Frage an Ulla Schmidt von Johannes B. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Bundesgesundheitsministerin Schmidt,
am 20/04/2009 war auf MDR Radio Figaro, 17.00 Uhr, in den Nachrichten zu hören, daß junge Frauen sich noch vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen das Gebärmutterhalskrebs provozierende Virus impfen lassen sollen, um eine Infektion und damit Krebs zu vermeiden. Dies habe das Robert-Koch-Institut, in unserem Lande als Bundesinstitut unter Ihrer Dienstherrschaft für die Abwehr von Seuchen zuständig, dringend geraten.
Sehr geehrte Frau Ministerin, wie geht ein solcher Appell mit der allerdringends notwendigen Aufklärung zur AIDS-Prävention zusammen?
Sie sind doch von Hause aus Pädagogin, da ist Ihnen doch klar: Wenn den jungen Frauen - besser: Kindern im Alter von 13 bis 16 - vorgegaukelt wird, mit einer Impfung könnten sie sich vor den Krebsviren schützen, übertragen sie diese Illusion sofort auf einen Schutz vor HI-Viren. Die psychologischen Hintergründe darzustellen, ist wohl überflüssig.
Mit solchen Appellen wird eine Aufklärung über die Gefahren des Geschlechtsverkehrs konterkariert. Die ohnehin kaum wahrnehmbare Aufklärung der Öffentlichkeit über die Notwendigkeit des persönlichen Schutzes vor einer HIV-Infektion wird in schwerster Weise beschädigt. Umgekehrt würde ein Nutzen für die Volksgesundheit erwachsen. Schutz vor AIDS durch angepasstes Verhalten bedeutet unisono Schutz vor Gebärmutterhalskrebs.
Was ist das für eine schizophrene Gesundheitspolitik?
Mit freundlichen Grüßen
Johannes Buhlmann , Dahme/Mark, 21/04/2009
Sehr geehrter Herr Buhlmann,
vielen Dank für Ihre E-Mail. In Deutschland erkranken derzeit jährlich ca. 6.500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Im Jahr 2004 sind nach der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes 1.660 Frauen an dieser Erkrankung in Deutschland gestorben. Die vorliegenden Daten zur Wirksamkeit der Impfung gegen die den Gebärmutterhalskrebs verursachenden HP-Viren begründen ein öffentliches Interesse an der HPV-Impfung, um die Gesundheit von Mädchen und Frauen zu verbessern. Aus diesem Grund empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut eine generelle Impfung gegen humane Papillomaviren für alle Mädchen im Alter von 12 bis 17 Jahren.
Selbstverständlich sollte im Rahmen des Besuchs beim Gynäkologen oder der Gynäkologin auch die notwendige Aufklärung über den Schutz vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus erfolgen. Ich bin überzeugt, dass die Gynäkologinnen und Gynäkologen dieser Verantwortung gerecht werden. Nicht zuletzt gehört das Gespräch über den Schutz vor HIV/AIDS auch zu einer verantwortungsvollen Sexualaufklärung in Familie und Schule.
Nach den uns vorliegenden Daten sind Jugendliche in ihrem Schutzverhalten vorbildlich. Schützten sich vor 15 Jahre noch weniger als die Hälfte der sexuell aktiven jungen Menschen regelmäßig mit Kondomen, so schützen sich aktuell zwei Drittel. Diese Zahlen zeigen nicht zuletzt auch, dass Präventionskampagnen wie die seit 1987 laufende Kampagne "Gib AIDS keine Chance" erfolgreich sind und ihre Zielgruppen erreichen.
Darüber hinaus würde ich Sie bitten, sich bei Fragen, die Sie an mich in meiner Funktion als Bundesministerin für Gesundheit richten, direkt an das Bundesministerium für Gesundheit zu wenden.
Wenn Sie uns schreiben wollen: info@bmg.bund.de
Oder rufen Sie an. Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums http://www.bmg.bund.de finden Sie die nach verschiedenen Themen sortierten Telefonnummern des Bürgertelefons.
Auch wenn jedes Schreiben an mich auf Abgeordnetenwatch von mir, einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter gelesen wird, kann ich wegen der sehr großen Zahl an Briefen und E-Mails, die ich jeden Tag erhalte, nicht alle persönlich beantworten. Dafür bitte ich Sie um Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt