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Undine Kurth
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Frage von Harald R. •

Frage an Undine Kurth von Harald R. bezüglich Tourismus

Hallo Frau Kurth,

verfolge aufmerksam die Entwicklungen um die Erweiterungspläne am Wurmberg in Braunlage und bin dabei auf Ihre ablehnende Stellungnahme gestoßen.
Was spricht gegen eine stärkere touristische Nutzung des Wurmbergs? Die fatale Lage des Arbeitsmarktes und des touristischen Angebotes sind hinlänglich bekannt. Auf die Angebote im Thüringer Wald und im Erzgebirge als Konkurrenzdestinationen muss ich auch nicht hinweisen.
Wäre es nicht eine sinnvolle Zielsetzung, zusammen mit Schierke eine zukunftsfähige Nutzung zu finden?
Statt dessen treten die beiden Goslarer NABU-Vertreter zusammen mit einer Handvoll Sternenguckern auf den Plan und gewinnen einen NP-Unterstützer und zwei Grünen-Abgeordnete als Fürsprecher. Dark Sky Harz - kein Kommentar.
Es ist zum Verzweifeln: Muss Umweltschutz denn immer GEGEN die Menschen sein?
Vielleicht schauen Sie sich mal die Pisten im Harz an: Kurz, schmal, schlecht erschlossen, trotzdem lange Schlangen schimpfender Skifahrer. Viele von denen fahren das nächste Mal in die Alpen. Hilft das der Umwelt mehr?
Ich würde es begrüßen, wenn ein Kompromiss zwischen Umweltschutz und wirtschaftlicher Nutzung möglich wäre. Nein - es MUSS möglich sein.

Gruß
HR

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Rauch,

bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen auf Ihre Frage vom 28. Februar 2012 zur touristischen Nutzung des Wurmsbergs erst jetzt antworte. Sicher haben Sie über die Medien registriert, dass die letzten politischen Wochen sehr bewegte Wochen waren, so dass manche Arbeit liegen geblieben ist.
Nun zu meiner Antwort:

Sehr geehrter Herr Rauch,

gegen eine touristische Nutzung des Wurmbergs - und des gesamten Harzes (Ost wie West) spricht natürlich überhaupt gar nichts. Und ich bin auch der festen Überzeugung, dass Umwelt und Naturschutz eigentlich nie gegen den Menschen gerichtet ist, denn Umwelt- und Naturschutz tragen dazu bei, dass unsere Lebensgrundlagen erhalten bleiben.

Eine touristische Nutzung wird aber immer nur dort erfolgreich sein können, und damit auch ökonomisch zu Erfolgen führen können, wenn sie Rücksicht auf die Gegebenheiten vor Ort und die natürlichen Voraussetzungen nimmt. Der Harz zeichnet sich durch wunderschöne Landschaften, einen Nationalpark, der als der beliebteste Deutschlands eingestuft worden ist und ein breites kulturelles Angebot aus. All das sind Grundlagen für eine solide und zukunftsfähige Entwicklung des Tourismus im Harz.

Allerdings müssen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass wir in Zeiten des Klimawandels nicht mehr darauf setzen können, dass der Harz eine ausgesprochene Wintersportdestination sein wird. Dazu fehlen schlicht die Voraussetzungen, also die sogenannte Schneesicherheit. Daher ist es doch viel klüger, auf Entwicklungen zu setzen, die eine solide Grundlage haben und nicht in Entwicklungen zu investieren, die den natürlichen Gegebenheiten nicht mehr entsprechen. Wir wissen, dass Natururlaube sich zunehmender Beliebtheit erfreuen und dass der sanfte Tourismus dafür die besten Möglichkeiten und Voraussetzungen schafft.

Ich glaube nicht, dass wir weiter kommen, wenn wir denjenigen, die ein Abwägen aller Argumente anmahnen immer wieder unterstellen, dass sie prinzipiell gegen jede Form der Entwicklung wäre. Auch ich begrüße es natürlich - und ich weiß, dass die Naturschutzverbände es ebenso sehen, wenn tragfähige Kompromisse zwischen Umweltschutz und wirtschaftlicher Nutzung gefunden werden. Und auch ich bin der Meinung, dass diese gefunden werden müssen. Allerdings müssen diese Kompromisse auch die natürlichen Voraussetzungen berücksichtigen - und da, wo keine Schneesicherheit herrscht, ist es nicht klug, das touristische Ziel auf reinen Wintersport auszurichten und den fehlenden Schnee durch Schneekanonen "herbeizaubern" zu wollen.

Auf jeden Fall freue ich mich, dass es ganz offensichtlich viele Menschen gibt, die an einer guten touristischen Entwicklung und damit einer guten wirtschaftlichen Entwicklung des Harzes interessiert sind, denn immer noch wird der Tourismus als Wirtschaftsfaktor viel zu oft unterschätzt.

Mit freundlichen Grüßen und allen guten Wünschen für die kommenden Ostertage

Undine Kurth