Frage an Ulla Schmidt von Reinhard Z. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrte Frau Schmidt,
aufgrund eines aktuellen Berichtes des Paul-Ehrlich-Institutes zur
"Gesamtstrategie Blutversorgung angesichts vCJK"
http://www.pei.de/cln_116/nn_158084/SharedDocs/Downloads/blut/gesamtstrategie/gesamtstrategie-stellungnahme-testsysteme-2008,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/gesamtstrategie-stellungnahme-testsysteme-2008.pdf
Zitat:
"Der sekundäre Übertragungsweg durch Blut wäre weitgehend zu unterbinden, sobald ein geeigneter Screeningtest zur Verfügung stünde. Gegenwärtig ist kein solcher Test verfügbar oder absehbar."
hätte ich eine Frage an Sie:
Ist es möglich, dass man sich über verseuchte Blutkonserven mit der Rinderkrankheit BSE infizieren kann?
MfG
R. Zwanziger
Sehr geehrter Herr Zwanziger,
vielen Dank für Ihre E-Mail. Seit einigen Jahren weiß man (zunächst aus Tierexperimenten), dass der BSE-Erreger auch durch Blut bzw. Blutkomponenten übertragen werden kann. Hier wurden z. B. Experimente an Schafen durchgeführt, an die Hirn von BSE-Rindern verfüttert wurde. Mit dem Blut dieser Schafe konnte man später die Krankheit auf die Empfängertiere einer Transfusion übertragen. Seit kurzem kennt man auch beim Menschen vier Fälle einer Übertragung durch zelluläre Blutkomponenten (Erythrozyten, Thrombozyten) auf Transfusionsempfänger. Alle vier Fälle einer Übertragung traten im Vereinigten Königreich auf, d. h. in dem Land, das primär von BSE betroffen war und in dem auch etwa dreiviertel aller Übertragungen von BSE auf den Menschen über die Nahrung beobachtet wurden (ca. 200 Fälle). Beim Menschen manifestiert sich diese Erkrankung als sogenannte Variante Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (nicht zu verwechseln mit der sporadisch auftretenden Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung).
Das Paul Ehrlich-Institut, das seit 1994 für Blutprodukte zuständig ist, schätzt die Wahrscheinlichkeit der Übertragung einer vCJK-Infektion durch Blut- oder Plasmaspenden in der Bundesrepublik Deutschland als sehr gering ein. Diese Einschätzung basiert auf verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen. Grundsätzlich sind die Verwendung von Blut und Plasma aus Großbritannien ebenso ausgeschlossen wie potentielle Spender, die sich zwischen 1980 und 1996 dort einer Operation unterzogen oder sich mindestens 6 Monate kumulativ aufgehalten haben, wobei sie sich unwissentlich einer Infektion mit dem BSE-Erreger ausgesetzt haben könnten. Falls ein Spender nach der Spende an vCJK erkranken sollte, käme es zu einem Rückruf der entsprechenden Blutprodukte.
Außerdem wurde im Jahr 2000 in Deutschland für Blutkomponenten zur Transfusion die Entfernung der Leukozyten verbindlich eingeführt, die gleichzeitig zu einer Abreicherung zellgebundener Prionen führt, da es Hinweise gibt, die diese mit den BSE-Erregern in Verbindung bringen. Weiter wurde das seit 1994 geltende und unabhängig von vCJK eingeführte Verbot des Imports von Blutprodukten aus in Großbritannien gewonnenem Plasma aufgrund des BSE-Risikos im Jahre 2000 verstärkt und 2004 nochmals angepasst.
Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt