Frage an Volkmar Vogel von Hendrik M. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Vogel,
beim Kandidaten-Check erklärten sie, dass Schüler nach ihren Fähigkeiten gefordert und gefördert werden sollen und sie daher einen gemeinsamen Unterricht aller, ohne Rücksicht auf deren individuelle Fähigkeiten, ablehnen. Ich stimme ihnen in diesem Punkt zu. Bisher kannte ich diese Haltung nur von der NPD.
Was ich nicht verstehe ist, warum die Union dann weiterhin für die Inklusionspädagogik eintritt, welche in Deutschland offiziell angestrebt und von der EU gefordert wird. Die Inklusion strebt einen gemeinsamen Unterricht aller in einem eingliedrigen Schulsystem an.
In wieweit lässt sich ihre Auffassung zur Bildungspolitik also mit den Inklusionsbestrebungen, auch ihrer Partei, vereinbaren?
Sehr geehrter Herr Meinhardt,
einen Widerspruch zwischen inklusiven Unterrichtsformen und der kindergerechten Gestaltungen von Lehrplanangeboten sehe ich nicht. Die, der persönlichen Begabungen bzw. Neigung und dem jeweiligen Lernfortschritt bzw. Leistungsvermögen eines Kindes, individuell angepasste Konzeption unterschiedlicher Unterrichtsmodelle steht dem Inklusionsgedanken nicht im Wege - im Gegenteil.
So verschieden wie unsere Kinder und auch deren familiäre Hintergründe sind, so unterschiedlich sollten wir auch mit Didaktik und Inhalten darauf reagieren. Auf die Individualität der Kinder müssen wir v.a. mit unseren Schulangeboten Rücksicht nehmen, um ihnen bestmögliche Bildungschancen in einer interessierten, pluralistischen und toleranten Wissensgesellschaft zu bieten.
Starre Strukturen der Einheitsschulen ohne individuelle Möglichkeiten der Förderung von benachteiligten ebenso wie begabteren Schülern sind für die Schaffung fairer Bildungschancen in einer globalisierten Welt kontraproduktiv. Deshalb setze ich mich gemeinsam mit meinen Kollegen der CDU und CSU für Unterrichtsformen ein, die den individuellen Stärken und Schwächen unserer Kinder gerecht werden. Ungeachtet von kulturellen, sozialen und körperlichen Vorsetzungen muss jeder Schüler die Möglichkeit haben, in einem Umfeld zu lernen, das den eigenen Entfaltungsmöglichkeiten bestmöglich entspricht.
Mit einem Unterricht an Einheitsschulen, in dem jeder und jede allein des Alters wegen, ohne graduelle Abstufungen in und/oder zwischen den Klassenstufen, gemeinsam belehrt wird, erreichen wir das Ziel der individuellen Förderung unserer Kinder nicht. Deshalb folgt das bildungspolitische Leitbild der Union dem proaktiven Grundsatz der differenzierten Inklusionspädagogik bei gleichzeitig spezifischer Förderung.
Besonders inklusive Unterrichtsmodelle bieten bewusst Räume zur Bildung etwa fach- und neigungsspezifischer Lern- und Arbeitsgruppen, um auf die individuellen Interessen der Schüler besser eingehen zu können. Die Inklusion von Kindern ohne und mit Handicap in einem Lernverband sagt weder etwas über das kollektive Niveau, das dem Klassenverband eigen ist, aus noch über die Progressivität eines Ansatzes. Insofern ist die inklusive Schule kein Synonym für einen bestimmten Schulzweig oder einen spezifischen Bildungsstandard, sondern erstreckt sich vielmehr über alle Schulformen, um überall Chancengleichheit für alle herzustellen.
Mit freundlichen Grüßen
Volkmar Vogel, MdB