Frage an Ursula Eid von Norbert K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dr. Eid,
im März 2006 hat die britische Lebensmittelbehörde Food Standards Agency (FSA) eine vergleichende Nährwertkennzeichnung direkt auf den Produkten eingeführt. Der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz wird mit den Ampelfarben gekennzeichnet. Dabei steht Rot für einen hohen Gehalt und signalisiert: "Nur in kleinen Mengen hin und wieder verzehren." Gelb bedeutet: "Es ist o.k., es häufiger zu essen." Und Grün: "Eine gesunde Wahl". Die Ampel ist in England ein Erfolg: Die Verbraucher verstehen sie und orientieren sich beim Einkauf daran. Hersteller verändern zum Teil die Rezeptur, um keine roten Punkte mehr zu bekommen. Bereits 10.000 Produkte tragen die Kennzeichnung, die noch freiwillig ist. Die britische Regierung droht aber mit einem Gesetz, falls nicht alle mitspielen.
Die Nahrungsmittelindustrie in Deutschland, unterstützt von Horst Seehofer und der EU-Kommission, will dagegen ein irreführendes, unverständliches Zahlensystem, das die tatsächlichen Nährwerte verschleiert! Allerdings ist das kein Wunder, denn das Ampelsystem würde deutlich machen: Viele verarbeitete Lebensmittel, zum Beispiel Frühstückscerealien und Joghurtdrinks, sind gnadenlos überzuckert und tragen zum drängenden Problem des Übergewichts - insbesondere von Kindern - bei.
Wie stehen Sie zu der Ampelkennzeichnung? Was unternehmen Sie diesbezüglich?
Frdl. Gruß, Norbert Kennerknecht
Sehr geehrter Herr Kennerknecht,
vielen Dank für Ihre Mail vom 10. April 2008, die mich über abgeordnetenwatch.de erreicht hat. Gerne beantworte ich Ihre Frage.
Die aktuelle nationale Verzehrstudie zeigt eine dramatische Situation: Die Hälfte aller Männer und Frauen leiden unter den Folgen von Übergewicht, jeder fünfte ist sogar schwer krank (adipös). Besonders Jugendliche werden immer dicker. Es besteht also akuter Handlungsbedarf für eine klare Lebensmittelkennzeichnung.
Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen fordert daher seit langem eine einfache und klar verständliche Kennzeichnung auf Lebensmitteln und hat die Bundesregierung in mehreren Anträgen aufgefordert, in diesem Sinne für die Ampelkennzeichnung tätig zu werden.
Zuletzt hat sich der Bundestag am 6. März - auf unseren Antrag hin - mit der Ampelkennzeichnung befasst. Kernforderung unseres Antrags ist die schnelle und verbindliche Einführung einer verbraucherfreundlichen Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln.
Leider verweigern sich die Bundesregierung und die Fraktionen von CDU/CSU und SPD weiterhin.
Mehr Informationen finden Sie unter:
http://www.gruene-bundestag.de/cms/ernaehrung/dok/223/223054.html
Mit freundlichen Grüssen,
Dr. Uschi Eid