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Ulla Jelpke
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Frage von Dieter C. •

Frage an Ulla Jelpke von Dieter C. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Guten Tag Frau Jelpke,

der Osnabrücker Zeitung sagten Sie : Wenn die Bundeswehr unbedingt an der Wehrmacht festhalten will, soll sie dies auch eingestehen. Dann weiß die Öffentlichkeit, wes Geistes Kind die Truppe ist“
Gerne würde ich von ihnen erfahren woher sie sich das Recht nehmen solch eine Aussage zu treffen. Obwohl ich "Die Linke" Wähler bin fühle ich mich mit Ihrer Aussage( wes Geistes Kind ) als ehemaliger Soldat der Fallschirmjägertruppe beleidigt. Welche Erfahrungen haben sie mit Soldaten gemacht. Mit Ihrer Aussage stelle ich Sie auf das gleiche Niveau wie Frau v.d. Leyen. Für mich eine inkompetente Ministerin die aus einer Armee einen Arbeitgeber für Frauen und Kinder machen will. Bitte erklären Sie mir warum eine Kaserne nicht nach Feldmarschall Rommel benannt werden darf.
D. C.

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr C.,

erlauben Sie mir eine Gegenfrage: Warum sind Rommel und andere Offiziere der Wehrmacht offenbar so wichtig für das Selbstverständnis der Bundeswehr?

Es wäre ja meinetwegen noch darüber zu diskutieren, ob Offiziere, die sich am Attentat des 20. Juli 1944 beteiligt hatten, in irgendeiner Weise Vorbildfunktion entfalten könnten. Ich bin da sehr skeptisch – immerhin hatten diese Offiziere zuvor elf Jahre lang das Naziregime unterstützt und fanden erst zu entschlossener Opposition, als die militärische Niederlage absehbar war.

Rommel gehörte aber nicht einmal dem Kreis der Verschwörer des 20. Juli 1944 an. Das Beste, was ihm an Kritik an Hitler nachgesagt wird, ist, dass er sich im Sommer 1944 offen über die aussichtslose militärische Lage geäußert hatte. Okay, das ist eine militärfachliche Kritik, für die es damals Mut brauchte. Aber bis dahin, ja sogar noch darüber hinaus, hat Rommel dennoch alles dafür getan, den „Atlantikwall“ aufzubauen, um die alliierte Invasion aufzuhalten. Von seinen anderen „Leistungen“ auf anderen Schlachtfeldern will ich gar nicht reden. Rommel handelte ganz im Interesse seines „Führers“. Es mag sein, dass er denen einen oder anderen besonders verbrecherischen Befehl nicht durchgeführt hat. Ich behaupte auch nicht, dass Rommel überzeugter Nazi gewesen sei. Ich finde, es genügt schon zu wissen, dass Rommel bis zuletzt seine ganze fachliche Kompetenz in den Dienst der Nazis gestellt hat. Er hat eine Front verteidigt, hinter der Auschwitz lag. Er hat das Terrorregime verteidigt und für seine Verlängerung gesorgt.

Ich nehme Ihnen durchaus ab, dass Sie mit dem NS-Terrorregime nichts zu tun haben wollen. Ich finde es dann aber inkonsequent, jemanden zu verteidigen, der willig und bis zuletzt diesem Terrorregime gedient hat. Und ich frage mich, warum es so wenige Bundeswehr-Angehörige gibt, die sich von solch einem Vasallen Hitlers emanzipieren wollen.

Mit freundlichen Grüßen

Ulla Jelpke