Frage an Ullrich Müller-Kantor von Michael Radio Bayern 3. bezüglich Wirtschaft
Inwieweit ist Politik noch relevant in Zeiten mächtiger internationaler Konzerne?
Hallo Michael,
auf jeden Fall ist Politik relevant in Zeiten mächtiger internationaler Konzerne! Hier sehe ich die Möglichkeiten in einem deutlichen Kontrast zu meinem Mitbewerber Herr Hannemann von den Freien Wählern.
Politik ist sogar wichtiger denn je, aber es ist ein Umdenken erforderlich. Bei internationalen Unternehmen lässt sich nichts erzwingen.
Meine liberale Grundüberzeugung ist: Wir in der Politik müssen den Wettbewerb mit anderen Ländern aufnehmen und uns um diese Unternehmen bemühen! Aber ganz wichtig: Wir in der FDP wollen dies nicht erreichen über einen Dumping-Wettbewerb um die niedrigsten Löhne und niedrigsten Sozialstandards.
Denn die Vorteile Deutschlands in der internationalen Konkurrenz sind z.B.: Qualifizierte Arbeitnehmer, gute Infrastruktur, Clusterbildung (Nähe zu ähnlichen Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen), vergleichsweise geringe bürokratische Hindernisse, wenig Streiks, Rechtssicherheit, einfache Steuergesetze, Subventionen (wenn sie richtig eingesetzt werden), nicht zuletzt ist das "Made in Germany" wieder wichtig geworden.
Es gibt mittlerweile einen richtigen Trend zur Rückverlagerung der Produktion nach Deutschland, das Beispiel der Steiff Kuscheltiere fällt mir spontan ein.
Gerade hier im Augsburger Wirtschaftsraum haben wir zwar die besten Voraussetzungen, aber es muss deutlich mehr getan werden, um sie auch zu unserem Vorteil zu nutzen. Unsere Region wird zu oft von der bayerischen Regierung übersehen - hier trete ich an, dies zu ändern.
Lassen Sie mich nur ein Beispiel nennen: Qualifizierte Arbeitnehmer. Wir benötigen exzellente Ingenieure, Facharbeiter und Dienstleister. Da ist es ist unglaublich, dass wir in Bayern (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) rund 50 Prozent weniger in die Bildung investieren, als die Vorbildregion Skandinavien (weitere Details dazu in meinem Kandidatenwatch-Beitrag zur Bildung.) Dazu kommen das dauerhafte "Herumbasteln" am Gymnasium (G8), der drückende Handlungsbedarf an den Hauptschulen, die bisher nicht gestoppte Abwanderung von Spitzenforschern in das Ausland. Mein Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass diese Probleme endlich realistisch wahrgenommen werden und nicht mehr schöngeredet - und dass in der Konsequenz auch das notwendige Geld bereit gestellt wird. Für uns heißt das konkret: Die Schulen im Gebiet Augsburg und Schwaben, wie auch die Universität müssen besser ausgestattet werden.
Auch wenn Sie die anderen Erfolgsfaktoren ansehen, werden Sie noch viele Punkte finden, bei denen die Politik sehr viel gestalten kann und muss.
Wir haben hervorragende Chancen, Großunternehmen nach Deutschland zu holen und dauerhaft zu halten. Eine solche Politik ermöglicht es uns, unseren Lebensstandard zu halten und nicht zum Niedriglohnland zu werden. Diese Wettbewerbspolitik hat einen weiteren Vorteil: Sie kommt unserer ganzen Wirtschaft zugute, 78 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in mittelständischen Unternehmen. Diesen müssen ebenfalls gute Rahmenbedingungen geboten werden, damit sie nicht Teile ihres Unternehmens ins Ausland verlagern.
Ich würde mich freuen mich, wenn Sie weiter Interesse an dem Thema hätten. Gerne können wir uns weiter austauschen, neben dem Internet stehe ich Ihnen auch persönlich zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Ullrich Müller-Kantor