Frage an Volker Beck von Matthias R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Beck,
für Ihr Engagement in Sachen Bürgerrechte möchte ich Ihnen hier einmal danken, selbst wenn ich ansonsten nicht mit dem Programm der Grünen sehr einverstanden bin.
Ich habe mir jetzt allerdings mehrere Videoberichte zu den Paraden in Polen angesehen, und dabei ist schon die starke Präsenz von Teilnehmern aus westlichen EU-Staaten zu bemerken. Man sieht (auch in polnischen Berichterstattungen) schwedische Fahnen und deutsche Politiker.
Müsste man sich nicht doch überlegen, etwas weniger "westliche" Präsenz zu zeigen, um klarzumachen, dass gerade die polnische Lesben- und Schwulenbewegung von sich aus auf Missstände aufmerksam machen will? Oder zumindest an den Veranstaltungen teilnehmen, ohne allzu prominent aufzutreten?
Ich weiß, das ist eine schwierige Abwägung, und ich bin mir mit mir selbst nicht ganz eins. Aber mich würde schon interessieren, wie Sie mit Ihrer "Reiseerfahrung" diese Ambivalenz beurteilen.
Mit freundlichen Grüßen
Matthias Rüttgen
PS: Es ist erfreulich, dass der Deutsche Bundestag Ihre Reisen finanziert!
Sehr geehrter Herr Rüttgen,
die Veranstaltungen in Polen und auch in Russland werden von lokalen Gruppen geplant und organisiert. Herr Beck nimmt nur dann an solchen Veranstaltungen teil, wenn er von den Organisatoren um Unterstützung gebeten wird. In Moskau und in Polen war der Anteil westlicher Teilnehmer weitaus geringer als der Anteil polnischer und russischer Teilnehmer, auch wenn natürlich durch die Medienberichterstattung ein anderer Eindruck entstehen könnte. Die Medienpräsenz die durch die Teilnahme prominenter Persönlichkeiten wie international bekannten Künstlern und auch Abgeordneten verstärkt hervorgerufen wird, ist auch eine gewisse Schutzfunktion der Teilnehmer vor einem noch härteren Vorgehen der Polizei bzw. vor einem schwächeren Schutz der Demonstranten vor gewaltbereiten Gegendemonstranten.
Mit freundlichen Grüßen
Büro Volker Beck