Frage an Uwe Schummer von Erich H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Werter Herr Schummer,
in einer Ihrer Antworten las ich über die Blockparteien in der DDR folgendes und war über diese Aussage tief erschüttert: "Blockparteien waren die einzige Chance, beruflich weiter zu kommen ohne in die Täterpartei, die SED eintreten zu müssen." Da ich dort jahrzehntelang leben musste, möchte ich Sie nur fragen, ob Sie diese Unwahrheit wirklich glauben? Dort ist man in die Partei gegangen, um besser Qualifizierte auszustechen und sich eine Position zu sichern, die einem leistungsmäßig nicht zustand. Der Zustand der Betriebe und der Demokratie vor der Wende spricht doch Bände, oder? Da wir Probleme mit einem Berufsverbot hatten, waren wir oft bei den einzelnen Parteien. Zivilcourage hatte von denen niemand. Darum die Frage, warum nehmen Sie diese Leute in der Partei auf und verteidigen sie auch noch?
Sehr geehrter Herr Humplik,
bei meiner Antwort ging es um den Unterschied zwischen einer Täterpartei und den Mitläufern. Die Sozialdemokraten wurden von den Kommunisten in eine Zwangsvereinigung getrieben; ähnlich wurde die Gleichschaltung der Blockparteien vorgenommen. So wurde Jakob Kaiser, der 1945 in Berlin die Ost-CDU gründete und bei den Nationalsozialisten im Gefängnis saß, 1945 ebenso von den Kommunisten inhaftiert. Ich teile nicht die von der Linkspartei immer wieder aufgestellte Behauptung, SED und Blockparteien seien doch das Gleiche gewesen. Zwischen Tätern und durch den Zwang einer Diktatur gleich geschalteten Parteien gibt es Unterschiede. Da ich das Glück habe, im freien Teil Deutschlands gelebt zu haben, glaube ich auch dass, was mir Ostdeutsche immer wieder berichtet haben, dass es oft auch eine Flucht vor der SED war, lieber in die, wenn auch gleich geschaltete Ost-CDU, eingetreten zu sein. Ihre Erfahrung nehme ich gleichermaßen zur Kenntnis und danke Gott dafür, dass ich 1963 und die folgenden Jahrzehnte nicht in Bautzen sondern in Willich gelebt habe.
Herzliche Grüße
Uwe Schummer MdB
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