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Volker Beck
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Frage von Stefan J. •

Frage an Volker Beck von Stefan J. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Beck,

am Wochenende erhielten 2 Homoheileradvolaten einen Preis des Christlichen Bildungsstiftung der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern: Christl Ruth Vonholdt und Markus Hoffmann.

In ihrer Laudatio würdigte die Philosophieprofessorin Edith Düsing (Hilchenbach bei Siegen), dass Christl Vonholdt „unbestechlich nach Wahrheit und Erkenntnis“ suche, auch wenn sie damit der Mehrheitsmeinung widerspreche. Mit ihren Forschungen habe sie eine Welt des Irrtums zum Einstürzen gebracht.„Das Dogma von der Unumkehrbarkeit homosexueller Orientierung würde für einige Menschen zu einem ausweglosen Käfig der ‚political correctness’, wenn es nicht Zeitgenossinnen wie Christl Vonholdt gäbe, die alle Menschen ernst nehmen, auch diejenigen, die nicht mit einer bestimmten sexuellen Orientierung leben wollen oder leben können und deshalb nach Veränderung suchen.“

Das Oberhaupt des ältesten evangelischen Adelsgeschlechts in Bayern, Albrecht Fürst zu Castell-Castell (Castell/Unterfranken), verband seinen Dank für die Arbeit von „Wüstenstrom“ mit Kritik an den Landeskirchen. Dass Kirchenleitungen Pfarrern erlauben können, gleichgeschlechtliche Beziehungen auch im Pfarrhaus zu leben, zeige, dass ihr Handeln nicht mehr allein von bibelwortgetreuer Theologie bestimmt werde.

Kath.net. medrum und idea berichteten über diese Preisverleihung. Wie beurteilen Sie diesen Vorgang, die Preisträger und die Laudatoren?

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Jetzt

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Jetzt,

herzlichen Dank für Ihre Anfrage.

Die von Ihnen angesprochene Preisverleihung ist eine evangelikale Selbstbeweihräucherung. Sowohl die genannte „christliche Bildungsstiftung“ als auch die Preisträger und Laudatoren gehören dem extrem-evangelikalen Spektrum an und versuchen, den christlichen Glauben für homophobe Propaganda zu missbrauchen. Sie suggerieren, dass Homosexualität selbst gewählt und eine Krankheit sei, von der sie angeblich Leidende heilen könnten. Die Weltgesundheitsorganisation hat aber bereits vor über 20 Jahren klargestellt, dass Homosexualität eben keine Krankheit und somit auch nicht behandelbar ist. Gerade für junge Menschen stellt die Findung der eigenen sexuellen Identität eine schwierige Phase ihres Lebens dar. Für sie sind Thesen, wie sie von den „ausgezeichneten“ Vertretern des DIJG und der Organisation Wüstenstrom propagiert werden, gefährlich: fehlgeschlagene „Therapien“ führen regelmäßig zu Depressionen, sozialer Isolation und sogar zu Suiziden. Dies bestätigt auch die Deutsche Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage meiner Fraktion (Dr. 16/8022).

Als Laudatoren der Preisverleihung sind die Philosophieprofessorin Edith Düsing und Albrecht Fürst zu Castell-Castell vorgesehen. Frau Düsing hatte sich zuletzt bereits im Jahr 2009 mit dem OJC und der Organisation Wüstenstrom solidarisch gezeigt. Gegenüber dem Kölner Express sagte sie: „Es ist fraglich, ob Homosexualität die ideale Selbstverwirklichungsform ist.“ Mit Therapien seien schon Homosexuelle zu Bi- oder Heterosexualität gewechselt. „Das ist dann eine gute Entwicklung.“ Fürst Albert zu Castell-Castell hat sich wiederum in einem Interview kritisch gegenüber dem Beschluss der Evangelischen Landeskirche Bayerns, das Pfarramt für homosexuelle Paare zu öffnen, geäußert. In einem Interview mit der Zeitschrift Idea bezeichnete er Homosexualität als „schöpfungswidrig“. Zugleich rief er zum Widerstand auf: Man müsse "wie im Dritten Reich den Widerstand in Form einer Art Bekennenden Kirche bilden". Diese Aussagen sind ein Angriff auf die Würde der Schwulen und Lesben in Deutschland. Sie sind homophobe Propaganda, der NS-Vergleich ist hetzerisches und geschichtsloses Vergessen.

Solche Aussagen sprechen für sich. Leider nehmen die genannten Personen aber auch für sich in Anspruch im Namen des christlichen Glaubens zu sprechen. Hier sind klare Worte auch von Seiten der evangelischen Kirche gefragt. Ich habe deswegen den Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche, Herrn Dr. Schneider, in einem Brief gebeten, vor dieser Scharlatanerie zu warnen und deutlich zu machen, dass derartige Heilsversprechen nicht mit den Überzeugungen der Evangelischen Kirche in Deutschland zu vereinbaren sind. Ich hoffe, dass so diesen Hetzern ein deutliches Zeichen entgegen gesetzt werden kann.

Weitere Informationen zur Ex-Gay und christlich-fundamentalistischen „Homoheiler“-Szene finden sie unter: www.mission-aufklaerung.de

Mit freundlichen Grüßen

Volker Beck