Frage an Ulla Jelpke von Thies W. bezüglich Jugend
Moin Genossin Ulla,
vor einigen Monaten habe ich den neuen Personalausweis als Ersatz für den alten bekommen. Ich habe mich ein wenig damit beschäftigt und festgestellt, dass dieser Ausweis für mich gar keine nütliche Funktion enthält. Allerdings ist mir ein Gedanke gekommen, der mich nicht mehr loslässt,
Als langjähriger Computernerd und leidenschaftlicher Spieler von Computerspielen hat sich bei mir die Idee manifestiert, dass man den neuen Personalausweis gut nutzen könnte, um die Altersfreigabe bei Computerspielen durchzusetzen.
Die meisten Computerspiele haben heute bereits einen Online-Zwang und setzen die Verwendung von Online Distributionsplattformen wie Steam, Origin, uPlay und andere voraus. Diesen Plattformen ist es durchaus möglich anhand der IP-Adresse festzustellen, wo sich ein Spieler befindet. Also wäre es in meinen Augen sinnvoll die Online Distributionsplattformen und die Hersteller von Computerspielen zu verpflichten beim Kauf und beim Spielen von Computerspielen mit einer Altersfreigabe von 16 oder höher das Einlesen des neuen Personalausweises in einem Kartenlesegerät zu verlangen.
Als Minderjähriger heute Online Händler auszutricksen ist leider sehr leicht. Hingegen den neuen Personalausweis zu fälschen dürfte für einen zwölfjährigen eine unüberwindbare Hürde sein.
Ich würde gerne eine Initiative meiner Partei DIE LINKE sehen, um ein solches Vorgehen bei altersbeschränkten Comuputerspielen vorzusehen.
Mit solidarischen Grüßen
Thies wandschneider
Lieber Thies,
danke für diese Anregung. Mit der elektronischen Identität im Personalausweisgesetz, die technisch mit dem Chip im Personalausweis und einem Kartenlesegerät umgesetzt wird, steht die entsprechende Infrastruktur dem Grunde nach bereit. Problematisch ist, dass weiterhin kaum Behörden entsprechende Möglichkeiten bieten, sich dort mit der elektronischen Identität anzumelden und Anträge und ähnliches zu authentifizieren. Auch von Seiten der Plattformbetreiber, die für ihre Dienste eine digitale Authentifizierung benötigen (bspw. zur Eröffnung eines Bankkontos oder eines Nutzeraccounts für kostenpflichtige bzw. altersbeschränkte Dienste) gibt es kaum Anstalten, dies bei sich entsprechend einzurichten. Schon weil diese häufig ihren Sitz nicht in Deutschland haben, dürfte es schwerfallen diese entsprechend zu verpflichten. Außerdem ist diese Lösung national beschränkt. Die großen Plattformbetreiber
arbeiten an einer Alternative, die dann auch international zur Verfügung stünde (Einrichtung einer digitalen Identität) - die würde dann aber wiederum nicht bei Behörden nutzbar sein. Das war auch Thema bei der Anhörung zum ePersonalausweis vergangenen Juni im Innenausschuss.
So richtig es ist, sich Gedanken um eine Durchsetzung der Regeln zur Altersfreigabe von Computer-Spielen zu machen, in der Umsetzung gibt es doch viele Schwierigkeiten. Hinzu treten noch weitere Hürden: wenn bei jedem Spielen die Identität nachgewiesen werden muss, ist nicht nur technisch erfassbar, welches Gerät auf eine bestimmtes Spiel zugreift, sondern auch wer genau. Hier wären also hohe Anforderungen an die Datensicherheit (sichere Kartenlesegeräte, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Authentifizierungsdaten, etc.) und den Datenschutz (Verbot der Speicherung von Einlog-Daten, Verbot der Verknüpfung von personenbezogenen und personenbeziehbaren Daten unterschiedlicher Spiele, etc.) zu stellen. Eine einfache Lösung wird es hier also nicht geben können.
Trotzdem danke ich Dir für die Anregung, die ich gern in die Diskussion mit den Genossinnen und Genossen in der Fraktion mitnehme.
Viele Grüße,
Ulla Jelpke