Frage an Volker Beck von Markus L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Beck,
im Rahmen Ihres Disputes mit der DEA möchte ich Bezugnehmen auf Ihre Antwort auf die in Ihrer HP veröffentlichte Stellungnahme. Sie gehen u.a. auf die Aussage der DEA ein, Homosexualität sei letztendlich im Sinne der Bibel Sünde (Zielverfehlung). Sie bitten darum, sich zu entscheiden, welcher Diagnose denn nun diese "Andersartigkeit" (höfflich formuliert) unterzogen werden soll...Krankheit oder Sünde? Zudem betonen Sie, daß Sie in Ihrer Lutherbibel nichts zu dem besagten Thema haben finden können. Wenn es Ihre Zeit erlaubt bitte ich Sie, einmal im Brief an die Gemeinde in Rom (Römerbrief) Kapitel 1 nachzulesen (i. B. die Verse 26-32). Sie werden dort zwar nicht explizit die heute verwendeten Wortlaute finden (Sprachentwicklung!) aber durchaus die unmissverständlich und zutreffende Beschreibung der damaligen Zustände...die sich in nichts von den heutigen unterscheiden. Vielleicht ist der Begriff Zielverfehlung gar nicht so schlecht gewählt und kommt der Wahrheit am nächsten...was meinen Sie?
Wenn es eine Zielverfehlung ist (also keine Krankheit und darum auch zu recht nicht therapierbar), muß der Schluß erlaubt sein, was denn passieren muß, um aus der Zielverfehlung ein Erreichen des Zieles zu machen? Hier greift wieder die fundamentale Aussage des Gottes der Bibel: Sünde (Zielverfehlung) erkennen - Umkehr - Bekenntnis - Vergebung - Neuorientierung - Zieleinlauf...Ein fundamental gutes Angebot das jedoch leider den Stolz des Menschen herausfordert, der ohne Gott leben möchte und somit auch sich selber nicht eingestehen will, Sünder zu sein. Hier liegt die eigentliche Problematik unsere zunehmend werteverachtenden Gesellschaft.
Dies zu äußern wird als "fundamentalistisch" dargestellt und zwar so negativ besetzt, wie man es mit den sog. Islamfanatikern macht, die im Grunde nichts weiter tun, als Ihr heiliges Buch mit Leben zu erfüllen...mit verheerenden Folgen!
Wie sehen Sie, der Sie sich auch als Christ bezeichen, diesen Sachverhalt?
Gruss
M.Limper
Sehr geehrter Herr Limper,
Natürlich sind uns der Römerbrief und die entsprechenden Stellen bekannt. Ihre Auslegung teilen wir allerdings nicht.
Wird in der von Ihnen zitierten Stelle überhaupt von Homosexualität gesprochen? Geht es in der Stelle im Römerbrief nicht vielmehr um heterosexuelle (sich von Gott abgewandte) Menschen, die homosexuellen Geschlechtsverkehr haben?
Es heißt , dass der natürliche Verkehr in einen unnatürlichen Verkehr verwandelt wurde.
Im griechischen Originaltext wird das Wort „physin“ für natürlich und „paraphysin“ für unnatürlich benutzt. Diese Benutzung der Worte findet sich auch in anderen Stellen in der Bibel:
1 Korinther 11:14
„Schon die Natur (physin) lehrt euch, dass langes Haar für den Mann eine Schande ist“
Der Gebrauch des Wortes wird also nicht im Sinne eines Naturgesetzes (welche zu Zeiten Paulus auch unbekannt waren) benutzt, sondern in Bezug auf Traditionen und Bräuche.
Gegen diese „verstösst“ auch Gott, z.B. in Römer 11:24:
„Er hat euch als Zweige eines wilden Ölbaums ganz gegen die natürliche Ordnung (paraphysin) in den edlen Ölbaum eingepfropft. Dann kann er erst recht die Juden als die natürlichen Zweige wieder in ihren eigenen Baum einpfropfen“
Gott akzeptiert hier also in einer „unnatürlichen Art“ die Nicht-Juden. „Paraphysin“ wird also nicht benutzt um eine Sünde zu bezeichnen, denn Gott handelt hier selber gegen die natürliche Ordnung.
Für einen heterosexuellen Menschen ist es natürlich mit einem andersgeschlechtlichen Menschen Sex zu haben. Dies ist jedoch für eine Lesbe oder einen Homosexuellen widernatürlich.
Man kann hier also zu einem ganz anderen Schluss kommen, als Sie, Herr Limper.
Die Sünde von der im Römerbrief die Rede ist, ist nicht Homosexualität, sondern der Abfall des Menschen von Gott. Diese Gottlosigkeit hat viele Ausprägungen, die ja auch detailliert aufgeführt werden. Eine davon ist, wenn Menschen den für sie natürlichen Geschlechtsverkehr gegen den unnatürlichen vertauschen, wenn also heterosexuelle Menschen homosexuellen oder Homosexuelle heterosexuellen Geschlechtsverkehr haben. (vgl. auch u.a. http://www.zwischenraum.net/04roemer.htm)
Eine Zielverfehlung wäre es also, den Homosexuellen aufzufordern, seine natürliche Art der Sexualität in eine unnatürliche umzuwandeln.
Insofern ist Ihre Auslegung des Römerbriefes in der Tat nicht fundamentalistisch, sondern schlichtweg falsch. Im Übrigen teilen wir Ihre Aussage nicht, dass sich die Zustände zu Zeiten des Apostels Paulus in nichts von den heutigen unterscheiden.
Mit freundlichen Grüßen
Büro Volker Beck