Frage an Ulrike Rodust von Joachim M. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Rodust,
ich wohne in Schleswig Holstein in der Dorfschaft Pansdorf, welche zur Gemeinde Ratekau gehört.
Wie stehen Sie zu der geplanten Hinterlandanbindung im Rahmen der Fehmarnbeltquerung. Ich bin persönlich der Meinung, dass hier ohne Rücksicht auf Verluste eine überdimensionierte Planung realisiert wird. Ich bin weder von einem angeblichen, wirtschaftlichen Nutzen für die Region noch von den angeblichen zu erwartenden Verkehrsströmen überzeugt. Eher drängt sich bei Beobachtung der Diskussion die Erkenntnis auf, dass hier für die Gewinnmaximierung der Deutschen Bahn der Weg geebnet wird. Auch die grob fahrlässige Kostenplanung lässt einen ja jetzt schon Böses ahnen. Flughafen Berlin sage ich nur.
Mit den diversen Trassenplanungen einher geht rücksichtslose Zerstörung unserer umliegenden, wertvollen Naherholungsgebiete. Durch die Nähe der diversen Trassenvorschläge zu bewohntem Gebiet nimmt man auch kaltlächelnd die Gefährdung der Anwohner durch Gefahrgut sowie die tägliche, nicht unerhebliche Lärmemission in Kauf. Die, angeblich Raumschonende westliche Variante an der Autobahntrasse isoliert allein im Bereich zwischen Luschendorf und Ratekau ca. 60 Hektar Land. Weder landwirtschaftliche Nutzung wird möglich sein noch wird sich hier Wild zurückziehen können. Dies hat doch mit einer ressourcenschonenden Trassenführung überhaupt nichts zu tun.
Der nächtliche Lärm des Güterverkehrs wird in den angrenzenden Dörfern massive Gesundheitsprobleme der Einwohner nach sich ziehen. Nachzulesen auf der Internetseite des Umweltbundesamtes.
Der Lärm wird auch massive Auswirkungen auf die Immobilienpreise haben. Hierdurch greift die Bahn in die persönliche Altersvorsorge der privaten Haus-und Wohnungsbesitzer ein.
Gesellschaftliche Akzeptanz darf ein Unternehmen wie die Bahn bei dieser skrupellosen, menschenverachtenden Vorgehensweise nicht erwarten.
Über eine kurze Stellungnahme würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
J.Meyer
Sehr geehrter Herr Meyer,
vielen Dank für Ihre Anfrage und dass Sie mich über Ihre Probleme vor Ort unterrichten. Generell stehe ich dem Vorhaben, zwischen der Metropolenregion Hamburg und der Metropolenregion Kopenhagen/Malmö einen leistungsstarken Verkehrskorridor zu schaffen, positiv gegenüber.
Allerdings unterstütze ich auch die Forderungen des Koalitionsvertrages der Landesregierung Schleswig-Holsteins. Hier wird explizit darauf verwiesen, dass die deutliche Kostensteigerung bei der Hinterlandanbindung eine Neubeurteilung des Projektes gerechtfertigt. Auch die Beteiligung der kommunalen Ebene im Dialogforum - um Fragen der ökologischen Auswirkungen sowie den Schutz der Anrainer zu diskutieren - erhält einen hohen Stellenwert.
Auch hier im Europäischen Parlament nehmen wir das Thema Verkehrslärm sehr ernst. Mein SPD-Kollege Ismail Ertug ist für die EU-Verkehrspolitik zuständig und setzt sich als Berichterstatter für die transeuropäischen Verkehrsnetze insbesondere für die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsträger, wie Schiene und Binnenschifffahrt ein. Da gerade der Schienenverkehr zurzeit noch mit enormer Lärmbelastung für die Anrainer einhergeht, ist die gesamte SPD-Gruppe zudem für Anreize zur Nachrüstungen an den Waggons (z.B. an den Bremsen). So hängt die Lärmminderung nicht mehr nur von Nachbesserungen der Strecke ab.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit dieser Antwort weiterhelfen konnte. Bei eventuellen Anregungen oder Nachfragen können Sie sich jederzeit gerne direkt an mich bzw. meine MitarbeiterInnen wenden.
Mit freundlichen Grüßen,
Ulrike Rodust