Frage an Uwe Schummer von Christoph H. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Schummer,
mit großem Interesse habe ich die Fragestellung von Herrn Vetter und Ihre Antwort gelesen.
Ich habe mit meiner IHK bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht. Ihre Beratung und Dienstleistung war weder die investierte Zeit noch das Geld wert. Die Mitgliedschaft hat mir und meinen Unternehmungen bisher nur Kosten und damit wirtschaftlichen Schaden verursacht - ohne den geringsten Nutzen.
Welche Legitimation haben in Ihren Augen denn Kammervollversammlungen mit Wahlbeteiligungen von 10 % oder weniger?
Was ist Ihre Meinung zu der Forderung vieler Gegner des typisch deutschen Kammerzwangs: Allen Kammern, die eine Wahlbeteiligung von weniger als 50 % haben, muß der öffentlich rechtliche Status entzogen und sie zu Kammervereinen umgewandelt werden?
Ich möchte betonen, daß weder ich noch meine Kollegen für die Abschaffung der Kammern sind, sondern dafür, den Kammerzwang abzuschaffen, damit die Kammern sich durch Leistung, also Gebühren und Entgelten aus dem Angebot und dem Verkauf Ihrer Leistungen finanzieren müssen - wie alle ihre Mitglieder.
Warum schränkt der Staat unser Recht nach Art. 9 bes. Absatz 3 Satz 1 ein und erlaubt es uns nicht, selbst Kammern zu gründen und eigenverantwortlich zu führen, wenn wir die Erfahrung gemacht haben, daß "unsere" Kammer unsere Interessen, die junger, innovativer Unternehmen nur unzureichend oder überhaupt nicht vertritt.
Mit großem Interesse erwarte ich Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Höll
Sehr geehrter Herr Höll,
Ihre schlechte Erfahrung mit der IHK sollten Sie vor Ort klären. In den Bereichen, in denen ich mit den Kammern zusammenarbeite – vorrangig bei der Berufsausbildung und der beruflichen Weiterbildung – sind meine Erfahrungen positiv. Trotzdem ist das Thema ein Dauerbrenner und Pflichtmitgliedschaften sind immer unbeliebt. Dennoch ist die Selbstverwaltung der Wirtschaft und eine gemeinsame Vertretung der Wirtschaftsbereiche – beispielsweise gegenüber der Politik – sinnvoll. Diese Selbstverwaltung funktioniert nur dann, wenn alle Unternehmen mitmachen. Die Alternative sind private Vereine, die alleine von großen Konzernen abhängig sein würden. Leidtragender wäre dann der Mittelstand. Beispielsweise nehmen die Kammern jährlich rund 500.000 Zwischen- und Abschlussprüfungen ab. Sie garantieren die Qualität der beruflichen Ausbildung; dies kommt allen zugute.
Herzliche Grüße
Uwe Schummer