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Frage von Ralf S. •

Frage an Ulla Schmidt von Ralf S. bezüglich Gesundheit

Guten Tag Frau Schmidt!

Wieso wird der ermäßigte Beitragssatz so überproportional auf 14,9% erhöht. Durchschnittlich lag bis jetzt dieser bei rd. 12%. Nach meinen Beobachtungen werden damit genau die Versicherten aus der gesetzlichen Krankenversicherung in die private Krankenversicherung getrieben, die bis jetzt die höchsten Beiträge gezahlt haben und gleichzeitig am wenigsten Leistungen aus der gesetzlichen Krankenversicherung abgerufen haben. Die Krankenkassen haben den ermäßigten Beitragssatz ja bisher auch entsprechend niedrig aus eben diesen Gründen kalkuliert.

Mir erscheint gerade die Festsetzung des ermäßigten Beitragssatzes völlig willkürlich und viel zu hoch. Aus diesem Grund werde auch ich, wie viele andere, der gesetzlichen Krankenversicherung nach nun über 13 Jahren freiwilliger Versicherung und davor 14 Jahren Pflichtversicherung den Rücken kehren. Die unnötige überproportionale Erhöhung des ermäßigten Beitragssatzes war ein Fehler, der das System der gesetzlichen Krankenversicherung insgesamt schädigen wird.

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Sehr geehrter Herr Schulz,

danke für Ihren Beitrag. In der Vergangenheit haben Krankenkassen die Höhe des ermäßigten Beitragssatzes selber in Ihrer Satzung festgelegt. Ein verlässlicher Durchschnitt dieser Beitragssätze, die keinen Krankengeldanspruch implizieren, ist mir nicht bekannt. Dass dieser in der von Ihnen genannten Region lag, scheint mir unwahrscheinlich, bei der AOK Rheinland-Hamburg betrug er z.B. 13,9% oder bei der DAK 14,5%. Insofern kann ich die skizzierte weit überproportionale Erhöhung des ermäßigten Beitragssatzes nicht nachvollziehen. Tatsächlich wurden für das kommende Jahr erstmals die realen Krankengeldaufwendungen der Krankenkassen zur Bestimmung des einheitlichen, ermäßigten Beitragssatzes aus dem allgemeinen Beitragssatz herausgerechnet. Dies ergab eine Ermäßigung von 0,6%. Richtig ist jedoch, dass die Beiträge insgesamt, aufgrund der höheren Ausgaben der Kassen zum Beispiel für die Ärzte und Krankenhäuser moderat ansteigen -- ebenfalls um rund 0,6%.

Auch wenn Millionen von Menschen in Deutschland, viele Rentnerinnen und Rentner durch den einheitlichen Beitragssatz ab Januar 2009 objektiv entlastet werden, weil sie heute höhere Beiträge zahlen, steigt der durchschnittliche prozentuale Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung und damit auch der individuelle Beitrag für viele Versicherte. Warum? Der medizinische Fortschritt führt zu immer schnelleren und besseren Heilungs- und Behandlungsmöglichkeiten -- aber auch zu deutlich höheren Kosten, die über die Beiträge finanziert werden müssen. Alle Länder sind davon in gleicher Weise betroffen -- aber Deutschland ist nach den OECD Statistiken seit Jahren das Industrieland mit den geringsten Kostensteigerungen, und das bei einem Leistungskatalog der Krankenversicherung, der in kaum einem anderen Land erreicht wird.

Die enorme Leistungsfähigkeit unseres sozialen Gesundheitssystems zeigt sich überdeutlich, wenn man sieht, welche Kosten im Krankheitsfall ohne wenn und aber und ohne Ansehen der Person erstattet werden. Nur ein Beispiel: Alleine eine große Regionalkasse finanzierte zwischen 2004 und 2007 Herztransplantationen für 36 Patientinnen und Patienten, vier davon Kinder. Im Schnitt kostete jeder Fall 210.000 EUR, manche hatten Behandlungskosten von über 350.000 EUR. Und täglich erhöhen sich die erbrachten Leistungen. Für teure Medikamente, damit diese Menschen leben können. Das deutsche Gesundheitssystem und die gesetzliche Krankenversicherung bieten Jahr für Jahr wahre Rekordleistungen.

Im Übrigen wenden Sie sich bitte bei Fragen, die Sie an mich in meiner Funktion als Bundesministerin für Gesundheit richten, direkt an das Bundesministerium für Gesundheit.

Wenn Sie uns schreiben wollen: info@bmg.bund.de

Oder rufen Sie an. Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums http://www.bmg.bund.de/ finden Sie die nach verschiedenen Themen sortierten Telefonnummern des Bürgertelefons.

Auch wenn jedes Schreiben an mich auf Abgeordnetenwatch von mir oder einer Mitarbeiterin zumindest gelesen wird, kann ich wegen der sehr großen Zahl an Briefen und E-Mails, die ich jeden Tag erhalte, nicht alle persönlich beantworten. Dafür bitte ich Sie um Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt