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Frage von Davin B. •

Frage an Vasco Schultz von Davin B. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Schultz,

vielen Dank für Ihre sehr aufschlussreichen Antworten.

Beim Lesen Ihrer Ausführungen haben sich aber noch zwei Fragen aufgetan, und zwar:

zu 2) Sie sagten, Sie erwarten von jedem, der in Deutschland wohnt, die Verfassung und Gesetze zu achten und dass bei Zuwiderhandlung hart durchgegriffen werden muss. Also ich vertrete ja immer den Standpunkt, dass Menschen, die wir aufnehmen, eine Art Gastrecht genießen; wir geben ihnen eine Chance. Solche, die dieses Gastrecht dann dazu missbrauchen, sich wie der Elefant im Porzellanladen zu benehmen, hat sein Gastrecht verwirkt und fliegt raus (Gäste, die in meinem Haus randalieren, schmeiße ich ja auch hinaus). Wie sehen Sie das?

zu 4) Sie sagten, wir hätten zu wenige Abiturienten und Hochschulabsolventen. Ich muss dazu sagen, dass wir mehr Abiturienten haben als jemals zuvor in der Geschichte, sogar einen Überschuss, da es tausende Studierte gibt, die auf ihrem Diplom sitzen und trotzdem Taxi fahren müssen, um sich einen Unterhalt zu verdienen! Und allgemein, was würden Sie am deutschen Bildungssystem verändern, um es zu verbessern? Ich persönlich bin ein Anhänger unseres dreigliedrigen Systems, da ich denke, dass so jedem am besten geholfen wird; bei leistungsschwachen Schülern kann eher auf Spezielles eingegangen werden und leistungsstarke Schüler werden nicht ausgebremst. Dazu will ich sagen, dass ich das, was in Berlin gerade durchgezogen wird, wirklich für den Witz des Jahrhunderts halte! Wie ist Ihre Meinung dazu?

Mit freundlichen Grüßen!

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Sehr geehrter Herr Bußmann,

2. Zu unterscheiden sind ja erstmal zwei Fälle: Migranten mit deutschem Pass kann man nicht abschieben. Genausowenig wie man deutsche Straftäter irgendwohin ausweisen könnte. Die nächste Frage, die für mich relevant ist: Sind die Straftaten begangen worden, um nicht ausgewiesen zu werden im Asylbewerberverfahren - das derzeitige Verfahren lehne ich aus vielerlei Hinsicht ab, weil es nicht sicher stellt, dass den Menschen in ihrer Heimat Folter oder der Tod droht und bestimmte Verfolgungstatbestände wie Verfolgung aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung nicht anerkannt werden. (Es ist doch grotesk, dass wir von Ausländern fordern, Ehrenmorde zu ächten, dies aber nicht als Tatbestand für das Asylbewerberverfahren anerkannt wird; da wird doch mit zweierlei Maß gemessen und es entsteht bei mir der Eindruck, dass es nicht wirklich um die Rechte der Frauen geht, sondern darum, dem deutschen Kleinbürger das Wort zu reden und die "Ausländer rauszuschmeißen") Beispielsweise die Verdunkelung der Herkunft. Eine weitere Frage, die zu beantworten ist: Selbst bei schweren Straftaten darf aus meiner Sicht niemand in ein Land abgeschoben werden, dessen Gesetzeslage wir aus verbrecherisch und nicht rechtsstaatlich ansehen. Wenn all dies nicht erfüllt ist, dann kann jemand seine Strafe auch gut in seiner Heimat absitzen. Beim Wort "Heimat" finde ich es auch immer wichtig daran zu denken, dass "wir einheimischen Deutschen" auch irgendwann einmal hierher eingewandert sind.

4. Nunja, ich bin kein Experte, was die Bildungspolitik angeht. Was die Hochschulabsolventen ohne Job angeht: Gesucht werden natürlich auch Spezialqualifikationen und meistens eben nicht das normale BWL-Diplom. Tatsache ist ja auch: Die einfachen Arbeiten, die früher Hauptschulabsolventen erledigt haben, wurden inzwischen größtenteils automatisiert. Die Produktivitätssteigerung der letzten Jahre kommt in der normalen Bevölkerung nicht an, sondern nur bei denjenigen, die es eh schon dicke haben. Deshalb ist die Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen sehr interessant. Ich selbst bin auf ein Gymnasium gegangen und der elitäre Charakter dieser Einrichtung hat mich damals schon angewidert. Auch so gut wie alle Untersuchungen zeigen, dass das dreigliedrige Schulsystem vielleicht für das preußische Beamten- und Untertanensystem sinnvoll war, aber nicht für die moderne Gesellschaft. Die PISA-Gewinner, wie z.B. die skandinavischen Staaten, machen uns vor, dass längeres gemeinsames Lernen der Schlüssel zum Erfolg ist sowie kleinere Klassen und eine stärkere Betreuung. Niemand kann einem Kind ernsthaft nach Klasse 4 sagen, ob es einmal das Abitur schafft. Genau das wird aber in unserem Schulsystem zementiert. Dabei gehen Fähigkeiten und Qualifikationen verloren, die wir eigentlich gut brauchen könnten. Tatsache ist, dass auch Kinder reicher Eltern durch Förderung im Elternhaus meistens das Abitur schaffen. Das wird in bildungsfernen Elternhäusern nicht geleistet und das macht mich eigentlich sehr traurig. Der Glaube, man muss nur alle schlechten Schüler in eine Gruppe stecken und sie dann gemeinsam beschulen ist in etwa so, als würde man Schwefel, Kohle und Kaliumnitrat zusammen packen. Diese Gruppen sind einfach nicht mehr beschulbar, weil die Vorbilder und Leistungsträger in der Gruppe fehlen. Wenn wir weiterhin am dreigliedrigen Schulsystem festhalten, dann wird Deutschland im internationalen Vergleich immer weiter den Anschluss verlieren und wir haben bald den Bildungsstand der Schwellenländer erreicht.

Grüße,
Vasco Schultz