Frage an Volker Beck von Volker M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
(Diese Frage, falls sie überhaupt eingestellt wird, ist eigentlich nur sinnvoll, wenn sie an Herrn Beck persönlich geht.)
Hallo, Herr Beck!
Nochmal zum "bösen" oder leidigen Tabuthema "Islam":
Herr Beck, Sie sind schwul. Natürlich, werden Sie sagen, und das ist gut so.
Haben Sie davon gehört, dass das in einigen Ländern und Bereichen der Welt nicht so (vorsichtig formuliert) "locker" gesehen wird, wie z.B. in meiner Heimatstadt Köln?
Ich rede speziell von islamischen Ländern und "Bereichen".
Sie werden lachen...
Im Iran z.B. gibt es eigentlich garkeine Homosexualität. Das sagte jedenfalls Mahmud Ahmadinedschad auf die Frage eines Studenten an einer amerikanischen Universität.
Auch in den im Verhältnis wachsenden türkischen Parallelgesellschaften in Deutschland ist schwulsein kurz hinter der Bezeichnung als "Hurensohn" mit die schlimmste denkbare Beleidigung und eine "Schande für die Familie" .
Sie werden sagen: Das war vor Jahren in Deutschland ähnlich. Stimmt! Zwar in Ausmaß und Ausprägung nicht vergleichbar, jedoch nicht abstreitbar. Die Gesellschaft hat sich jedoch verändert, weil sie in der Lage war, sich selbst zu hinterfragen und Dogmen aufzubrechen.
Im strengen Islam ist jedoch die Hinterfragung der Lehren des Propheten undenkbar, was einen Gesinnungswandel in absehbarer Zeit ausschließt.
Meine Frage: Begegen Sie diesem Phänomen eher unkritisch?
(P.S. Die Tatsache, dass Ihre Fraktion Islam aus Prinzip ohne Kritik gegenübersteht, hat mich bewogen, CDU zu wählen. Wer Kritik am Islam generell durch die Bezeichnung "Islamphobie" als pathologisch abtut, lässt hier schon idiologische Züge erkennen. Mit einer idiologisch angehauchten Partei kann ich mich jedoch nicht mehr identifizieren.)
Ein Gruß aus Kölle
Sehr geehrter Herr Mertens,
zunächst einmal darf ich Ihnen versichern, dass jede Frage bei Abgeordnetenwatch von Herrn Beck zur Kenntnis genommen wird und jede der Antworten von ihm auch sanktioniert ist.
Nun zur Ihren Ausführungen: Uns ist nicht ganz klar, wieso Sie meinen, das Thema „Islam“ sei ein Tabuthema. Es wird doch beinahe täglich in den deutschen Medien über diese Thema in allen möglichen Ausprägungen berichtet, nicht immer fair und nicht immer kenntnisreich. Schon gar nicht ist dieses Thema ein Tabuthema in der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Alleine in der 16. Legislaturperiode wurde eine Vielzahl von Anträgen und Anfragen eingebracht, die Verknüpfungspunkte zum Thema „Islam“ haben.
Als menschenrechtspolitischer Sprecher beschäftigt Herrn Beck das Thema Homosexualität im Islam selbstverständlich. Die Menschenrechtsverletzungen hat Herr Beck immer wieder und auf vielfältige Weise angesprochen (siehe auch www.volkerbeck.de), ob es nun um Körperstrafen und Todesurteile für Homosexuelle in Saudi Arabien oder Iran oder um Massenverhaftungen von Homosexuellen im Senegal geht. Übrigens keine Büro mehr als das von Herrn Beck (siehe u. a. auch Drucksachennummern 16/40, 16/1521, 16/2084, 16/3044, 16/4747). Hier von einer unkritischen Haltung oder einem Tabu zu sprechen ist schlichtweg falsch.
So ganz ist uns der Hintergrund ihrer Frage nicht klar. Homosexualität wird im Koran nicht eindeutig erwähnt. Die Auslegung von Sure 4, Vers 16 ist umstritten. Dort wo die Sharia gilt, wird Homosexualität jedoch hart und nicht selten mit dem Tod bestraft. Ihre Analyse, dass es nicht zu einer Veränderung kommen kann teilen wir aber nicht, wenn gleich Homosexualität auch in den meisten islamischen Gesellschaften wo die Sharia nicht gilt, stark stigmatisiert ist und eine Änderung sicher schwierig ist.
Bezüglich der Verwendung des Begriffs „Islamophobie“ möchte ich Sie auf unsere Antwort an Herrn Mathes verweisen. Ideologische Züge sehen wir eher bei den vehementen Islamkritikern, die auf den Begriff „Islam“ fast schon wie der Pawlowsche Hund reagieren.
Mit freundlichen Grüßen
Büro Volker Beck