Sehr geehrte Frau Müller, werden Sie sich für das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur einsetzen?
Es ist eine Tatsache, dass der Klimawandel voranschreitet und wir dringend mehr Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz der Natur ergreifen müssen. Für mich als Landwirtin, Mutter und Großmutter steht ebenso außer Frage, dass meine Generation unser Land in einem guten Zustand an unsere Kinder und Enkelkinder weitergeben muss. Mit diesem Denken in Generationen wird man in der familiengeführten Land- und Forstwirtschaft groß. Eine gesunde Natur ist die Lebensgrundlage, für uns alle, besonders aber auch für die Land- und Forstwirte, die vom Ertrag ihres Landes leben müssen.
Die Debatte um den Vorschlag der Europäischen Kommission über ein Gesetz zur Wiederherstellung der Natur ist leider extrem polarisiert und stellt die Sache so dar, als wäre dieser Vorschlag der einzige Weg zum Ziel. Dagegen wehre ich mich ausdrücklich. Gut gemeint bedeutet nicht gut gemacht, das trifft auf diesen Vorschlag leider zu. Ich habe ernste fachliche Bedenken, dass der Vorschlag der Kommission kontraproduktiv ist und stehe damit nicht allein. Der Vorschlag ist zu sehr auf die Wiederherstellung einer Natur von Vorgestern fixiert, die in dieser Form den Herausforderungen des Klimawandels nicht gewappnet ist. Vielmehr müssten wir nach vorne blicken und gezielt Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz im Angesicht der klimatischen Bedingungen von Übermorgen in den Mittelpunkt stellen. Deshalb unterstütze ich die Zielsetzung, sehe aber im Vorschlag der Kommission gravierenden Überarbeitungsbedarf. Die im Europäischen Parlament angenommene Position setzt hier wichtige Akzente.