Frage an Volker Beck von Thorsten J. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Beck,
ich habe zwei Fragen an Sie:
- Ist aus Ihrer Sicht Homosexualität genetisch bedingt oder anerzogen?
- Ist aus Ihrer Sicht Pädophilie genetisch bedingt oder anerzogen?
Mit freundlichen Grüßen
Thorsten Jakubowski
Sehr geehrter Herr Jakubowski,
Ist Heterosexualität genetisch bedingt oder anerzogen? Herr Beck ist kein Genetiker und kann diese zu dieser Frage deshalb nicht äußern. Das Wort „anerzogen“ leuchtet uns ins diesem Zusammenhang überhaupt nicht ein. Vermutlich meinen Sie damit sämtliche Einflüsse, die nicht genetisch bedingt sind. Wir kennen jedenfalls keinen Homosexuellen und keine Heterosexuellen, denen die sexuelle Ausrichtung anerzogen worden wäre. Welche Eltern kämen auf diese abstruse Idee? Auch würde dies ja eine mehr oder weniger bewusste Entscheidung für das Eine oder das Andere implizieren. Wann haben Sie sich denn für ihren (wir unterstellen) heterosexuellen Lebensstil entschieden? Wie? Sie haben sich gar nicht entschieden sondern sich auf einmal in der Pubertät für Mädchen interessiert? Und ihre Eltern haben Ihnen dies gar nicht erst sagen müssen? War das jetzt genetisch bedingt oder anerzogen? Oder spielt diese Frage womöglich für ihre Sexualität gar keine Rolle?
Wissenschaftlich besteht Übereinstimmung in der Frage, dass Homosexualität keine Krankheit ist, dass die sexuelle Orientierung recht früh feststeht und dass sich daran nichts ändern lässt. Zwar mag bei Bisexuellen im Laufe des Lebens mal die homo- und mal die heterosexuelle Seite im Vordergrund stehen, aber steuerbar ist das nicht.
Die Verbindung von Homosexualität und Pädophilie, die Sie hier insinuieren, weisen wir auf das Schärfste zurück. Der entscheidende Unterschied zwischen Homo-, Bi- und Heterosexualität auf der einen Seite und Pädophilie/Pädosexualität auf der anderen Seite ist dass es bei ersterem um einvernehmliche Handlungen zwischen erwachsenen Menschen geht und bei letzterem um eine strukturelle Asymetrie, die ein Schutz von Kindern vor Übergriffen erfordert.
Papst Benedikt XVI hat in diesem Zusammenhang in einem Interview zu den Missbrauchsfällen in den Vereinigten Staaten folgendes gesagt:
„Es ist ein großes Leid für die Kirche in den Vereinigten Staaten und für die Kirche im allgemeinen, auch für mich persönlich, daß dies geschehen konnte. Wenn ich die Geschichte dieser Vorkommnisse betrachte, fällt es mir schwer, zu verstehen, wie Priester so sehr in ihrer Sendung versagen konnten, diesen Kindern das Heil und die Liebe Gottes zu bringen. Ich bin beschämt, und wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um sicherzustellen, daß so etwas in Zukunft nicht wieder geschieht. Ich denke, daß wir auf drei Ebenen handeln müssen, und zwar zunächst auf der Rechtsebene und auf politischer Ebene. Ich werde jetzt nicht über Homosexualität sprechen, denn das ist ein anderes Thema“ ( http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2008/april/documents/hf_ben-xvi_spe_20080415_intervista-usa_ge.html )
Mit freundlichen Grüßen
Büro Volker Beck