Frage an Ulla Schmidt von Ralf R. bezüglich Gesundheit
Hallo Frau Schmidt,
gibt es mit der amerikanischen Kapitalgesellschaft `Kaiser Permanente` einen Vertrag, einen Vorvertrag oder Gespräche, die zu einem Vertrag führen oder aus welchem Grund fahren Sie und weitere Gesundheitspolitiker in schöner Regelmäßigkeit in die USA - und landen dort immer bei Kaiser Permanente ?
Auf eine Antwort bin ich sehr gespannt und verbleibe
mit freundlichen Grüße
Ralf Ralle
Sehr geehrter Herr Ralle,
Gesundheitspolitik greift wie kein zweites Politikfeld in finanzielle, aber auch in Machtinteressen abertausender Lobbyisten ein. Mehr als 4,3 Millionen Menschen finden in unserem Gesundheitssystem Beschäftigung. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die unterschiedlichsten Verschwörungstherorien u.a. über mein politisches Handeln grassieren.
Dazu gehört mit schöner Regelmäßigkeit die von Ihnen angesprochene "Kaiser Permanente Story". Zur Sache ist folgendes zu sagen: zweifelsfrei hat das amerikanische Gesundheitssystem riesige Probleme, die insbesondere in der fehlenden universalen Absicherung liegen, und die z.B. zu rund 50 Mio. nicht versicherten Bürgern mit entsprechender schlechter medizinischer Versorgung führen. Auf der anderen Seite gibt es in den USA medizinische Spitzenleistungen und in einigen (Teil-)Bereichen auch eine sehr gute Organisation der gesundheitlichen Versorgung. Die von Ihnen genannte Versicherung "Kaiser Permanente" ist keine "Kapitalgesellschaft", sondern eine Krankenversicherung mit eigenen Krankenhäusern, Versorgungszentren, Ambulanzen etc., die in Form einer _Non Profit Stiftung_ organisiert ist -- und übrigens auch deutsche Wurzeln hat. Sie ist im und nach dem 2. Weltkrieg aus Betriebskrankenkassen entstanden, die in den großen Werften für die Arbeiter eingerichtet wurden.
Kaiser hat heute etwa 8-9 Mio. Versicherte (weit überwiegend in Kalifornien), die über ihre Arbeitgeber dort versichert sind. Nach Einschätzung unabhängiger Gesundheitswissenschaftler ist Kaiser nach der staatlichen Veterans Administration eines der besten (Teil-) Gesundheitssysteme in den USA. Insbesondere die Zusammenarbeit bei Kaiser zwischen ambulantem und stationären Bereich gilt in den USA als vorbildlich. Das war für mich der Grund, im Rahmen einer USA Reise _einmal_ (also nicht "mit schöner Regelmäßigkeit", und auch nicht "immer") auch Kaiser, bzw. zwei Kaiser Einrichtungen zu besuchen. Dabei habe ich mir angesehen, wie dort Präventionsarbeit gemacht wird, und wie durch gute und vernetzte Zusammenarbeit der Ärzte und der anderen Gesundheitsberufe Qualität gesichert und z.B. ineffiziente Doppeluntersuchungen und auch Fehlmedikationen vermieden werden können. Alles Bereiche, wo die medizinische Versorgung auch in Deutschland noch besser werden kann. Für viele Akteure des deutschen Gesundheitswesens könnte es durchaus lehrreich sein, sich selbstverständlich kritisch und differenziert mit Gesundheitssystemen anderer Länder auseinanderzusetzen -- das hilft übrigens auch gegen Verschwörungstheorien.
Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich auch weiterhin mit ganzer Kraft für ein modernes, solidarisches Gesundheitssystem zum Wohle aller Versicherten einsetze, und zumeist gerade gegen die zahllosen Vertreter von Einzelinteressen.
Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt