Frage an Ulla Schmidt von Helmut E. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Ministerin Schmidt!
In der gestrigen konservativen FAZ vom Do.,5.3.2009,S.3 findet sich ein Bericht, mal wieder gespickt mit "Gejammer" und "Krokodilstränen" von niedergelassenen Fachärzten, der allerdings mit dem richtigen Resumee endet, daß die große Koalition aus CDU und SPD im Bund die niedergelassene Facharztschiene "austrocknen" will, weil sie ja bekanntermassen im internationalen Vergleich zu teuer und zu wenig effizient ist, sowie als Ersatz dafür Medizinische Versorgungszentren (MVZ) etablieren möchte: Frage 1: Trifft der besagte FAZ-Artikel bezüglich der resumierenden Aussage zur Politik der CDU/SPD-Koalition in Berlin im wesentlichen so zu?
Frage 2: Müßte das BMinGes noch mehr finanzielle Mittel als bisher für die Einrichtung von neuen MVZ zur Verfügung stellen, damit diese begrüssenswerte Verbesserung der fachärztlichen Patientenversorgung schneller als bisber flächendeckend um-gesetzt wird, vor allem auch an kommunalen Krankenhäusern auf dem "flachen Land", die bekanntlich nicht so reichlich mit Investitionsgeldern um sich "werfen können" und die ansonsten zusätzlich von den verbliebenen niedergelassenen Einzel- kämpfer-Typen unter den Fachärzten bei der Patientenüberweisung "sabotiert" werden?
Frage 3: Stimmen Sie zu, daß die Öffentlichkeitswerbung von BMinGes, LänderGesMins und KVen noch deutlich intensiviert werden sollte, um auch in der Bevölkerung einen erhöhten Nachfragedruck nach der Einrichtung von MVZs zu erzeugen, da dies letztlich ja auch im Interesse eines jeden Patienten liegt, nämlich eine medizinische Behandlung durch ein ganzes MVZ-Team mit einer Kombination aus Hightech-Medizin und hoher menschlicher Kompetenz, anstatt "Opfer" eines Einzelkämpfer-Facharztes zu werden, der oft auf dem medizinischen Standard von "vorgestern" therapiert, angereichert mit Empfehlungen von profit-gesteuerten Arzneimittel-Vertretern (letztes großes "Parade"-Beispiel: Ratiopharm-Skandal mit Geld für niedergelassene Fachärzte für Pillen-Rezepte für diese Firma)?
Sehr geehrter Herr Epple,
danke für Ihren Beitrag. Gerüchte, ich wolle die so genannte doppelte Facharztschiene zu Gunsten der Krankenhäuser abschaffen, sind schlichtweg falsch. Unser System der fachärztlichen Versorgung im ambulanten und stationären Bereich hat sich nach meiner Überzeugung durchaus bewährt und ist für eine flächendeckende Versorgung auch unverzichtbar.
Richtig ist, dass wir die Zusammenarbeit zwischen Fachärzten und Krankenhäusern besser organisieren müssen. Dabei muss vom Patienten her gedacht werden. Was für mich zählt, ist eine gute Versorgung der Patienten. Ob diese in der Praxis stattfindet, im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) oder in einem Krankenhaus, ist für mich zweitrangig. Starres Sektorendenken muss zum Wohle der Patienten überwunden werden.
Was wir brauchen ist außerdem, dass die Menschen egal wo sie wohnen und leben Anlaufstellen vor Ort haben, wenn sie medizinische oder pflegerische Hilfe benötigen. Dort kann dann entschieden werden, ob eine Weiterleitung z. B. zu den besten Spezialisten in einer Universitätsklinik erfolgt, oder die Behandlung vor Ort weitergeführt wird. Wie bei der Idee der Pflegestützpunkte geht es darum, sozusagen Satelliten rund um die verschiedenen Versorgungsangebote zu schaffen, zu denen die Menschen gehen können, und die dann professionell den besten weiteren Weg vorschlagen.
Dies können gerade in strukturschwächeren Regionen auch die genannten MVZs in hervorragender Art und Weise leisten. Ich bin daher sehr froh, dass sich solche Versorgungszentren, in denen Ärztinnen und Ärzte mit anderen Gesundheitsberufen unter einem Dach zusammenarbeiten, bundesweit durchgesetzt haben.
Darüber hinaus würde ich Sie bitten, sich bei Fragen, die Sie an mich in meiner Funktion als Bundesministerin für Gesundheit richten, direkt an das Bundesministerium für Gesundheit zu wenden.
Wenn Sie uns schreiben wollen: info@bmg.bund.de
Oder rufen Sie an. Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums www.bmg.bund.de finden Sie die nach verschiedenen Themen sortierten Telefonnummern des Bürgertelefons.
Auch wenn jedes Schreiben an mich auf Abgeordnetenwatch von mir oder einer Mitarbeiterin zumindest gelesen wird, kann ich wegen der sehr großen Zahl an Briefen und E-Mails, die ich jeden Tag erhalte, nicht alle persönlich beantworten. Dafür bitte ich Sie um Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt