Frage an Volker Beck von Maria H. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Beck,
Radio Vatikan
(http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=147164) und Kreuz.net (http://www.kreuz.net/article.5609.html) melden, dass Sie wieder einmal den Papst mit Vorwürfen und Hass überziehen.
Enthaltsamkeit ist nun einmal der beste Schutz gegen AIDS! Und so will es Gott und die Bibel. Wie kommen ausgerechnet Sie immer wieder zu solchen Stellungnahmen?
Mit welchem Recht kritisieren Sie die heilige Kirche und ihre Lehre?
Wie wollen Sie denn AIDS bekämpfen außer durch Keuschheit?
Mit freundlichen Grüßen
Maria Hörnchen
Sehr geehrte Frau Hörnchen,
der netzeitung habe ich am Samstag ungefähr folgendes gesagt:
„Die Schrift der EKD „Für ein Leben in Würde“ sollte man nach Rom schicken. Hier können der Papst und der Vatikan noch viel lernen. Sie ist geprägt von einer christlichen und humanitären Sicht auf die Problematik mit HIV.
Statt dogmatischer Besserwisserei ist sie von Hoffnung und Liebe geprägt und das hat auch Auswirkungen auf die Analyse. So benennt man auch unbequeme Wahrheiten. Voraussetzung für HIV-Prävention ist danach auch:
-"der Abbau von Marginalisierung* und Stigmatisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen (Prostituierte, Drogenabhängige, Homosexuelle).
- Im Bereich der Kirchen ist zudem von besonderer Bedeutung, in welcher Weise die mit HIV/Aids verbundenen Themen theologisch verarbeitet werden und Ausdruck finden in Verkündigung und Seelsorge, diakonischer Praxis und gemeindlichem Leben sowie in öffentlichen Haltungen und Äußerungen der Kirchen und ihrer Amtsträger.“
Wer Menschen nicht annimmt in ihrer Lebensrealität, sondern sie verurteilt, kann keine erfolgreiche HIV-Prävention betreiben. Das hat die EKD erkannt und das will der Heilige Stuhl einfach nicht wahrhaben.
Die Aufforderungen zum Sexualverhalten sind zwar kirchlich geprägt, aber gekennzeichnet von einem paulinischen Pragmatismus, da heißt es als Empfehlung:
„für HIV-negativ getestete Menschen: *A*bstain – *B*e faithfull – *C*ondomise: Sei enthaltsam bzw. bleibe einem Partner treu. Wenn du beides nicht kannst, benutze Kondome. Hier gilt es zu beachten, dass Frauen keine Kontrolle über diese Methoden haben, wenn sich ihre männlichen Partner nicht danach richten.“
Das erinnert an die Worte des Apostels. Im ersten Brief des Paulus an die Korinther schreibt dieser:
„Den Ledigen und Witwen sage ich: Es ist gut für sie, wenn sie bleiben wie ich. Wenn sie sich aber nicht enthalten können, sollen sie heiraten; denn es ist besser, zu heiraten als sich in Begierde zu verzehren.“
So ist es besser, ein Kondom zu benutzen, als unsafen Sex zu haben. Dies hat die evangelische Kirche erkannt und sie sagt es auch. Von dieser evangelischen Haltung, die ganz im Sinne der Worte des Apostel Paulus ist, könnte sich die katholische Lehre ein Stück abschneiden.
Ach möge der Heilige Geist auch über die Besserwisser in Rom kommen, die mit ihrer menschenfeindlichen Enthaltsamkeitspredigt die Verbreitung von HIV in den christlichen Gebieten Afrikas indirekt mit zu verantworten haben. "
Sie haben sicher recht, kein Sex ist für die Übertragung des Virus eine wirksame Sperre.
Aber Enthaltsamkeit predigen und eine andere Sexualpraxis haben, führt in vielen afrikanischen Ländern zu Infektionsraten von 20 - 50 %. Deshalb meine ich, dass - unabhängig von unserer persönlichen Einstellung zur Sexualität - zuallererst die Vermeidung weiterer, unnötiger Infektionen und dann die Versorgung der Infizierten mit den notwendigen Medikamenten stehen muss .
Mögen Sie Frau Hörnchen, es halten wie Paulus. Wir die wir uns nicht enthalten können oder wollen, nehmen besser das Kondom.
Mit freundlichen Grüßen
Volker Beck