auf geht´s
Ulrike Schweiger
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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Frage von Brigitte B. •

Warum soll die Parteienfinanzierung nicht aufgehoben werden?

auf geht´s
Antwort von
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Sehr geehrte Frau B.

vielen Dank für Ihre Frage. Bitte erlauben Sie mir, auf diese kurze Frage umso ausführlicher zu antworten - meine Antwort basiert auf die Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) bpb.de:

Die staatliche Parteienfinanzierung in Deutschland ist ein wesentliches Element zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des demokratischen Systems. Sie gewährleistet, dass politische Parteien ihre verfassungsmäßigen Aufgaben erfüllen können, ohne in übermäßige Abhängigkeit von privaten Geldgebern zu geraten. Artikel 21 des Grundgesetzes räumt den Parteien den Rang von Verfassungsorganen ein und betont ihre Bedeutung für die politische Willensbildung des Volkes. Eine ausgewogene Finanzierung aus staatlichen Mitteln trägt dazu bei, die Chancengleichheit zwischen den Parteien zu wahren und die Transparenz politischer Prozesse zu fördern.

Ein Verzicht auf die staatliche Parteienfinanzierung hätte mehrere Nachteile:

  1. Ungleichgewicht der finanziellen Ressourcen: Ohne staatliche Unterstützung wären Parteien verstärkt auf Mitgliedsbeiträge und Spenden angewiesen. Dies könnte dazu führen, dass finanzstarke Parteien, die tendenziell wirtschafts- oder unternehmerfreundliche Positionen vertreten, einen Vorteil haben, während Parteien, die die Interessen weniger wohlhabender Bevölkerungsgruppen vertreten, benachteiligt würden.
  2. Gefahr der Abhängigkeit von privaten Geldgebern: Eine ausschließliche Finanzierung durch private Mittel könnte die Unabhängigkeit der Parteien gefährden und zu einer Bevorzugung bestimmter Interessen führen. Die staatliche Finanzierung dient dazu, die Parteien unabhängiger von sachfremden Finanzierungsquellen zu machen und somit ihre Rolle als Verfassungsorgane zu stärken.
  3. Einschränkung der politischen Vielfalt: Kleinere oder neu gegründete Parteien hätten ohne staatliche Unterstützung kaum die Möglichkeit, sich im politischen Wettbewerb zu behaupten. Die staatliche Finanzierung fördert somit die Pluralität und Dynamik des Parteiensystems.
  4. Beeinträchtigung der Transparenz: Ohne staatliche Mittel könnten Parteien versucht sein, ihre Finanzierung durch intransparente oder illegale Wege zu sichern, was das Vertrauen der Bevölkerung in das politische System untergraben würde. Die staatliche Finanzierung ist an Transparenz- und Rechenschaftspflichten gebunden, die das Vertrauen in die Parteien stärken.

Zusammenfassend trägt die staatliche Parteienfinanzierung zur Stabilität und Fairness des politischen Systems bei, indem sie Chancengleichheit, Unabhängigkeit und Transparenz der Parteien fördert. Ein Verzicht darauf würde diese Errungenschaften gefährden und könnte negative Auswirkungen auf die demokratische Kultur in Deutschland haben.

Ich hoffe, Ihnen mit meiner, etwas lang geratenen Antwort, weitergeholfen zu haben.

Freundliche Grüße

Ulrike Schweiger