Frage an Uwe Schmitz von lambert s. bezüglich Bildung und Erziehung
Erziehungsziele sollen in NRW in der Verantwortung vor Gott erreicht werden, so lautet das neue Schulgesetz.
Ich bin der Meinung, dass wir gegenüber unseren Mitmenschen Verantwortung tragen und übernehmen müssen. Als Agnostiker kann ich dieses Ziel nicht teilen und sehe die Freiheit der Religion (nicht nur für LehrerInnen) unzulässig eingeschränkt. Wie stehen Sie zu dem Erziehungsziel?
Sehr geehrter Herr Schauen,
als Agnostiker beantworten Sie die Frage "Gibt es einen Gott?" normalerweise mit "Ich weiß es nicht". Agmostizismus ist daher sowohl mit Theismus, als auch mit Atheismus vereinbar, da der Glaube an ein transzendentes Wesen möglich ist, selbst wenn man die rationelle Existenz eines höheren Wesens verneint.
Persönlich halte ich es nicht für zwingend notwendig, Erziehungsziele im Hinblick auf eine Verantwortung vor Gott zu definieren, obwohl ich persönlich ein gläubiger Mensch bin. Nun leben wir in unserem Kulturkreis allerdings diesbezüglich in einer recht angenehmen Situation. Die Werte, auf denen unsere Gesellschaft aufgebaut sind, sind die Freiheit des Einzelnen, Solidarität, Mitleid und gegenseitiger Respekt. Diese Grundwerte werden im Neuen Testament vom Christentum transportiert, ebenso im Koran des Islam oder auch dem Judentum.
Daher sehe ich in dem Gottesbezug in den Erziehungszielen zumindest kein Problem auch für Menschen ohne Glauben an höhere Wesen, da die Erziehungsziele, die wir unseren Kindern angedeihen lassen sollten, diesen Normen nicht widersprechen.
Aus diesem Grund sehe ich für das Lehrpersonal und die Schüler auch keine Einschränkung ihrer persönlichen öder religiösen Freiheit. Den Wert "Du sollst nicht töten!" muss auch ein Atheist in unserer Gesellschaft vorbehaltlos transportieren können, ohne in Gewissensnöte zu kommen.
Mit freundlichem Gruß
Uwe Schmitz