Frage an Ulla Schmidt von Max M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Schmidt,
wieso gibt es in Deutschland keine unabhängige Forschung zur Verwendung von Arzneimittel? Wieso ist dies in Deutschland eine Sache der Pharmaindustrie?
„Fünf Prozent der Summe, die die Pharmaindustrie in Italien für ihr Marketing ausgibt, muss sie jedes Jahr an den Fonds überweisen, damit unabhängige Forschung finanzieren werden kann.
Italien macht also vor, wie man die Industrie wirklich in die Pflicht nehmen könnte. Anders in Deutschland: In Ihrem Hause setzt man auf das Prinzip Hoffnung.
Es kann nicht sein das in Deutschland Krebsmedikamente für ein Jahr (Kosten von über 42.000 Euro) verursachen.
Vielen Patienten könnten schwere Nebenwirkungen mancher Therapien erspart bleiben, wenn die Dosierung oder die Dauer der Behandlung verringert würden. Das legen jedenfalls Studien aus dem Ausland nahe. (ARD Kontraste)
Doch warum gibt es solche Studien nicht bei uns?
Ist es nicht so, das Sie gegen die Pharmalobby nichts unternehmen, weil Sie eine Marionette dieser sind.?
Kann es auch sein das Sie nach der Bundestagswahl zur Pharmaindustrie wechseln und Sie deshalb nichts unternehmen?
Mit freundlichen Grüßen
Max Mayerhofer
Sehr geehrter Herr Mayerhofer,
klinische Prüfungen werden in Deutschland zu ca. 80% von pharmazeutischen Unternehmen und zu ca. 20 % von nicht-industriellen Sponsoren (z. B. in Universitätsklinken) betrieben. Pharmazeutische Unternehmen verfolgen dabei in der Regel das Ziel, mit geeigneten Ergebnissen klinischer Studien Arzneimittelzulassungen zu erhalten, um so wirtschaftlichen Gewinn zu erzielen. Dagegen beanspruchen
nicht-industrielle Sponsoren für sich, Ziele unabhängig von kommerziellen Interessen zu verfolgen, beispielsweise bei der Optimierung bestehender Therapieschemata oder dem Vergleich von (neuen) Arzneimitteltherapien, die bislang nicht gegeneinander untersucht wurden.
Als freiwilliges Instrument wäre ein Fonds, in den die pharmazeutische Industrie einen Teil ihres Werbeetats zur Finanzierung unabhängiger, nicht-industrieller klinischer Studien einbezahlt, grundsätzlich begrüßenswert. Die Schaffung einer gesetzlichen Verpflichtung hierzu liefe allerdings auf eine nichtsteuerliche Sonderabgabe hinaus. Dies wäre in Deutschland aus verfassungsrechtlichen Gründen problematisch.
Nicht-industrielle Sponsoren klinischer Prüfungen können jedoch Zuwendungen zur Finanzierung ihrer Projekte beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), aus EU-Mitteln (Forschungsrahmenprogramm) oder bei Institutionen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Deutschen Krebshilfe oder anderen Forschungsstiftungen erhalten. Insofern werden in Deutschland bereits seit Jahren von der Industrie unabhängige Forschungsmaßnahmen finanziell gefördert.
Darüber hinaus würde ich Sie bitten, sich bei Fragen, die Sie an mich in meiner Funktion als Bundesministerin für Gesundheit richten, direkt an das Bundesministerium für Gesundheit zu wenden.
Wenn Sie uns schreiben wollen: info@bmg.bund.de
Oder rufen Sie an. Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums http://www.bmg.bund.de finden Sie die nach verschiedenen Themen sortierten Telefonnummern des Bürgertelefons.
Auch wenn jedes Schreiben an mich auf Abgeordnetenwatch von mir, einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter gelesen wird, kann ich wegen der sehr großen Zahl an Briefen und E-Mails, die ich jeden Tag erhalte, nicht alle persönlich beantworten. Dafür bitte ich Sie um Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt