Frage an Volker Beck von Detlef E. bezüglich Familie
Lieber Herr Beck,
mit Interesse lese ich die auch von Ihnen initiierte Aktion gegen Christval 2008 und die kleine Anfrage an die Bundesregierung. Sie zitieren Roland Werner und andere Autoren mit aus dem Kontext genommenen Aussprüchen - sicher wären Sie dankbar, man würde eine solche Widergabepraxis Ihrer eigenen reden oder Publikationen unterlassen. Mit Recht. Verstehe ich richtig dass Sie sich dafür einsetzen, dass homosexuelle Männer und Frauen in ihrer Lebenswahrnehmung nicht diskreditiert und diskriminiert werden?
Dem würde ich mich so völlig anschließen.
Wie steht das mit der Wahrnehmung von Christen? Wäre die nicht im gleichen Zuge schützenswert und vor Diskriminierung zu verteidigen?
Was ist anders daran wenn sich ein ZDF Moderator für die Meinungsfreiheit von Schwulen oder Christen einsetzen würde? Wer hat mehr Recht darauf dass seine Meinung gehört wird?
Von den Veranstaltern des Christval höre ich keine "Anriffe" auf Andersdenkende, die höre ich aber von den Gegner sehr wohl - auch wenn Angriff sich dabei sicher definieren lässt.
Darf ich Sie bitten mir zu erklären ob Sie die Gelegenheit gesucht haben, mit Herrn Roland Werner persönlich zu reden, ob Sie auf der aufrichtigen Suche nach Wahrheit nicht nur in zum Teil alten Publikationen sondern im Dialog mit den von Ihnen deutlich Hinterfragten nach Antworten fragten?
Ob Sie mir in dem Punkt zustimmen, dass die Rechte der Einen gleichsam auch die Rechte der Anderen sein müssen? Ob Sie der Meinung sind, diesem Anspruch sozialen und demokratischen Anspruchs gerecht geworden zu sein?
Ich wünsche Ihnen Gutes, Menschen um sich herum, die sie freundlich anschauen und lächeln - und einen Gott der sich ihnen zuwendet.
Herzlich, Detlef Eigenbrodt
Lieber Herr Eigenbrodt,
ich stimme mit Ihnen überein, dass gleiche Rechte für alle gelten sollten, egal ob homo- oder heterosexuell, egal ob christlich, muslimisch, jüdisch, atheistisch, agnostisch oder andersgläubig. Darauf habe ich übrigens gerade bei der Diskussion um das Antidiskriminierungsgesetz auch immer Wert gelegt. Einen Gegensatz zwischen "Christen" und "Schwulen" sehe ich nicht. Die Organisatoren des von mit kritisierten Seminars aber offenbar schon.
Warum ich das Seminar kritisiert habe und warum ich in dieser Kritik keinen Angriff auf Christen oder die Meinungsfreiheit erkennen kann, habe ich in anderen Antworten hier bereits ausführlich dargelegt. Ich bitte daher um Verständnis, dass diese Antwort kürzer ausfällt.
Auf die Publikationen von Herrn Werner hatte ich u.a. hingewiesen, weil mir vorgeworfen wurde, ich hätte das Christival wegen eines einzigen unbedeutenden Seminars kritisiert. Die Veröffentlichungen des Christival-Vorsitzenden und seine Beiratstätigkeit im OJC-Institut lassen es meines Erachtens fraglich erscheinen, dass es sich bei dem inzwischen abgesagten Seminar einfach um eine Panne handelte. Auch die Pressemitteilung des Christival e.V. zur Seminarabsage ließ keinerlei Distanz zu den Positionen der OJC erkennen. Wenn ich Herrn Werner falsch verstanden haben sollte oder wenn er inzwischen nicht mehr der Ansicht ist, Homosexualität sei Ausdruck einer "Identitätskrise", würde mich das sehr interessieren. Einem Gespräch würde ich mich, wie schon am 30.1. in meiner Antwort an Frau Löffler geschrieben, nicht verschließen. Mir geht es nicht um Angriffe auf Personen sondern darum, dass die Bundesregierung keine fragwürdigen antihomosexuellen Therapieseminare sponsort. Da eine Bundesministerin als Schirmherrin fungiert und es inzwischen auch Hinweise auf eine Finanzierung der Veranstaltung "Christival" aus Mitteln des Bundeshaushaltes gibt, ist die Nachfrage hier mehr als gerechtfertigt. Die Kontrolle der Bundesregierung gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Parlamentes.
Mit meiner Kritik stehe ich auch unter Christinnen und Christen nicht allein. Sie wird nach Aussage der Bundesfamilienministerin auch von wichtigen christlichen Organisationen geteilt. Die Ministerin hat mir folgendes mitgeteilt, nachdem sie sich für meinen Hinweis auf das fragliche Seminar bedankt:
"Ich habe Ihr Schreiben zum Anlass genommen, beim Träger diesbezüglich prüfen zu lassen, wie es zu einem derartigen Angebot kommen konnte. Die Fachleute des verantwortlichen Verbandes "Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in der Bundesrepublik Deutschland e.V." teilen nach gründlicher Recherche und Auseinandersetzung mit den Veranstaltern des betreffenden Seminars weder deren humanwissenschaftlichen Ansatz noch deren theologisch-weltanschauliche Position und daraus resultierende, angeblich therapeutische Konsequenzen. Insofern ist das Seminar nach entsprechender Intervention aus dem Programm des Christivals 2008 genommen und gestrichen worden." (Schreiben von Dr. von der Leyen an MdB Volker Beck vom 1.2.2008)
Die Aussagen der Ministerin widersprechen insofern den Darstellungen in den Pressemitteilungen von Christival.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Beck