Udo Gebhardt
SPD
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Frage von Franziska O. •

Frage an Udo Gebhardt von Franziska O. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Gebhardt,

im Zuge meines Studiums der "Sprechwissenschaft" absolviere ich zur Zeit ein Praktikum in einer logopädischen Praxis in Halle. Die Sprachtherapie wird, wie ich feststellen musste, für viele Menschen, vor allem Kinder, immer wichtiger und dennoch fehlen die Mittel, um für alle Patienten ausreichend und nachhaltig zu sorgen. Obwohl ich wirklich Gefallen an der Arbeit und auch der bestimmten Praxis gefunden habe, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als nach dem Studium Sachsen-Anhalt zu verlassen, um als selbstständige Therapeutin Existenzchancen zu haben.

Wie wollen Sie verhindern, dass immer mehr junge Akademiker Sachsen-Anhalt den Rücken kehren und ihre berufliche Selbstständigkeit im westlichen Deutschland verfolgen?

viele Grüße
Franziska Oertel

Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Oertel!

Zunächst muss ich mich entschuldigen, dass ich Ihre wichtige Frage erst jetzt beantworte. Bitte haben Sie Nachsicht.

Generell kann Sachsen-Anhalt nur dann ausreichend junge Akademiker an sich binden, wenn es attraktive berufliche Perspektiven bietet. Einkommensunterschiede zu westdeutschen Ländern müssen dringend ein Ende haben.

Zu Ihrer persönlichen Situation: Obwohl ich kein ausgewiesener Kenner der Gesundheitspolitik bin, weiß ich aber wohl, dass es, bezogen auf die Bevölkerungszahl, in Sachsen-Anhalt zuwenig therapeutische Praxen gibt. Wenn die Statistik für unser Bundesland eine hohe Quote an Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausweist und eine signifikant niedrige Quote an psychischen Erkrankungen, dann bedarf es nur einer Nachfrage, um festzustellen, dass die psychotherapeutische Versorgung weit unter Bundesniveau liegt. Ergo werden psychische Erkrankungen weniger behandelt und gezählt, die Menschen leiden an den Folgen - den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Inwieweit die Kassenärztliche Vereinigung in solchen Fällen per Bedarfsplanung nachbessern kann, ist die eine Frage. Die für mich wichtige Frage ist, ob daraus politische Schlüsse gezogen werden. Ansätze könnten sein: Politik hat einen Auftrag, sich um gesundheitliche und soziale Prävention zu kümmern. Solche präventiven Angebote, also auch sprachtherapeutische, müssen im Sinne von Standortfaktoren vorgehalten werden. Aktuell gehörte dies auch in den Maßnahmekatalog des "Fachkräfte-Sicherungspaktes", den Landesregierung, Wirtschaft und Gewerkschaften unterzeichnet haben. Die wirtschaftliche Basis für Therapeuten muss in Sachsen-Anhalt gesichert werden. Dazu gehören auch Fördermaßnahmen aus dem "Topf" der Wirtschafts- und Existenzgründerförderung. Mir ist klar, dass sich Politik damit auch gegen eine mächtige Wirtschaftslobby durchsetzen muss, weil im Bereich kostspieliger Behandlung (Apparate/Pharma) immer mehr Rendite zu erwarten ist, als im Bereich kostenneutraler Prävention. Aber genau das ist Aufgabe von Politik und Gemeinwesen.