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Volker Beck
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Frage von David N. •

Frage an Volker Beck von David N. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Hr. Beck,

es geht nicht darum die schrecklichen Taten des Nationalsozialismus mit den Untaten des Kommunismus zu vergleichen.
Es ist aber so das der Kommunismuss "das Thema" des 20Jhr. war und NICHT das nationalsozialistische System. Ich habe jetzt seit der 8. klasse, das heißt, fast 3 Jahre am Stück, so gut wie nur das Thema: Deutschland: 1910-1950. Und ich hab die Nase voll von dem Thema.
Klar, es war wohl das schlimmste was in der Geschichte Deutschlands passierte, ABER, meine Klassenkamaraden kommen zu mir, und fragen mich was der Kommunismus sei, wer Karl Marx war, und auch warum die Menschen ein anderes politisches System wollten. Die Bildung sollte sich nicht NUR auf den Nationalsozialismus konzentrieren. Napoleon, Ceasar, Lenin, Bush, Cleopatra, Rosa Parks, Willy Brandt, Martin Luther King, Abraham Lincol, Fidel Casto, Gaddafi, Idi Amin, Heile Selassie etc. All diese Persönlichkeiten werden, wenn, dann auch nur nebenbei erwähnt. Während man die Person um Adolf Hitler von Kopf bis Fuss, auswendig kennt.
Die Bundesregierung darf, oder besser MUSS die Themen rund um Deutschland in den 30ern und 40ern natrürlich beachten. Aber die Schandtaten von Hitler, sollten nicht die Schandtaten von Bush, Stalin oder sonst irgendwen bevorzugt werden. Und vor allendingem dürfen die Schandtaten nicht die Taten großer Männer ausblenden.

Wann wird ein Politiker aufstehen und an diese Probelmatik rangehen?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Nebere,

der Holocaust war einzigartig in seiner Brutalität und in seinem Vernichtungswillen. Dieser Umstand muss sich auch in der Gewichtung der Lehrpläne für den Geschichtsunterricht, die im übrigen von den Kultusministern der Bundesländer aufgestellt werden, entsprechend wiederspiegeln.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass andere historisch wichtige Epochen oder Ereignisse im Schulunterricht ignoriert werden. Im übrigen ist mir auch nicht bekannt, dass dies in der Praxis der Fall wäre. Der nationalsozialistische Unrechtsstaat mit seinem unglaublichen Genozid ein herausragend abschreckendes und schreckliches Regime war, das eine gründliche Befassung im Lehrplan der Schüler erfordert. Dies umso mehr, da viele Phänomene, die auch zum Bestandteil der NS-Diktatur gehörten oder zu diesem Regime hinführten, auch heute noch gesellschaftlich ausgeprägt sind, so dass eine Beschäftigung hiermit - leider - immer noch - auch aus aktuellem Anlass - vonnöten ist. Ich meine damit Phänomene wie Antisemitismus, Rassismus, Homophobie oder Diskriminierungen von Minderheiten generell.

Über Ursachen und Auswüchse der NS-Diktatur zu lehren, bedeutet aber nach meinem Verständnis nicht, andere Unrechtsregime im Lehrplan auszublenden. So gehört gewiss auch eine intensive Aufarbeitung des DDR-Unrechts in den Unterricht, ohne allerdings die DDR mit dem NS-Staat und seinen Massenmorden gleichzusetzen. Auch die Verbrechen Stalins und Lenins in der Sowjetunion verdienen eine historische Aufarbeitung.

Den Versuch indes, die auch in meinen Augen verfehlte Politik des US-Präsidenten Bush auf eine gleiche Ebene mit der Diktatur des NS-Regimes zu stellen, weise ich zurück.

Erstaunlich ist die Stellung, die sie sich in ihrer Klasse erworben haben ("meine Klassenkamaraden kommen zu mir, und fragen mich was der Kommunismus sei, wer Karl Marx war, und auch warum die Menschen ein anderes politisches System wollten.").

In welche Schule und in welche Klasse gehen Sie denn?

Mit freundlichen Grüßen
Volker Beck