Ulrich Schmück
FDP
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Frage von Birger P. •

Frage an Ulrich Schmück von Birger P. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Schmück
wie stehen Sie zu dem Thema CCS (Carbonage Capture and Storage)? Bei dieser Technologie wird aus Abgasen CO2 abgeschieden und verflüssigt. Die Lagerung soll dann unterirdisch erfolgen.

Aktuell ist geplant, dass RWE ein Braunkohlekraftwerk in Hürth mit dieser Technik errichtet und das verflüssigte CO2 dann in einer 600 Km langen Pipeline bis nach Nordfriesland leitet und es dort unter die salinen Aquifere pumpt und endlagert.

Dort wird dann der Boden für alle Ewigkeit mit dem CO2 (dass darüber hinaus auch noch andere Giftstoffe enthält) kontaminiert sein. Defacto würde also für den Einsatz einer längst überholten Technologie (Braunkohleverstromung) ein Umweltschaden unbekannten Ausmaßes verursacht.

Es interessiert mich nicht nur, wie Sie zu dem Projekt in Nordfriesland stehen, sondern wie Ihr Abstimmungsverhalten zu dieser Technologie generell aussehen würde.

MfG
B. Paysen

Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Paysen,

vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Frage!

Wie ich in einer Antwort auf abgeordnetenwatch.de geschrieben habe, gehöre ich definitiv nicht zur Gattung der Bedenkenträger. D. h. ich bin allen neuen Ideen - als Informatiker insbesondere auch neuen Technologien - gegenüber aufgeschlossen (zumindest bemühe ich mich darum :-)).

Dies gilt auch für CCS. Aber: So wie das Gesetzesvorhaben bisher ausgestaltet ist, lehne ich es entschieden ab. Es kann nicht sein, dass
- die betroffene Region keine Mitsprache hat,
- alle Rechte von vornherein dem Explorationsunternehmen zugesprochen werden und
- die Bürger, die ggf. Risiken und Einschränkungen auf sich nehmen, nichts davon haben sollen.
Eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung dieser Möglichkeit zur Speicherung von CO2 halte ich jedoch sinnvoll, um dann auf Basis objektiver Erkenntnisse FUNDIERT - und nicht aufgrund von Gefühlen - entscheiden zu können.

Grundsätzlich halte ich den Bau weiterer Kohlekraftwerke angesichts des prognostizierten Klimawandels (der auch von Teilen der Wissenschaft bezweifelt wird, deren Seriosität ich derzeit allerdings nicht positiv beurteilen kann) für falsch. Ich würde für die Grundlastversorgung die Erneuerung von Kernkraftwerken bevorzugen. Vor diesem Hintergrund bräuchten wir uns mit dem Thema CCS gar nicht zu befassen. M. E. leider sind neue Kernkraftwerke aber politisch wohl nicht durchsetzbar. Folglich müssen wir Kohlekraftwerke bauen, da die vollständige Versorgung durch regenerative Energien auf absehbare noch nicht möglich sein wird, und folglich müssen wir uns mit dem dabei entstehenden CO2 befassen.

Da ich die bei vielen Bürgern latent vorhandene Einstellung verabscheue, alle zivilisatorischen Vorteile für sich zu beanspruchen, nur keine Nachteile oder Risiken vor der eigenen Tür haben zu wollen, befürworte ich den Bau von Kohlekraftwerken in Brunsbüttel ("wenn schon, denn bei uns, damit wir auch etwas davon haben") und auch die unabhängige wissenschaftliche Befassung mit CCS.

Liberal heißt u. a. Verantwortung für sich und auch für ANDERE zu übernehmen.

Viele Grüße
Ulrich Schmück