Frage an Ulrike Flach von Martin T. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Ulrike Flach,
sehr geehrter Herr Minister Roesler,
folgende Fragen beschäftigen mich als selbständiger Physiotherapeut:
1. Ich würde gerne in Erfahrung bringen, ob Sie wissen, wann die letzte und in welcher Höhe die Honoraranhebung für Physiotherapeuten in Baden Württemberg von der AOK BW zuletzt durchgeführt wurde.
2. Stellen auch Sie fest, dass ambulant vor stationär Kosten im Gesundheitswesen einspart ?
3. Wass geschieht mit den eingesparten Kosten ?
4. Warum wirft man uns ( Physiotheraepeuten ) dann vor, dass unsere Kosten steigen, wenn wir einen wesentlichen Anteil dazu leisten, dass die stationären Kosten sinken ?
5. Ich würde gerne von Ihnen wissen, in welchem Verhältnis stehen die AOK Marketingausgaben in BW - die AOK Verwaltungskosten in BW ( inkl. der sonstigen Kosten ) und der Ausgaben für die Physiotherapeuten in BW.
6. Handelt es sich um eine Wettbewerbsverzerrung seitens der AOK, wenn deren Mitglieder an Trainingsgeräten innerhalb des AOK Hauses kostenlos trainieren, die Leasingraten der Trainingsgeräte und die Personalkosten die AOK bezahlt, gleichzeitig aber die Menschen, die bei mir trainieren Mitgliedsbeiträge bezahlen und ich hierfür Mwst. und Einkommenssteuer bezahle?
Auf diese Weise ziehen es AOK Kunden vor zur AOK zu gehen. Folge: dortige Kosten steigen. Ich muss hingegen Personalkosten, Gerätekosten, usw. durch Einnahmen generieren. Außerdem verdient der Staat, das Land und die Komune bei mir mit.
7. Ist es legal, dass ich bei Absetzungen ( bezogen auf krankengmynastische Leistungen ) durch die AOK in BW keine Möglichkeit bekomme, mein Rezept beim Arzt korrigieren zu lassen ?
Für Ihre Bemühungen haben Sie im voraus herzlichen Dank.
Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung
Mit freundlichen Grüßen aus Mosbach
Martin Tilsner
Sehr geehrter Herr Tilsner,
haben Sie vielen Dank für Ihre Mail. Ich bitte um Verständnis, dass mir die Zahlen über Honoraranhebungen der AOK in Baden-Württemberg oder das Verhältnis zwischen AOK-Marketingausgaben und Verwaltungskosten und den Kosten für Physiotherapeuten in Baden-Württemberg nicht vorliegen und ich mich auch dazu nicht äußere. Ich werde auch keine Bewertungen der Abrechnungen der AOK-Baden-Württemberg vornehmen.
Sie sprechen aber ein grundsätzliches Problem an, das die Bundesregierung auch angepackt hat. Wir haben im Entwurf zum GKV-Finanzierungsgesetz auch die Verwaltungskosten der Krankenkassen in den Blick genommen. Her sollen rund 300 Mio. € eingespart werden. Wir nehmen auch die Wahltarife und Zusatz-Angebote der gesetzlichen Krankenkassen in den Blick, die nicht risikogerecht und damit zu Lasten der Versichertengemeinschaft angeboten werden. In diesen beiden Punkten gehen unsere Bestrebungen also in Ihre Richtung.
Die FDP erhebt auch keinen Vorwurf, dass die Kosten der physiotherapeutischen Behandlungen steigen. Schon lange sagen wir, man muss die Kostenentwicklung über alle Akteure des Gesundheitswesens und über den gesamten Behandlungsverlauf betrachten. Höhere Kosten im ambulanten Bereich, die zur Senkung der Kosten im stationären Bereich führen, können in der Summe ja durchaus zu niedrigeren Kosten führen und somit sinnvoll sein. Eine reine Betrachtung einzelner Kostenstellen greift hier zu kurz.
Fest steht aber auch, dass die Gefahr besteht, dass die gesetzlichen Krankenkassen im nächsten Jahr ein Defizit von 11 Mrd. € erwirtschaften. Hier musste die Bundesregierung handeln und hat mit dem GKV-Finanzierungsgesetz und dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz ein umfassendes Sparkonzept vorgelegt, das alle Akteure (Ärzte, Kassen, Pharma, Apotheken, Krankenhäuser, Arbeitgeber und Arbeitnehmer) an der Finanzierung stärker beteiligt. Ziel muss es sein, den Kassen auch wieder Spielräume für höhere Vergütungen ärztlicher - oder auch physiotherapeutischer - Leistungen zu ermöglichen. Gegenwärtig sind diese Spielräume nicht erkennbar.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Flach