Frage an Volker Beck von Thorsten J. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Beck,
Sie haben mir zu meiner Frage über Homosexualität und Pädophilie vom 17.05. am 27.06. geantwortet.
Die Frage der Genetik haben Sie mit dem Satz, dass Sie kein Genetiker sind, offen gelassen. Für jemanden, der so intensiv für Homosexualität wirbt, ist es schon verwunderlich, dass er sich noch nie über die Ursache von Homosexualität Gedanken gemacht hat. Zu Ihrer Aufklärung: sowohl Homosexualität und als auch Pädophilie basieren aus biologischer Sicht auf Gendefekten, weil beide Veranlagungen nichts zur Arterhaltung einer Spezies beitragen.
Meine Frage haben Sie auch unter dem Aspekt der Moral beleuchtet und geschrieben, dass Homosexualität gut sei, weil es um „einvernehmliche Handlungen zwischen erwachsenen Menschen“ geht, während Pädophilie schlecht sei, weil es hier um den Schutz von Kindern geht.
Aufgrund Ihrer Antwort habe ich noch drei Fragen an Sie:
1. Die Partei, die in Holland die Homoehe eingeführt hat, setzt sich jetzt für Toleranz von Pädophilen ein. Auch im antiken Griechenland gab es erst die Tolerierung von Homosexualität und danach dann die von Pädophilie. Wie können Sie mir glaubhaft versichern, dass Sie und die Grünen sich nicht in ein paar Jahren für eine wie auch immer geartete Akzeptanz von Pädophilie einsetzen werden?
2. Die Grünen, deren Fraktionsvorsitzender Sie sind, setzen sich für eine Absenkung des Wahlalters ein. Wie passt es in Ihre Argumentation, dass Sex eines Erwachsenen mit einer 14-Jährigen als pädophile Handlung strafbar ist, aber gleichzeitig diese selbe 14-Jährige so reif ist, dass Sie genau so wie Erwachsene Ihre Wahlstimme abgeben darf?
3. Wieso haben Sie sich dafür eingesetzt, dass das Alter von Jugendlichen, mit denen Erwachsene straffrei Sex haben dürfen, herabgesetzt wird?
Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Jakubowski
Sehr geehrter Herr Jakubowski,
Herr Beck wirbt nicht für Homosexualität. Für Homosexualität kann man genauso wenig werben wie für das „Linkshändertum“.
An Ihrer Aussage zu den Ursachen von Pädophilie und Homosexualität können wir zumindest erkennen, dass Sie kein Biologe sind. Die Schlussfolgerung, es müsse sich hierbei um „Gendefekte“ handeln, da beide Veranlagungen nichts zur Arterhaltung beitragen ist falsch. Es wundert uns, mit welcher Gewissheit sie dies vortragen. Aber zunächst erlauben Sie uns noch mal den Hinweis, dass es sich bei Homosexualität und Pädophilie um völlig unterschiedliche Dinge handelt. Wir haben aber in den letzen Monaten lernen müssen, das diese gerne zusammen betrachtet werden, wohl auch um Homosexualität in die Ecke von Kindesmißbrauch zu rücken. Kein besonders christlicher Umgang, Herr Jakubowski!
Aber nun zurück zur Arterhaltung: Hierzu gehört mehr als nur der Genaustausch.
In den Biowissenschaften werden verschiedene Theorien zu ihrer Fragestellung vertreten:
Wohl unbestritten ist, dass Homosexuelle über die menschliche Evolution hinweg im Durchschnitt weniger Nachkommen haben als heterosexuelle, daher hätte eine genetisch bestimmte Veranlagung für Homosexualität eigentlich im Lauf der Evolution verschwinden müssen. Da sie sich aber offensichtlich durchsetzen konnte (Homosexualität ist nicht verschwunden), muss sie einen evolutionären Vorteil gehabt haben. Hierbei könnte eine Rolle spielen dass Homosexuelle zwar keine eigenen Kinder zeugen, jedoch ihre genetisch nah verwandten Neffen und Nichten mitversorgen, wodurch letztlich auch ihre Gene eine Chance auf Fortbestand haben. Andere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass bei einem homosexuellen Verwandten, die weiblichen Verwandten fruchtbarer sind (vgl. Camperio-Ciani, Corna, Capiluppi: Evidence for maternally inherited factors favouring male homosexuality and promoting female fecundity, Proceedings of the Royal Society, London 2004).
Sexualität ist aber weit mehr ist als nur die Befähigung zur Fortpflanzung. Sie spielt auch in der Strukturierung unserer Beziehungen zur Umwelt und vor allem zu anderen Menschen eine wichtige Rolle, und für diese Beziehungen ist es evolutionär unerheblich, ob sie von homosexuellen oder von heterosexuellen Neigungen geprägt sind. Wenn man die Zahl der Geschlechtsakte, die ein Mensch im Laufe seines Lebens erlebt, mit der Anzahl der Kinder vergleicht, die er zeugt bzw. zur Welt bringt, kann man schnell sehen, dass die Orientierung auf Fortpflanzung in der Ausprägung unserer Sexualität eine recht geringe Rolle spielt. Bei vielen Säugetierarten dienen sexuelle Handlungen auch zum Zusammenhalt der Gruppe oder zur Hierarchiefestigung.
Vermutlich ist Homosexualität nicht alleine genetisch festgelegt. Eine abschließende Antwort können Sie von uns hierzu nicht bekommen. Die Tatsache, dass es Homosexualität gibt lässt aber unabhängig von dieser Antwort den Schluss zu, dass es evolutionär zumindest nicht „schädlich“ ist, ja aus den eben aufgeführten Gründen sogar mit einem evolutionären Vorteil für die gesamte Spezies verbunden sein muss.
Gerne wird in diesem Zusammenhang insbesondere von vermeintlich christlicher Seite ("Gehet hin und mehret Euch“) argumentiert, Homosexualität gefährde das Fortbestehen der Spezies Mensch. Auch in Ihrem Beitrag klingt dies an. Hierzu eine kurze mathematische Betrachtung: „Homosexualität ist viel zu häufig, um ein genetischer Defekt zu sein. Echte Erbleiden sind nämlich – je nach ihrem Schweregrad – sehr bis extrem selten. Eine genetisch bedingte Störung, die tödlich verläuft, kann nicht vererbt werden, sondern muss in jeder Generation durch neue Mutationen frisch entstehen. Ihr Auftreten entspricht damit der natürlichen Mutationsrate, also etwa eins zu einer Million. Eine Krankheit, welche die Zahl der Nachkommen – die so genannte reproduktive Fitness – um zehn Prozent senkt, wäre mit einem unter 100 000 Fällen bereits zehnmal so häufig zu beobachten. Nach derselben Logik käme ein Leiden, das eine Fitness-Einbuße von nur einem Prozent mit sich bringt, wiederum zehnmal so oft vor. Angenommen, jeder zehnte Mensch sei homosexuell. Dann betrüge die durchschnittliche Einbuße an Nachkommen 0,001 Prozent, was statistisch nicht messbar ist“ (Joan Roughgarden, Vom Sinn der Homosexualität, Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg, Februar 2005)
Sie können also ganz beruhigt sein.
Aber eines ist auch klar: Für die Lebensrealität eines Homosexuellen spielen derlei Fragen überhaupt keine Rolle. Insofern ist uns auch die Richtung ihrer Fragen nicht klar.
Wollen Sie denn allen ernstes die Diskriminierung von Homosexuellen mit einem vermeintlichen Gendefekt begründen?
Zu Ihren anderen Fragen:
1. Bündnis 90 / Die Grünen haben sich nie für die Toleranz von pädophilen Handlungen eingesetzt und werden dies auch nicht tun. Gleichzeitig muss man Pädophilen die Möglichkeit geben (z.B. im Rahmen einer Therapie), mit Ihrer Veranlagung verantwortungsbewusst umzugehen, damit es erst gar nicht zum Missbrauch von Kindern kommt.
2. Herr Beck ist nicht Fraktionsvorsitzender der Grünen. Der Missbrauch von Kindern hat mit der asymmetrischen Beziehung zwischen einem Erwachsenen und einem Kind zu tun. Dem Kind fehlt die Möglichkeit zur Einwilligung in einvernehmliche sexuelle Handlungen mit einem Erwachsenen. Ihr Vergleich mit der Absenkung des Wahlalters ist hanebüchen.
3. Herr Beck setzt sich nicht für eine Herabsetzung des Schutzalters ein.
Mit freundlichen Grüßen
Büro Volker Beck
(in dem es durchaus biologisch gebildete Mitarbeiter gibt)