Frage an Ulrike Flach von Karl-Hermann K. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Flach!
Wie sollen die Hausärzte bei einem auf 11 Euro/Monat und Patient festgeschriebenen Honorar überleben. Wollen Sie in Westfalen eine hausarztfreie Zone schaffen?
Mit Bitte um Info,
Killmer, Hausarzt in Ostwestfalen
Sehr geehrter Herr Killmer,
haben Sie vielen Dank für Ihre Mail. Hausärzte sind für unser Gesundheitssystem unverzichtbar. Niemand will eine "hausarztfreie Zone". Ich unterstütze ausdrücklich Bestrebungen, dafür zu sorgen, dass die Hausärzte eine leistungsgerechte Honorierung erhalten und von unnötiger Bürokratie befreit werden. Im nächsten Jahr ist allerdings eine Problem zu bewältigen, das dadurch entstanden ist, dass die auch von mir für notwendig gehaltenen Ausgabensteigerungen, u.a. auch im hausärztlichen Bereich, nicht mit der ebenso notwendigen Reform der Einnahmeseite verbunden worden sind.
Angesichts des für das kommende Jahr zu erwartenden Defizits von rund 11 Mrd. € in der gesetzlichen Krankenversicherung müssen wir alle Beteiligten in die Verantwortung nehmen. Nur so können wir mittelfristig durch eine Finanzreform Spielräume schaffen, die den Krankenkassen wieder, auch im Hinblick auf die ärztliche Vergütung, vorteilhafte Vertragsgestaltungen ermöglichen. Die jetzt anstehenden Belastungen müssen möglichst gleichmäßig und fair auf alle verteilt werden. Dabei muss es gerecht zugehen, auch zwischen den Hausärzten.
Lassen Sie mich noch einmal deutlich hervorheben: es geht hier nicht darum, Honorare zu kürzen. Niemandem soll etwas weggenommen werden, auch nicht den Hausärzten, die sich mit großem Einsatz um ihre Patienten kümmern. Im Hinblick auf die dargestellte finanzielle Lage müssen wir jedoch die Honorarzuwächse begrenzen. Es wäre gegenüber den anderen Beteiligten nicht vermittelbar, würden wir bei dem Bemühen, die gesetzliche Krankenversicherung zu stabilisieren, eine bestimmte Gruppen außen vor lassen. Für bestehende Verträge gilt Bestandsschutz.
Insofern ist nicht geplant, die hausärztliche Versorgung einzuschränken. Im Gegenteil: wir wissen, dass wir Maßnahmen ergreifen müssen, um eine gute und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung durch Hausärzte auch künftig sicherzustellen. Hierzu gehört ein entschiedener Abbau überflüssiger Bürokratie. Hierzu gehört auch, dass verstärkt von Hausärzten erbrachte Leistungen wie der Hausbesuch oder generell auch die sprechende Medizin adäquat honoriert werden.
Ich habe Verständnis dafür, dass die Hausärzte für Ihre Leistungen eine höhere Vergütung fordern. Die Zahlen, die die Kassenärztlichen Bundesvereinigung vorgelegt hat, machen allerdings klar, dass Hausärzte unter den Medizinern nicht mehr zu den Verlierern gehören. Sie stehen in vielen Fällen an der Spitze der Honorarskala, noch vor den Fachärzten. In diesem Licht erscheint eine Beschränkung der Zuwächse ein erträglicher Beitrag zur Finanzierung unseres Gesundheitswesens.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Flach