Frage an Volker Dyken von Heiko J. bezüglich Wirtschaft
Hallo Herr Dyken,
ich bin im Internet beim Googeln über das Wirtschaftsprogramm der Piraten auf die Internetseite eines Ihrer Abgeordeten im Berliner Abgeordnetenhaus gestossen.
http://piratenstadt.net/freiheitlicher-sozialismus/
Nun stellt sich mir die Frage: Wollen die Piraten die Marktwirtschaft abschaffen oder ist dies nur die Meinung eines einzelnen ? Ihrem Wahlprogramm (das ich mittlerweile auch gefunden habe) kann ich keine gegenteilige Aussage entnehmen.
Hallo Herr Jacob,
beim ersten Lesen Ihrer Frage wusste ich bereits, um welchen Berliner Piraten es sich handelt, ohne den Link vorher eingesehen zu haben. Ich möchte Ihnen anhand einiger Passagen aus unserem Wahlprogramm die Position der Bundespartei näher erläutern. Sie finden das vollständige Wahlprogramm übrigens auch auf meiner Kandidatenhomepage http://www.dyken.de (Das Wahlprogramm wurde auf drei Bundesparteitagen von allen anwesenden Mitgliedern basisdemokratisch beschlossen und spiegelt daher die Meinung der Piratenpartei Deuschland wieder. Die Meinung einzelner Mitglieder kann hiervon natürlich abweichen.)
So heißt es dort auf Seite 141: "Die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialordnung soll allen Menschen und der Gemeinschaft dienen. Traditionelle Kennzahlen, wie etwa das Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder die Wachstumsrate, die nur bedingt mit dem Wohlstand der Menschen und der Nachhaltigkeit des Wirtschaftens verknüpft sind, sollen daher nicht mehr alleinige Orientierungsgrößen für die Wirtschaftspolitik sein.". Die Wirtschaftspolitik der Piratenpartei basiert auf einem humanistischen Menschenbild und ist bestimmt von Freiheit, Transparenz und gerechter Teilhabe. Auf diesem Fundament stehen unsere Konzepte für eine freiheitliche und soziale Wirtschaftsordnung, deren Ziel die selbstbestimmte Entfaltung und das Wohlergehen aller Menschen ist. Die Piratenpartei vertritt also aus ihrem Selbstverständnis heraus die Rückkehr zur sozialen Marktwirtschaft, deren soziale Komponente im Laufe der vergangenen Zeit schleichend erodiert ist.
Uns Piraten ist dabei die Mitbestimmung der Menschen sehr wichtig. So heißt es weiter auf Seite 143: "Die Piratenpartei tritt für die stärkere Demokratisierung der Wirtschaft ein. Dieser Prozess findet aber nicht nur auf der Ebene von Staat und Markt statt, sondern auch innerhalb einzelner Unternehmen. Das Arbeitsumfeld ist ein wesentlicher Teil des Lebensumfeldes, auf das Menschen einen angemessenen Gestaltungsanspruch haben, der letztendlich auch den Unternehmen zugute kommt. Wir werden daher die existierenden Mitbestimmungsrechte für Angestellte verteidigen und wo nötig weiter ausbauen. Die Beteiligung der Mitarbeiterbasis an der Unternehmensführung begünstigt sozialere und nachhaltigere Entscheidungsfindung sowie unternehmerische Innovationen."
Wenn man so will, finden sich in unserem Programm längst verschüttete Ideen der Sozialdemokratie. Unter "Globalisierung" heißt es "Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Globalisierung dem Gemeinwohl aller Menschen dient. Konkret heißt das, dass wir uns dafür einsetzen werden, die Rechte der Menschen in weniger stark industrialisierten Ländern am Weltmarkt zu stärken, und dass wir in zunehmend vernetzten Märkten für den Angleich und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für alle Arbeitnehmerinnen und Konsumenten eintreten werden", d.h. die Piraten wollen nicht die Märkte abschaffen, sondern wollen sich für Arbeitnehmerrechte in aller Welt einsetzen. Ich hoffe, Ihre Frage zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Volker Dyken