Frage an Walter Lübcke von Karl-Heinz R. bezüglich Bildung und Erziehung
Herr Dr. Lübcke,
zu ihrer Antwort vom 11.01 möchte ich korriegierend hinzufügen, daß ich nicht positiver der "Unterrichtsgarantie Plus" gegenüber stehe. Jedoch bin ich grundsätzlich zu allen Vorschlägen und Ideen offen und lehne nie etwas von vornherein ab. Unterrichtsgarantie Plus hat mich jedoch nicht überzeugt, da es den Schülern in der Praxis nicht mehr Bildung bringt, sondern lediglich eine bessere Aufsicht.
Bildung in unsere Kinder ist mit das Wichtigste, was ein Staat/Land/Gesellschaft für seine Menschen tun kann.
Dort sollte uns kein Cent zu schade sein.
Wir haben leider ein aussortierendes Schulsystem, indem die Zukunft der Kinder im Allgemeinen schon im Alter von 10! Jahren vorgegeben wird.
Leider findet die schwächste Gruppe der Haupt- und Sonderschüler heutzutage kaum noch eine Chance in unserer Gesellschaft beruflich und sozial Fuß zu fassen. Schon allein aus diesem Grund muß unser Schulsystem so umgestaltet werden, daß möglichst alle Schüler später einen Berufseinstieg finden. Eine "Elitenerziehung" in Form von lediglich 20 bis 30 % der Schüler an Gymnasien, wird meiner Meinung nach unserer Gesellschaft das Genick brechen.
Wie stellen Sie sich das Schulsystem der Zukunft vor. Wie wollen Sie es schaffen nicht Schüler auszusortieren sondern möglichst viele junge Menschen für den Berufsmarkt der Zukunft auszubilden?
Und bitte Herr Dr. Lübcke schauen Sie nicht zurück und tun hier Kund was die Regierung in der Vergangenheit getan hat. Zu ihrer Zahl von 4300 neuen Lehrerstellen hätte ich auch gern gewußt, wieviel Lehrer im gleichen Zeitraum in Ruhestand gegangen sind und wieviel Lehrkräfte ihre Arbeitszeit auf Teilstellen reduziert haben. Dies gilt auch für die 2500 Stellen, die sie neu schaffen wollen.
Die Landtagswahl ist dazu da, die Politik der Zukunft festzulegen und ich bitte Sie eine Aussage für die Zukunft zu treffen.
MfG Karl-Heinz Reuter
P.S: muß eine Lehramtsstelle auch immer eine unkündbare Beamtenstelle sein ?
Sehr geehrter Herr Reuter,
was die Frage der Unterrichtsgarantie Plus und der möglichen Probleme an der Schule Ihres Sohnes betrifft, finde ich es sehr schade, dass Sie bisher nicht den Weg des von mir angebotenen persönlichen Gesprächs gesucht haben, um die Dinge direkt und kurzfristig vor Ort lösen zu können.
Wir haben 4.300 NEUE Lehrerstellen geschaffen seit 1999 und werden in den kommenden Jahren ca. 2500 WEITERE Stellen an den Schulen schaffen. Es gibt mittlerweile 9 mal mehr Mittel für Vertretungsunterricht und 100.000 Unterrichtsstunden mehr pro Woche, 4 mal mehr Ganztagsangebote, landesweite Prüfungen für alle Schulformen und ein Drittel weniger Schüler ohne Abschluss. Für die Zukunft streben wir niedrigere Klassengrößen, freiwillige Ganztagsangebote für ALLE, die es wollen, an und werden die Qualität und die Profile aller Schulformen weiter schärfen. Wir wollen im Gegensatz zur von der SPD geplanten Einheitsschule die Schulvielfalt erhalten, weil gerade sie unerlässlich ist für eine individuelle Förderung jedes einzelnen Schülers.
Wir haben dafür gesorgt, dass die Hauptschule gestärkt wird und dass sie viel stärker berufsorientiert arbeitet als früher. Diejenigen, die nach Lehre und Gesellenprüfung auch noch die Meisterprüfung ablegen, weil sie sich erst später entwickelt haben als andere Kinder und weil sie stärker praxisorientiert arbeiten, erlangen mit dem Meisterbrief die Hochschulzugangsberechtigung. Sie können dann auf diesem Weg studieren, so dass das derzeitige hessische Schulsystem gerade nicht dazu führt, dass Berufsentscheidungen frühzeitig gefällt werden müssen. Die SPD-Spitzenkandidatin Ypsilanti hat im März 2007 im Hessischen Landtag gesagt: „Sie wissen, wenn das Kind nicht auf das Gymnasium kommt, geht der Weg nur noch nach unten.“ Diese verachtende Meinung gegenüber Nicht-Gymnasiasten weisen wir entschieden zurück, aber sie offenbart die Ideologie der SPD und anderer linker Parteien. Uns sind alle Kinder gleichviel Wert und wir setzen uns auch weiterhin dafür ein, dass jedes Kind bestmöglich nach seinen Fähigkeiten gefördert und gefordert wird und dass ihm jederzeit alle Wege offen stehen.
Ich freue mich sehr, dass Sie sich intensiv mit der hessischen Schulpolitik auseinandersetzen, da sie zu den Politikfeldern gehört, in dem die Unterschiede zwischen der CDU und den linken Parteien am deutlichsten zu Tage treten. Sie haben am 27.Januar die Wahl zwischen Schulfreiheit und Wahlfreiheit der Eltern auf der einen und einer Zwangseinheitsschule auf der anderen Seite. Nach SPD-Willen sollen bis zu einem Einheitsabschluss nach 10. Klasse alle Schüler, vom Hauptschüler bis zum Gymnasiasten, in einem Einheitsunterricht und vor Einheitslehrern sitzen, denn es soll auch keine speziell für den jeweiligen Unterricht ausgebildete Lehrkräfte mehr geben. Eine individuelle Förderung würde in einem solchen Einheitsbrei unmöglich. Dazu passt, dass die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag alle besonderen individuellen Fördermaßnahmen für Schülerinnen und Schüler aus rein ideologischen Gründen immer abgelehnt hat. Eine solche Schulpolitik kann niemand im Interesse seiner Kinder wirklich wollen.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Walter Lübcke MdL