerung.Oder befürchtet die NATO, dass sich dann die Feudal- und Kriegsherren der Karsairegierung neben Taliban auch noch gegen sie wenden ?Wie steht eigentlich die Taliban zu Fragen einer Landreform?
2)Warum sind sie gegen Konjunkturprogramme und Regulierung der Finanzmärkte? Wollen sie nun den Sozialstaat ala USA völlig demontieren? Wollen sie, dass sich die jetzige Finanzkrise in 10 Jahren auf höherer Stufe wiederholt? Diese Marktradikalität der FDP empfinde ich als pervers.
Mit freundlichen Grüssen
Ralf Ostner
Sehr geehrter Herr Ostner,
haben Sie vielen Dank für Ihre E-Mail vom 3. April 2009, in der Sie mich neben einer Stellungnahme zum Afghanistan-Einsatz der NATO sowie den hier angewandten Strategien auch um eine Einschätzung zur aktuellen Wirtschaftskrise sowie den auf den Weg gebrachten Konjunkturprogrammen bitten.
Ihr Interesse an den Entwicklungen in Afghanistan sowie an den richtigen Wegen aus der Wirtschaftskrise weiß ich sehr zu schätzen. Allerdings sind der Umfang und die Anzahl Ihrer Fragen - oder vielmehr Ihrer vielschichtigen Fragenkomplexe- nach meiner Auffassung nicht für diese Plattform geeignet. Sie sprengen nicht nur den Rahmen dieser Kommunikationsform, sondern sind auch zu speziell, ohne dabei einen Mehrwert an Informationen für die Community von Abgeordnetenwatch zu ermöglichen. Darüber hinaus halte ich die Verunglimpfung der wirtschaftspolitischen Positionen der FDP als "pervers" für wenig geeignet, um einen konstruktiven Dialog aufzunehmen.
Aus diesen Gründen kann und will ich Ihre Fragen nicht beantworten. Bei Interesse werde ich Ihnen aber gerne eine Literaturliste für Ihre weiteren Recherchen zusammenstellen.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Hoyer