Frage an Ulrike Rodust von Sabine V. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Rodust,
angeregt durch eine Sammlung von Zeitungsartikeln aus den Sommermonaten 2010 möchte ich ein Thema in Erinnerung bringen,
das jeden einzelnen Bürger betrifft. Es geht um das milliardenfache Bienensterben durch den Einsatz von bienenschädlichen Pflanzenschutzmitteln , hauptsächlich aus der Gruppe der Neonicotinoide.
Einzelne Wirkstoffe sind meines Wissens nach auch bereits in Deutschland und drei anderen europäischen Ländern verboten , aber wie so oft ist das Ausmass des Schadens
noch gar nicht überschaubar und die Wirkung von diversen Kombinationen der Pestizide nicht erforscht.
Ich bin daher für ein Verbot der obengenannten Pestizide, solange deren Sicherheit nicht durch tatsächlich unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen belgt ist.
Was können Sie mir aktuell zu diesem Thema sagen ?
Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Vater
Sehr geehrte Frau Vater,
herzlichen Dank für ihre Frage.
Das Thema Bienensterblichkeit ist eine sehr ernstzunehmende Sache. Neonicotinoide sind eine Wirkstoffgruppe, die aufgrund ihrer systemischen und hochtoxischen Wirkung auf Insekten eine Sonderstellung unter den Pflanzenschutzmitteln einnehmen. In Deutschland sind im Frühjahr 2008 mehrere Bienenvölker an Clothianidin einem Neonicotinoid, das als Beizmittel eingesetzt wurde, gestorben.
Viele unserer Pflanzen, die wir zur Nahrungsmittelerzeugung nutzen, sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Daher finde ich es sehr besorgniserregend, dass man immer häufiger von einem Sterben der Bienenvölker liest und hört. Neben der Gefahr des unsachgemäßen Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln gibt es weitere Krankheiten, die den Bienenvölkern zur Gefahr werden wie bspw. der Befall durch die Varrosa-Milbe. Allerdings sind bisher auch noch nicht alle Ursachen des Bienensterbens erforscht.
Das Europäische Parlament hat dieses Problem erkannt und sich in der November Straßburgsitzung mit diesem Thema befasst und eine Entschließung verabschiedet. Darin fordern wie als Abgeordnete, dass im Zuge der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik zukünftig den Imkern mehr Unterstützung zukommt. Zudem werden strengere Vorschriften und schärfere Kontrollen in Bezug auf Etikettierung, Forschung über das Bienensterben und eine Aufnahme der Bienenkrankheiten in die EU-Veterinärpolitik in der Entschließung gefordert. Die Kommission soll außerdem einen Aktionsplan gegen das Bienensterben erstellen. Dazu zählt die Förderung der für die Bestäuberarten verträglichen Produktionsmethoden in der Landwirtschaft ebenso wie die Weiterführung und Verbesserung bestehender Förderprogramme, die 2012 auslaufen werden.
In der Entschließung fordern die EU-Abgeordneten die Kommission zuletzt dazu auf, unabhängige Forschungsarbeiten zum Bienensterben zu unterstützen und sicher zu stellen, dass Daten über die Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf bestimmte Bienensorten öffentlich zugänglich sind. Die Zulassungsvorschriften für Pestizide und Pflanzenschutzmittel sollen dahingehend abgeändert werden, dass im Rahmen der Risikobewertung von Substanzen auch die Auswirkungen auf Bienen Berücksichtigung finden.
Ich hoffe, dass mit dieser Entschließung ein Anstoß gegeben wird, um ein weiteres Bienensterben zu verhindern. Damit auch zukünftige Generationen noch in den Genuss von gesunden Lebensmitteln kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Rodust