Frage an Ute Koczy von Adrian Lindner P. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrte Frau Koczy,
als Deutscher mit ecuatorianischer Mutter verfolge ich seit langem interessiert auf Ihrer Webseite Ihr Engagement für die Rettung des Yasuni-Nationalparkes in Ecuador.
In der ecuatorianischen Presse habe ich nun gelesen, dass die staatliche Ölgesellschaft Petroecuador schon mit der Erschließung des Ölfeldes 31 begonnen hat und spätestens 2013 die Förderung dort beginnen soll. ( http://www.elcomercio.com/negocios/Gobierno-iniciar-produccion-Bloque-Yasuni_0_569943090.html )
Ich war überrascht und enttäuscht. Vor dem Hintergrund dieser Nachricht kommt mir das Projekt etwas wie ein Etikettenschwindel vor. Während die Nichtförderung im Ölfeld ITT international als Vorzeigeprojekt päsentiert wird, kompensiert man offensichtlich still und leise die von dort fehlende Ölmenge durch die Erschließung eines anderen Ölfeldes in direkter Nachbarschaft. Die Folgen für das Amazonasgebiet und die dort lebende indigene Bevölkerung dürften im Falle des Feldes 31 nicht geringer sein als im Falle des Feldes ITT.
Haben Sie nähere Informationen dazu und wie bewerten Sie diese Umstände? Wäre es denkbar, Zahlungen in den Treuhandfonds an den Schutz des gesamten Nationalparks zu knüpfen statt nur an die Nichtförderung in einem speziellen Ölfeld?
Mit freundlichen Grüßen
Adrian Lindner Perez
Sehr geehrter Herr Lindner Perez,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage. Es tut mir leid, dass ich erst jetzt dazu komme, ihre Mail zu beantworten. Aufregende und arbeitsintensive Tage und Wochen liegen hinter uns – nicht nur im Hinblick auf Yasuní.
Zu Ihrem Hinweis auf die geplante Ölförderung in Block 31: Meines Wissens soll dort bereits im Dezember 2012 die Förderung durch horizontale Bohrung von der Seite begonnen werden. Diese Nachricht ist in der Tat alarmierend! Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund müssen jetzt dringend Maßnahmen für den Schutz der Region und des gesamten Yasuní ergriffen werden.
Die bereits stattfindenden Explorationen und Förderung im Yasuní heißen für mich aber nicht, dass wir auf die Unterstützung von Yasuní-ITT verzichten sollten. Meine Position ist: Ohne internationale Unterstützung droht der gesamte Nationalpark unter die Räder zu kommen. Die zerstörerischen Auswirkungen der Ölförderung (u.a. Verseuchung des Bodens, Wasservergiftung, Gas Flaring) bedrohen Menschen und Natur im Amazonas akut. Die Yasuní-ITT-Initiative ist ein wichtiger Schritt hin zur Beendigung der gesamten Ölförderung im Yasuní. Oberstes Ziel ist für mich, Yasuní in seiner Gesamtheit zu schützen. Für diesen Schutz müssen Programme auf den Weg gebracht werden. Daran muss sich Deutschland aktiv beteiligen und den Schutz von Yasuní mitgestalten. Leider wurde unser GRÜNER Änderungsantrag in der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses am 10. November abgelehnt. Es war nicht möglich, eine tragfähige Basis für einen Kompromiss mit der Koalition zu finden. Damit hat sich Minister Niebel vorerst mit seiner harten Linie durchgesetzt. Das Versagen der Bundesregierung und insbesondere von Minister Niebel ist bitter für Yasuní. Doch die Unterstützung in Zivilgesellschaft und in Teilen des Bundestages ist nach wie vor beeindruckend. Deshalb werden wir weiterhin den Weg ausloten für einen wirksamen Schutz von Yasuní.
Mit freundlichen Grüßen,
Ute Koczy