Die Frauenquote wird oft als erster Schritt in die richtige Richtung der Gleichstellung gesehen. Doch wie genau soll der Erfolg der Frauenquote evaluiert werden?
Sehr geehrter Herr B.,
vielen Dank für die Frage und ihr Interesse an Gleichstellungsthemen! Als ehemalige Unternehmerin habe ich hier viele Erfahrungen in der Wirtschaft sammeln können und den ‘Erfolg’ der Frauenquote zu evaluieren, ist eine spannende Frage.
Die Einführung von verpflichtenden Quoten wurde durchgesetzt, weil es die gesellschaftlichen Strukturen und Erwartungen trotz vieler gut gemeinter Versprechen nicht vermocht haben, einen gerechten Frauenanteil (z.B. in Vorständen) in einem angemessenen Tempo zu ermöglichen. Die allermeisten Vorstände blieben weiterhin (fast) reine Männerclubs. In deutschen DAX-Konzernen ist bspw. der Anteil von Frauen bei etwa einem Fünftel. Also hier lässt sich sehr genau messen, ob eine Parität erreicht ist.
Die Frauenquote ist nun im Kern dazu da, einen gerechten Frauenanteil in bestimmten Gremien zuerst einmal überhaupt zu ermöglichen und ihn damit langfristig zu normalisieren. Erst mit der Frauenquote wurde vielen starken Frauen überhaupt erst die Chance gegeben, die bestehenden gläsernen Decken zu durchbrechen und sich und ihre Leistungsfähigkeit zu beweisen. Und das tun seitdem sehr viele Frauen mit großem Erfolg! Wenn wir das Thema auch in Zukunft nicht vernachlässigen, wird es irgendwann ganz normal sein, wenn z.B. ein Vorstandsmitglied in den Mutterschutz geht, und irgendwann werden Frauen in Interviews auch nicht mehr gefragt, wie es denn ist, diesen oder jenen Job “als Frau” zu machen. Irgendwann wird das Geschlecht keine Rolle mehr spielen. Und dann braucht es natürlich auch keine verpflichtende Frauenquote mehr.
Die Frauenquote kann man also dann als ‘Erfolg’ evaluieren, wenn sie nicht mehr nötig ist. Im Kern soll sie sich selbst wieder abschaffen.
Mit freundlichen Grüßen
Verena Hubertz