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Volker Beck
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Frage von Dr. Gerrit H. •

Frage an Volker Beck von Dr. Gerrit H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Beck,

ich sehe, dass Ihr Ghostwriter die Antwort verfasst hat. Ob seine Tendenz, alles in einen Topf zu werfen, hilfreich ist, sei dahingestellt - ich kämpfe nicht für eine bestimmte Position (schon gar nicht für eine pauschale Pathologisierung von Homosexualität), sondern für einen Dialog in gegenseitiger Anerkennung.

1.) Er hat recht: „Schmerzgrenzen können nicht alleine dadurch überschritten werden, dass man überhaupt Kritik übt.“ Sie werden durch diffamierende Pauschalurteile überschritten. Tatsache ist, dass viele Evangelikale (nach meiner Schätzung 90%, eine repräsentative Umfrage ist in Arbeit) sich durch ihre Bezeichnung als „Fundamentalisten“ diffamiert fühlen. Es gibt in der EKD dafür ein neues Bewusstsein und die Bestrebung, diesen Begriff im Sinne eines konstruktiven Dialoges möglichst zu vermeiden. Können Sie sich dem anschließen?

2.) Der Unmut entzündet sich nicht daran, dass Sie die bewusste Veranstaltung (meinetwegen auch lautstark) kritisiert haben. Sondern Sie haben gegen sie politisch intrigiert mit der Absicht einer öffentlichen Denunziation des gesamten Christival. Damit haben Sie den Minderheiten c) und b) genau die Rechte genommen, die Sie für Ihre eigene Minderheit a) durchsetzen wollen. Das ist für einen Menschenrechtsbeauftragten egal welcher Fraktion ein klares Fehlverhalten, und wegen dieses Fehlverhaltens werden Sie zur Zeit kritisiert und nicht wegen Ihrer eigenen Kritik (die zumindest ich sehr gut stehenlassen kann). Gilt hier nicht der Gleichheitsgrundsatz? Ist der „selektive Minderheitenschutz“, den Sie vorgeführt haben, die neue innenpolitische Linie der Grünen der Nach-Fischer-Ära?

3.) Noch eine Bitte an den Ghostwriter: Lesen Sie sich meine Frage vor einer Antwort bitte dieses Mal genau durch. Danke.
MfG,
Dr. G. Hohage

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Dr. Hohage,

zunächst einmal darf ich Ihnen versichern, dass jede Frage bei Abgeordnetenwatch von Herrn Beck zur Kenntnis genommen wird und jede der Antworten von ihm auch sanktioniert ist. Den Vorwurf, die Mitarbeiter von Herrn Beck würden nicht genau lesen, weisen wir zurück.

Ein Dialog in gegenseitiger Anerkennung ist in der politischen Auseinandersetzung immer zu begrüßen. Gleichwohl kann die gegenseitige Anerkennung nicht dazu führen, dass man sich die Position des anderen zu eigen macht. Dann bräuchte man die Auseinandersetzung nicht.

Es ist in der Diskussion hilfreich, sich von Zeit zu Zeit in die Position und die Lage des Gegenübers hineinzuversetzen.

Die Bezeichnung von Homosexualität als Sünde und/oder Krankheit wird von den allermeisten Homosexuellen als Diffamierung empfunden.

Ein Dialog darüber scheint uns mit den Evangelikalen Christen aber nur schwer möglich, da hier die Interpretation bestimmter Stellen in der Bibel als absolut wahr und in ihrer Auslegung unveränderlich gesehen werden.

Der Begriff „Fundamentalist“ ist daher eher eine Zustandsbeschreibung und in keinster Weise von Herrn Beck als Diffamierung gemeint:

Fundamentalismus ist allgemein gesehen eine Überzeugung, die sich zu ihrer Rechtfertigung auf eine Grundlage beruft, die auf einer Letztbegründung beruhe und absolut wahr sei. (wikipedia.de)

Der unkritische Bezug auf Bibelstellen - die durchaus anders interpretiert werden können als dies von den allermeisten Evangelikalen getan wird - ist fundamentalistisch. Dass viele Evangelikalen diesen Begriff nur auf Islamisten anwenden und sich deshalb diffamiert fühlen, lässt auf eine gewisse „Betriebsblindheit“ schließen.

Herr Beck wird sich sein Recht als Abgeordneter nicht nehmen lassen, und Veranstaltungen bzw. Teile von Veranstaltungen zu kritisieren zu deren Finanzierung öffentliche Gelder verwendet werden.

Hier von einer Intrige oder gar einer Kampagne zu sprechen ist hanebüchen.

Niemandem sind auch nur ansatzweise Rechte genommen worden. Weder hat Herr Beck das Christival gezwungen (wie auch?) das in der Kritik stehende Seminar abzusagen, noch hat er das Christival als Veranstaltung pauschal kritisiert.

Das dies nun immer wieder so dargestellt wird liegt sicher auch daran, dass sich einige Kritiker in der „Märtyrer“-Rolle des verfolgten Christen gut gefallen. Hier von einer Christenverfolgung zu sprechen ist unserer Meinung nach aber ein Schlag ins Gesicht für die wirklich verfolgten Christen in der Welt. Für diese setzt Herr Beck sich mit großem Engagement ein (vgl. Bundestag Drucksachen 16/7902, 16/2553, 16/3614, 16/5414)

Mit freundlichen Grüßen

Büro Volker Beck