Frage an Ulla Schmidt von Dagmar W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Schmidt,
wie man hört, soll der Einheitsbeitrag der Krankenkassen ab 2009 bei ca. 15,5 % liegen. Das bedeutet für mich z. B. eine satte Erhöhung meiner bisherigen Beiträge von fast 2 Prozent, ohne dass ich mich dagegen wehren könnte. Wie es scheint, zahlt mal wieder der Versicherte die Zeche für Ihren Gesundheitspott. Wo bitte bleibt da für mich die angekündigte Verbesserung? Wieviel dieser Versichertenbeiträge kostet die Verwaltung dieses Pools, welcher Beitrag kommt noch bei meiner Krankenkasse an? Was macht meine Krankenkasse mit dem "mehr" an Geld, das sie ab Januar 2009 bekommt? Was kommt davon wie bei mir an, was kann ich mir zurück holen? Offenbar werden hier Kassen, die bisher gut gewirtschaftet haben, bestraft oder welchen Anreiz sollte eine Krankenkasse nun noch haben, preisbewusster zu sein als andere um die Ecke? Meinen Sie wirklich, durch eine andere Art von Verteilung der Versichertengelder bekämen Sie die wirklichen Probleme des Gesundheitssystems wie z. B. auch den massiven Missbrauch unterschiedlichster Art in den Griff?
Bisher habe ich wenig Antworten auf die Fragen meiner Vorgänger gefunden, letztlich ein weiterer Beweis dafür, wie wenig die Meinung des Wählers noch interessiert?
Mit freundlichen Grüßen
Dagmar Wilke
Sehr geehrte Frau Wilke,
Sie kritisieren die Beitragssatzentwicklung. Abgesehen von der Tatsache, dass auch Millionen von Menschen in Deutschland, viele Rentnerinnen und Rentner durch den einheitlichen Beitragssatz ab Januar 2009 objektiv entlastet werden, weil sie heute höhere Beiträge zahlen, steigt der durchsschnittliche prozentuale Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung in der Tat. Warum? Der medizinische Fortschritt führt zu immer schnelleren und besseren Heilungs- und Behandlungsmöglichkeiten -- aber auch zu deutlich höheren Kosten, die über die Beiträge finanziert werden müssen. Alle Länder sind davon in gleicher Weise betroffen -- aber Deutschland ist nach den OECD Statistiken seit Jahren das Industrieland mit den geringsten Kostensteigerungen, und das bei einem Leistungskatalog der Krankenversicherung, der in kaum einem anderen Land erreicht wird.
Die enorme Leistungsfähigkeit unseres sozialen Gesundheitssystems zeigt sich überdeutlich, wenn man sieht, welche Kosten im Krankheitsfall ohne wenn und aber und ohne Ansehen der Person erstattet werden. Nur ein Beispiel: Alleine eine große Regionalkasse finanzierte zwischen 2004 und 2007 Herztransplantationen für 36 Patientinnen und Patienten, vier davon Kinder. Im Schnitt kostete jeder Fall 210.000 EUR, manche hatten Behandlungskosten von über 350.000 EUR. Und täglich erhöhen sich die erbrachten Leistungen. Für teure Medikamente, damit diese Menschen leben können. Das deutsche Gesundheitssystem und die gesetzliche Krankenversicherung bieten Jahr für Jahr wahre Rekordleistungen.
Zur grundsätzlichen Logik und Systematik des Gesundheitsfonds:
Der Gesundheitsfonds ist ein Instrument und direkt verbunden mit der Einführung des einheitlichen Beitragssatzes und einer gerechten Zuweisung von Beitragsmitteln an die Krankenkassen nach Krankheitsrisiken ihrer Versicherten (Stichwort: Morbi-RSA).
Der Gesundheitsfonds führt im Ergebnis insbesondere zu zweierlei:
1. zu einer fairen Beitragszahlung durch allen gesetzlich Versicherten. Künftig zahlen alle Mitglieder einen gleichen prozentualen Beitrag in den Gesundheitsfonds ein -- egal ob Ost oder West, ob Nord oder Süd, ob Stadt oder Land, ob Jung oder Alt, ob agiler Internetnutzer, Manager, Kassiererrin oder bedürftiger Altenheimbewohner.
2. zu einem Wettbewerb der Krankenkassen um guten Service und gute Verträge -- statt um junge gesunde Gutverdiener. Schließlich können schlechter wirtschaftende Kassen künftig auch nicht mehr für viele Versicherten unbemerkt ihren Beitrag erhöhen und über die Arbeitgeber vom Lohn abziehen. Die Transparenz von direkten Euro-und-Cent-Auszahlungen und Zusatzprämien (die aber sozial auf maximal 1% eng begrenzt sind) wird jedem die Leistungsfähigkeit seiner Krankenkasse zeigen. Dass mancher dies scheut, ist verständlich; für die Krankenkassen beginnt ein neues Zeitalter des Wettbewerbs.
Ich hätte gerne auch die privaten Krankenversicherungen in den Gesundheitsfonds einbezogen, damit alle Bürger sich zu gleichen Teilen an Finanzierung und Risikoausgleich beteiligen, Dazu hatte ich keine Mehrheit. Das bleibt aber das Ziel.
Im Übrigen wenden Sie sich bitte bei Fragen, die Sie an mich in meiner Funktion als Bundesministerin für Gesundheit richten, direkt an das Bundesministerium für Gesundheit.
Wenn Sie uns schreiben wollen: info@bmg.bund.de
Oder rufen Sie an. Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums www.bmg.bund.de finden Sie die nach verschiedenen Themen sortierten Telefonnummern des Bürgertelefons.
Auch wenn jedes Schreiben an mich auf Abgeordnetenwatch von mir oder einer Mitarbeiterin zumindest gelesen wird, kann ich wegen der sehr großen Zahl an Briefen und E-Mails, die ich jeden Tag erhalte, nicht alle persönlich beantworten. Dafür bitte ich Sie um Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt