Notfallpraxen werden geschlossen, Notaufnahmen in Krankenhäusern sind bei dramatischem Fachkräftemangel unterfinanziert und überlaufen. Das ist mehr als peinlich. Was möchten Sie dagegen unternehmen?
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vielen Dank für Ihre Frage über Abgeordnetenwatch zur Gesundheits- bzw. Notfallversorgung in der Region.
Es ist richtig, dass die Gesundheits- und insbesondere die Notfallversorgung in vielen Teilen unseres Landes nicht mehr richtig funktioniert. Dies ist nicht hinnehmbar und muss besser werden.
Bislang lag die Zuständigkeit im Bereich der Notfallversorgung bei den Bundesländern. Erst durch die jüngere Gesetzgebung ist es auch dem Bund möglich, hier aktiv zu werden.
Dass dies notwendig ist, steht außer Frage. Allerdings ist es eine große Herausforderung mit Blick auf den auch von Ihnen genannten Probleme, auch in Zukunft eine adäquate Versorgung sicherzustellen.
Im letzten Jahr wurde ein Gesetz zur Reform der Notfallversorgung verabschiedet, das folgende Neuerungen aufweist:
- Wenn keine Praxis geöffnet hat, dann vermittelt die Akutleitstelle die Erstversorgung im nächsten Integrierten Notfall Zentrum (INZ) oder einem Integrierten Notfallzentrum für Kinder und Jugendliche (KINZ)
- Flächendeckend werden an ausgewählten Krankenhäusern INZ aufgebaut, die aus einer Notaufnahme und einer Notdienstpraxis bestehen
- An einem „gemeinsamen Tresen“ wird eine Einschätzung vorgenommen, welche Versorgung am besten geeignet ist.
- Der „gemeinsame Tresen“, die Notaufnahme und die Notdienstpraxis sind vernetzt –Daten müssen nur einmal angeben
- Das INZ kann – wenn es notwendig ist – auch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und ein Rezept ausstellen – der bisher dafür notwendige Gang zur Hausarztpraxis entfällt
- Notfallpatientinnen und -patienten erhalten in Zukunft die für den akuten Bedarf im Notfall dringenden Arzneimittel direkt vor Ort. Fahrten zu weiter entfernt liegenden Notdienstapotheken entfallen.
Dies kann aber nur ein erster Schritt hin zu einer bedarfsgerechten Notfallversorgung sein.
Weitere Ansätze sind neben einer vermehrten Nutzung von KI auch ein massiver Bürokratieabbau in diesem Bereich und der Abbau von Hürden zum Ergreifen von Gesundheitsberufen sein.
Dabei kann es einerseits durch eine vereinfachte Anerkennung ausländischer Berufs- und Studienabschlüsse sowie eine Lockerung des Numerus Clausus beim Medizinstudium erreicht werden.