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Volker Beck
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Frage von Gerhard O. •

Frage an Volker Beck von Gerhard O. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrtes Büro Volker Beck,

dass Sie sich von den Gewaltausschreitungen beim Christival schnell distanzieren würden, damit habe ich gerechnet. Was mich ärgert ist die gespielte Unschuld mit der Sie zu Werke gehen. Wenn Sie evangelikale Christen öffentlich als "Fundamentalisten" bezeichnen, dann wissen Sie sehr wohl, dass kaum ein Bürger im Brockhaus nachschlägt oder Wikipedia bemüht um herauszufinden was wohl der Ursprung und die ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes ist. Nein, mit dieser Bezeichnung haben Sie in den Köpfen der Menschen Tausende von friedlich feiernden Jugendlichen in Bremen auf eine Stufe mit islamistischen Gewalttätern gestellt (die ich wohlgemerkt nicht mit den vielen friedliebenden Muslimen im Land gleichsetze.) Und etliche von den, von Ihnen inspirierten sahen sich berufen diesem "fundamentalistischen" und "homosexuellenfeindlichen" Treiben störend und auch gewaltsam entgegen zu treten. Und vermutlich klopfen Sie sich anschließend gegenseitig auf die Schulter und sind stolz auf ihren antifundamentalistischen Einsatz.
Müssen Politiker wie Sie, die Macht und Einfluss haben, nicht Ihre Worte verantwortlicher wählen? Und wenn es Ihnen, mit welchem Kalkül auch immer, nicht gelingt, wäre es dann nicht anständig, die Verantwortung für die Auswirkungen zu übernehmen? Wenn Sie Kardinal Meissner aufgrund seiner Überzeugung und Wortwahl "Hassprediger" nennen, wäre es dann nicht angemessen Sie einen "Hasspolitiker" zu nennen?

MfG Gerhard Oerter

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Oerter,

nun lassen Sie mal die Kirche im Dorf: Es klingt in Ihren Beschreibungen so, als wenn das Christival massiv behindert worden wäre und es etliche Verletzte gegeben hätte. Weder das Eine noch das Andere war der Fall.

Dass die Demonstranten teilweise mit Gewalt ihren Forderungen Aufmerksamkeit verschaffen wollten, hat Herr Beck bereits mehrfach bedauert und verurteilt. Und wir weisen auch gerne noch mal darauf hin, dass Herr Beck in keinster Weise an den Gegendemonstrationen beteiligt gewesen ist und sich deshalb auch nicht distanzieren oder entschuldigen kann.

Die Bezeichnung „Hasspolitiker“ weisen wir zurück.

Ihre Behauptung, Herr Beck hätte evangelikale Christen oder gar die Teilnehmer mit fundamentalistischen Gewalttätern gleichgestellt ist absurd. Das hätten Sie wohl gerne, um sich (wenn es so wäre) zu Recht darüber zu
empören.

Zur Propaganda bestimmter Kreise in der evangelikalen Szene gehört es, sich bei jeder laut werdenden Kritik als vermeintliche religiös Verfolgte zu stilisieren. Dabei fällt uns immer öfter ein gestörtes Verhältnis zu den Spielregeln der offenen demokratischen Diskussion auf. Warum hat man den Teilnehmern des Christival eigentlich keine offene Diskussion über die unterschiedlichen christlich-begründeten Sichtweisen auf das Thema Homosexualität angeboten? Stattdessen hat man auf Druck der Bundesregierung das Seminar abgesagt, um dann Träger aej und Bundesregierung mit einer einschlägigen Pressekonferenz zu hintergehen.

Wir würden uns natürlich darüber freuen, wenn viele Kirchenvertreter mit Macht und Einfluss ihre Worte verantwortlich wählen würden. Dies ist in gerade in Bezug auf Homosexualität, auf Bevölkerungspolitik und die Vorbeugung von HIV/AIDS leider viel zu selten der Fall.

Wann haben wir von Ihnen nie mal etwas gehört zur Verteidigung der Glaubensfreiheit von Nicht-Christen oder zu den Menschenrechten von Homosexuellen, die in vielen Ländern im Namen der Religion, häufig des Islam aber auch des Christentums, mit den Füßen getreten werden?

Herr Beck ist sich seiner Verantwortung für Menschenrechte, Meinungs- und Versammlungsfreiheit und die Religionsfreiheit stets bewusst. Im Unterschied zu vielen aus dem evangelikalen Spektrum setzt er sich immer wieder für die Menschenrechte gerade auch von Gruppen ein, die ganz andere politischen Ansichten oder Glaubensüberzeugungen haben als er.

Mit freundlichen Grüßen

Büro Volker Beck